Das Spiel gegen den VfB Speldorf markiert noch nicht das Ende des SC Westfalia. Der Herner Vorstand erhofft sich Rückendeckung durch eine vierstellige Zuschauerzahl.

Wolfgang Volmer

„Gelsenkirchen rettet Schalke”: So titelte die WAZ in ihrer gestrigen Ausgabe. „Herne rettet Westfalia” – auf diese Überschrift müssen die SCW-Fans vermutlich noch lange warten. Leicht variiert, ist eine solche Headline indes so unrealistisch nicht: „Herner retten Westfalia” - so könnte es nach dem heutigen Spiel in der NRW-Liga gegen den VfB Speldorf (Sa., 15 Uhr, Schloss Strünkede) heißen. „Wenn mehr als tausend Zuschauer kommen, können wir eventuell doch erst mal weitermachen”, legt Vorsitzender Horst Haneke am Ende der selbst gesetzten Galgenfrist dem Delinquenten doch nicht den Strick um den Hals.

Noch deutlicher waren die Signale, welche die Mannschaft aus dem Mund von Geschäftsführer und Hauptsponsor Jürgen Stieneke erreichten. „Er hat klar gesagt, dass es nicht das letzte Spiel ist”, so Trainer Frank Schulz. Was Stieneke auf Anfrage der WAZ bestätigte. „Es ist überhaupt nicht daran gedacht, jetzt aufzuhören”, erklärte der 62-jährige Unternehmer. „Ich weiß gar nicht, wie dieser Quatsch in die Welt gekommen ist.”

War das Schreckgespenst einer Insolvenz, das der Vorsitzende an die Wand malte, also nur ein Hilfeschrei, eine plumpe PR-Aktion, um dem Verein neue Sponsoren zuzuführen? Ganz so ist es nicht. Die Löcher in der Kasse sind real, und auch Stieneke ist nicht gewillt, sie ständig (fast) allein zu stopfen. Ohne frisches Geld, ohne neue Sponsoren, ohne Entgegenkommen einiger Hauptgläubiger ist die fünfte Liga nicht dauerhaft zu finanzieren. Und auch nicht ohne Unterstützung durch die Fans. Insofern nehmen die Verantwortlichen die heutige Zuschauerzahl auch als Gradmesser dafür, wie sehr es sich lohnt, in diesen Verein noch Zeit und Geld zu investieren. Und ebenso werden mögliche neue Sponsoren darauf schauen, welchen Rückhalt der SCW noch in der Stadt und der Region hat.

Was am Ende des Tages hängen bleibt, das wird man erst in einigen Wochen oder auch Monaten beurteilen können. Erst am Donnerstag, so Horst Haneke, seien 200 Briefe an Unternehmen der Region rausgegangen. Da macht es natürlich wenig Sinn, zum Amtsgericht zu laufen, noch bevor man die Wirkung dieser Aktion beziffern kann. Auch von etlichen anderen Initiativen verspricht sich der Vorstand einiges. Zum Beispiel von der nach wie vor laufenden Patenschafts-Aktion, den „Retter-Aktien” oder einer „Ewigkeitskarte”, die 1000 Euro kosten und dem Inhaber auf Lebenszeit Zutritt zu den SCW-Spielen gewähren soll – plus Dreingaben wie Bier, Würstchen und Rabatten bei Sponsoren. Sogar einen zehnprozentigen Nachlass auf die Stromrechnung will Stieneke bei den Stadtwerken aushandeln. Ein Gespräch werde der Oberbürgermeister vermitteln. Selbst nur Herr über leere Kassen, schließt sich OB Horst Schiereck auch dem Appell des Fanclubs „Herner Supporters” an: „Liebe Fans des SC Westfalia: Bitte besucht das Spiel am 31. Oktober! Ein großer Zuschauerzuspruch stärkt den Verein und zeigt möglichen Sponsoren, dass es sich lohnt, in den Verein zu investieren”, heißt es in einer Presseerklärung aus dem Rathaus. Enden tut sie mit einem bekannten Brecht-Zitat: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.” Es scheint, als habe der Kampf gerade erst richtig begonnen.