Berlin. . Der Coach des Fußball-Zweitligisten erhält nach der Niederlage in Berlin eine weitere Kurzzeit-Zusage. Möhlmann und Gruev sind bereits im Gespräch.
Irgendwann musste Gino Lettieri schmunzeln. Eine halbe Stunde nach der 2:3 (0:3)-Niederlage bei Union Berlin, die den MSV Duisburg weiterhin ans Tabellenende der 2. Fußball-Bundesliga kettet, kam bei der wissbegierigen Berliner Medienschar die Frage nach der Union-Personalsituation auf. Berlins neuer Trainer Sascha Lewandowski sprach von zwei, drei Defensivausfällen und von der Option, eventuell einen vertragslosen Profi nachzuverpflichten.
MSV-Coach Lettieri konnte sich eine Anmerkung nicht verkneifen: „Union überlegt, was nach den paar Ausfällen passiert. Uns standen elf Leute nicht zur Verfügung.“ Eine entsprechende taktische Aufstellung mit den Profis, die verletzt, gesperrt oder nicht spielberechtigt sind, händigte Lettieri vor dem Anpfiff dem Sky-Reporter aus.
Allerdings dachte der Mikro-Mann, Lettieri hätte ihm die aktuelle Startelf als Arbeitsgrundlage notiert. Erst danach folgte die Auflösung mit einem Augenzwinkern. Lettieri klebte diese Aufstellung zudem an die Plexiglasscheibe seiner Trainerbank.
Die Anekdote belegt, dass der 48-Jährige mit der Situation, sich nur von Spiel zu Spiel zu hangeln, humorvoll umgeht. Lettieri legt eine gewisse Lockerheit an den Tag, mahnt dazu immer wieder zur Geduld und zeigt sich kämpferisch. „Ich habe mir absolut nichts vorzuwerfen. Meiner Mannschaft habe ich beim 0:3-Rückstand zur Pause gesagt, dass hier noch etwas geht. Wir waren nicht diese drei Tore schlechter, sondern haben wieder bei Standards nicht aufgepasst.“
Geschäftsführer Maas: „Gespenstische Dramaturgie“
Das 1:0 fiel schon nach vier Minuten durch Bobby Wood. Linksverteidiger Dustin Bomheuer ließ dem Flankengeber Sören Brandy zu viel Raum. Branimir Bajic kam am Fünfmeterraum einen Tick zu spät. Drin. Vor dem 2:0 musste Dustin Bomheuer, der für Brandy eingeteilt war, wegen eines Nasenbeinbruchs draußen behandelt werden. In Unterzahl kassierte der MSV das Kopfballtor – natürlich vom unbewachten Brandy (31.).
„Gespenstisch“ findet Geschäftsführer Bernd Maas mittlerweile die Dramaturgie, mit der sich die Zebras ihre Treffer einfangen. Mittlerweile stehen 23 Gegentore nach neun Partien zu Buche. Die Tordifferenz von minus 16 wird im weiteren Saisonverlauf kaum noch in ein Plus zu verwandeln sein. Maas: „Wir hoffen, dass sich die Lage entzerrt. Alle Jungs, die momentan nicht zur Verfügung stehen, kannst du so in die Startelf schmeißen.“
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Giorgi Chanturia, neuverpflichteter Stürmer aus Georgien, weilte zum Erledigen von organisatorischen Dingen in seiner Heimat und soll am 5. Oktober im Kellerkracher gegen Paderborn zur Verfügung stehen. Dann sitzt Gino Lettieri auf der Duisburger Trainerbank. Wieder kämpferisch, wieder mit einer Portion Humor. „Über den Trainer müssen wir jetzt nicht sprechen“, betont Maas, „wir haben deutlich gesehen, dass die Mannschaft lebt.“
Allerdings ist beim MSV Benno Möhlmann als potenzieller Lettieri-Nachfolger schon im Gespräch. Auch der Name Ilia Gruev fiel bereits. Zudem erhielt der MSV über die Beraterschiene bereits Anfragen von „Pele“ Wollitz und Uwe Rapolder.
Obinnas erstes Tor
Trotz aller Bekenntnisse gibt es für Lettieri nur dann mehr als eine Kurzzeit-Perspektive, wenn der von Mittelfeldkraft Martin Dausch zitierte „Bock endlich umgestoßen“ wird. Dausch: „So, wie wir in Berlin aufgetreten sind, kann uns niemand etwas vorwerfen. Ich hoffe, dass diese Partie, in der wir uns zu keinem Zeitpunkt aufgegeben haben, der Weckruf war.“
Nach dem Seitenwechsel kam der MSV durch den ersten Treffer von Victor Obinna (57.) und ein Jokertor von Kingsley Onuegbu (84.) auf 3:2 heran. Michael Ratajczak, der beim dritten Treffer unglücklich aussah, hielt die Zebras nicht nur durch einen gehaltenen Foulelfmeter (75.), sondern auch durch zwei weitere Großtaten im Rennen. Bei der Schlussoffensive schaltete sich „Rata“ nicht als stürmender Keeper ein, auch wenn er gerne gewollt hätte. „Ich hatte in zwei, drei Situationen überlegt, nach vorne zu gehen, aber von der Bank kam das Kommando, dass ich hinten bleiben soll.“
Am Ende durften sich die Zebras zwar eine engagierte Leistung mit Herz und Einsatzwillen ans Revers heften, sich dazu wohlwollenden Applaus des mitgereisten Anhangs abholen, aber letztlich stehen solche Elemente nicht in der Tabelle. „Klar ist es schwer, sich immer wieder aufzurappeln, aber wir müssen weiter an uns glauben. Sobald wir nicht mehr dran glauben, wird es schwierig“, fasst Martin Dausch zusammen. Zumindest er nahm aus Berlin etwas mit. Nämlich das Trikot von seinem Union-Kumpel Sören Brandy. Aber zum Frust-Bekämpfen reicht auch ein Textilstück der alten Liebe nicht.