Duisburg. Duisburgs Sommer-Neuzugang, Stanislav Iljutcenko musste sich erst bei Gino Lettieri und dann bei seinem Nachfolger beweisen. Ilia Gruev hat zu Spielerzeiten eine ähnliche Situation beim MSV erlebt und kann deswegen mitfühlen.

  • Duisburgs Sommer-Neuzugang, Stanislav Iljutcenko, musste sich oft beweisen.
  • Trainer Ilia Gruev kennt diese Situation.
  • Er hat deswegen einen guten Draht zu Stanislav Iljutcenko.

Im bisherigen Saisonverlauf segelte Stanislav Iljutcenko beim MSV Duisburg über viele Monate im Windschatten. Der aus Osnabrück geholte Stürmer konnte sich beim Fußball-Zweitligisten während der Sommervorbereitung kein Startelf-Ticket sichern, hinterließ bei Ex-Trainer Gino Lettieri aber doch irgendwie Eindruck. Der Deutsch-Italiener schickte den Angreifer in den ersten acht Meisterschaftsspielen immer ins Rennen – meist jedoch als Einwechselspieler.

Iljutcenko gelang dabei ein wichtiges Tor. Im Aufsteiger-Duell gegen Arminia Bielefeld traf er am 16. August 2015 zum 2:2-Unentschieden. Danach folgte eine lange Flaute, bevor der frühere Lotter Anfang März wieder zuschlug. Als Joker gelang Iljutcenko beim 3:3 in Frankfurt das zwischenzeitliche Anschlusstor zum 1:2.

Vor dem Duell in der Mainmetropole gab es ein einschneidendes Erlebnis bei „Stani“. Ein Gespräch mit Trainer Ilia Gruev zeigte ihm die Perspektive und seinen Stellenwert auf. „Das war ein sehr gutes Gespräch. Es hat mir gut getan und die Blockade gelöst“, meint der Offensivmann rückblickend. Iljutcenko wurde für seinen engagierten Auftritt belohnt. Beim 1:1 in Braunschweig absolvierte der Sommer-Neuzugang seinen ersten Zweitligaeinsatz über die komplette Spieldauer. Iljutcenko zahlte das Vertrauen zurück. Im Heimspiel gegen Union Berlin zauberte er den Ball per Fallrückzieher zum 1:1-Zwischenstand in die Maschen. „Das war wirklich schön anzusehen“, lachte Gruev, „nach unserer Unterredung hat Stani in drei Begegnungen zwei Tore erzielt. Er arbeitet viel für das Team, bringt sich richtig gut ein.“

Gelebter Teamgeist, das gefällt Gruev

Was dem Duisburger Fußballlehrer außerdem gefällt, ist die Art und Weise, mit der Iljutcenko seinem Beruf nachgeht. „Als ich Stanislav kurz vor dem Ende des Berlin-Spiels ausgewechselt habe, hat er mit dem bereitstehenden Einwechselspieler Tim Albutat nicht nur abgeklatscht, sondern ihn richtig impulsiv umarmt und ihn angespornt. Das ist für mich gelebter Teamgeist, so etwas ist ganz wichtig in einer Mannschaft.“

Irgendwie sieht Ilia Gruev in Stanislav Iljutcenko ein Spiegelbild von sich selbst. „Als ich vor ein paar Jahren als Neuzugang nach Duisburg kam, hatte ich die Vorgespräche mit dem damaligen Trainer Friedhelm Funkel geführt. Als die Vorbereitung los ging, war Funkel aber gar kein Trainer mehr beim MSV, sondern Wolfgang Frank. Als der mich zum ersten Mal gesehen hatte, meinte er: Wer sind Sie? Ich musste mich komplett neu beweisen. Das war keine einfache Situation.“ Ähnlich war die Konstellation bei Iljutcenko. Gino Lettieri hatte die Verpflichtung vor der Saison zusammen mit Manager Ivo Grlic eingefädelt. Im Herbst 2015 kam mit Ilia Gruev ein neuer Coach mit ganz anderen Vorstellungen. Iljutcenko musste bei Null anfangen, viel Geduld haben und scheint jetzt belohnt zu werden.

„Mein Handy ist fast explodiert“

Am Freitag in Paderborn soll der Angreifer wieder von Beginn an ran. Ein einfacher Treffer würde dann auch reichen und zudem noch Stress ersparen. Iljutcenko: „Nach meinem Fallrückzieher ist mein Handy fast explodiert. Viele Freunde und Bekannte haben sich gemeldet, um zu gratulieren.“ Möglicherweise reicht es zum „Tor des Monats März“. Iljutcenko gelassen: „Ich würde die Auszeichnung natürlich gerne mitnehmen. Sie ist aber kein Muss. Viel wichtiger ist, dass wir weiterhin Punkte sammeln, um mit dem MSV in der 2. Liga zu bleiben.“ Dazu will auch Stanislav Iljutcenko noch weitere Beiträge leisten. Ganz klar, der 25-Jährige hat Blut geleckt. „Ich versuche, alles zu geben und spiele jetzt mit viel mehr Selbstvertrauen“, sagt er. Trainer Gruev spart nicht mit Lob: „Stani macht das richtig gut.“