Essen. Borussia Mönchengladbach muss im Kampf um Europapokal-Plätze einen Rückschlag gegen einen direkten Konkurrenten hinnehmen. Beim Hamburger SV verlor die Mannschaft von Trainer Lucien Favre mit 0:1. Dabei zeigten die Gladbacher mal wieder zwei komplett verschiedene Halbzeiten und individuelle Fehler sorgten für die Pleite in der Hansestadt.
Die 35. Spielminute war Sinnbild für die erste Hälfte zwischen dem Hamburger SV und Mönchengladbach. Milan Badelj marschierte durch das Mittelfeld und kein Gladbacher konnte den Kroaten stoppen. Zu schnell bewegte sich der Hamburger, zu langsam kamen die Grätschen der Gäste. Der Mannschaft von Lucien Favre fehlte die Spritzigkeit nach dem kräftezehrenden Duell gegen Lazio Rom in der Europa League. Dabei wollte die Borussia "keine Ausreden" gelten lassen.
Gladbachs Trainer Lucien Favre ließ deshalb gleich fünf neue, frische Spieler starten: Kapitän Filip Daems spielte für Oscar Wendt, Thorben Marx und Granit Xhaka bildeten zusammen mit Lukas Rupp das zentrale Mittelfeld der Borussia und Mike Hanke kam in der Sturmspitze zum Zuge. Die Gastgeber wollten ausgeruht und mit Rückenwind den zweiten Sieg in Folge feiern, nachdem die Mannschaft von Trainer Thorsten Fink am vergangenen Wochenende die andere Borussia aus Dortmund mit 4:1 geschlagen hatte. Nationaltorwart Rene Adler musste gegen Mönchengladbach passen und wurde durch Jaroslav Drobny ersetzen. Außerdem spielten beim HSV Badelj nach abgesessener Gelbsperre für Rincon und der begnadigte Slobodan Rajkovic für Bruma.
HSV vom Anstoß weg überlegen
Die Hausherren waren aber nicht nur in der 35. Minute überlegen, sondern bestimmten die Partie vom Anstoß an. Heung Min Son, der schnelle Stürmer der Gastgeber war ein ständiger Gefahrenherd und auch Torjäger Artjoms Rudnevs bereitete der Mannschaft vom Niederrhein Probleme. Und wenn der HSV nicht selbst den Weg in die Offensive fand, spielte Xhaka dem Gegner in die Beine - wortwörtlich. Der Schweizer Nationalspieler, der zuletzt beim 0:4 der Fohlen in Bremen in der Startelf stand, wirkte unkonzentriert und nervös. In der 24. Minute bediente der 20-Jährige Rafael van der Vaart mustergültig und der Holländer bedankte sich mit einem Traumtor aus 25 Metern - Marc-André ter Stegen war chancenlos und Xhaka frustriert und nicht weniger verunsichert. Der Nationalspieler beschwerte sich zuletzt über fehlende Spielpraxis, aber ein weiterer schwerer Bock nur fünf Minuten später war auch damit nicht zu entschuldigen.
Der Gegentreffer machte die Aufgabe für die Gäste ungleich schwerer. Der HSV wirkte abgeklärt und ließ kaum Offensivaktionen der Gladbacher zu. Rupp, der zwar viel Aufwand auf der rechten Seite betrieb, war im Strafraum der Hamburger aber vor allem gedanklich zu langsam (28.). Kurz vor der Pause hatte die Fink-Elf erneut leichtes Spiel. Einen Fehlpass von Hanke nahm Per Ciljan Skjelbred auf und wäre er so konsequent gewesen wie van der Vaart, die Teams wären mit einem 2:0 in die Kabinen gegangen.
Gladbach nach der Pause mit der zweiten Luft
So aber war die Partie für Borussia Mönchengladbach noch nicht gelaufen. Nach dem Seitenwechsel erwischte Gladbach die zweite Luft und der HSV verpasste es, die vorzeitige Entscheidung herbeizuführen. Es waren nur noch die Gäste, die den Weg zum Tor suchten und fanden. Vor allem Herrmann arbeitete hart für den Ausgleich. Immer wieder kam der U21-Nationalspieler über die linke Seite und suchte einen Abnehmer in der Mitte. Oder probierte es selbst (66.) Drei Minuten später erwischte Hanke die Flanke nur mit dem Scheitel (69.). Die Borussia war am Drücker und Favre brachte Youngster Amin Younes. Der kleine Offensivmann sorgte für weiteren Schwung in Gladbachs Angriffsspiel. Erst scheiterte Younes direkt nach seiner Einwechslung im Strafraum (67.), dann fehlte ihm nach einem tollen Sololauf die Kraft beim Abschluss (71.) und auch Daems' Versuch ließ den letzten Druck hinter dem Ball vermissen. Der hohe Aufwand wurde nach 90 Minuten nicht belohnt. Der HSV sichert sich durch das 1:0 drei wichtige Punkte im Kampf um die Europa-League-Plätze
Der Auftritt der Borussia wirkte vor allem in Halbzeit zwei alles andere als kraftlos. Aber wegen individueller Fehler im ersten Abschnitt fährt Gladbach ohne Punkt zurück an den Niederrhein.