Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale der Europa League verpasst. Durch ein Tor von Libor Kozak in der vierten Minute der Nachspielzeit trotzte Lazio Rom dem Fußball-Bundesligisten am Donnerstag ein 3:3 (1:0) im Hinspiel ab.

Genau zwei Jahre nach seinem Amtsantritt bei Borussia Mönchengladbach erlebte Trainer Lucien Favre einen denkwürdigen Europa-League-Abend im Borussia-Park - aber kein Happy End für seine Mannschaft. In einem verrückten Sechzehntelfinal-Hinspiel gegen Lazio Rom musste die Borussia in der vierten Minute der Nachspielzeit das Tor zum 3:3 hinnehmen. Die Ausgangslage für Borussia Mönchengladbach im Rückspiel in Rom (Donnerstag, 21. Februar, 19 Uhr, live in unserem Ticker) ist denkbar ungünstig und die Rollenverteilung für das zweite Duell ist eindeutig.

"Wir akzeptieren ganz klar die Favoritenrolle", sagte Lazios albanischer Sportdirektor Igli Tare vor dem Hinspiel selbstbewusst, auch wenn mit Miroslav Klose "einer der besten Stürmer der Welt" fehlte. Die "Biancocelesti" setzten auf Klose-Ersatz Sergio Floccari in der Sturmspitze und der sollte ein würdiger Vertreter des deutschen Nationalspielers sein. "Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir zuhause ein Ergebnis vorlegen", war die Marschroute von Martin Stranzl, der erst zum gefeierten Helden, dann zur tragischen Figur wurde.

Stranzl verwandelte einen Elfmeter zum 1:0

Der "Held Stranzl" brachte seine Farben früh mit 1:0 in Führung. Die Gladbacher spielten aus einer kompakten Grundordnung und setzen auf schnelle Angriffe nach Ballgewinn - ein Erfolgsrezept, wie sich schnell rausstellte. Luuk de Jong eroberte den Ball, Juan Arango ließ Patrick Herrmann starten und André Dias konnte den schnelle Stürmer nur noch durch ein Foul im Strafraum stoppen.  Elfmeter und Auftritt Stranzl Der Kapitän übernahm in Abwesenheit der eigentlichen Elferschützen Filip Daems und Thorben Marx die Verantwortung und verwandelte zur frühen Führung.

Die Gäste waren gefordert und die Mannschaft vom Niederrhein konnte ihrer defensiven Ausrichtung mit punktuellen Kontern treu bleiben. Fünf Minuten nach dem 1:0 war es erneut Herrmann, der nicht regelkonform in einem Sprint gestoppt wurde. Den Freistoß aus 16 Metern brachte Arango aber nur in die Mauer. Die Römer hingegen taten sich schwer und kamen vor allem nach individuellen Fehlern der Gastgeber zu Tormöglichkeiten. So schoss Borussias Schlussmann Marc-André ter Stegen Floccari an (12.). Außerdem sorgten unnötige Fehlpässe von Jantschke (29., 32.) und Roel Brouwers (36.) und nicht die eisigen Temperaturen für Schockstarre auf den Rängen. Auch bei ruhenden Bälle waren der Italiener gefährlich. Lazio näherte sich dem Tor (31., 43.), konnte den deutschen Nationaltorwart aber nicht überwinden. Ter Stegens Pendant Federico Marchetti allerdings hätte kurz vor der Pause fast noch mal hinter sich greifen müssen. Ein Freistoß von Arango knallte an den linken Pfosten (41.).

Nach dem Seitenwechsel sollte das Spiel ein komplett anderes Gesicht kriegen - wie auch zuletzt Borussias Begegnung mit Bayer Leverkusen. Gäste-Trainer Vladimir Petkovic brachte den offensiveren Libor Kozak für den ehemaligen Hamburger Cristian Ledesma und bewies damit ein feines Näschen. Binnen neun Minuten drehte Lazio die Partie. Erst erzielte Klose-Ersatz Floccari den Ausgleich. Oscar Wendt hatte den starken Antonio Candreva flanken lassen, in der Mitte blieb Nordtveit stehen (56.). Dann bediente Lulic den eingewechselten Kozak, der das 2:1 für Rom markierte. Dem zweiten Treffer der Römer gingen erneut eklatante Abwehrfehler voraus.

Juan Arango erzielte das 3:2 für Gladbach

Die Borussia war nur kurz irritiert und versuchte, wenigstens den Ausgleich zu erzielen. Nach einer Ecke riss der indisponierte Dias Stranzl auf den harten Boden. Der russische Unparteiische Sergey Karasev zeigte Gelb-Rot und erneut auf den Punkt (70.). Wieder bewies Stranzl Mut, diesmal aber wurde der Held zur tragischen Firgur, scheiterte er am Lazio-Schlusmann und traf nur zwei Minuten später, der Elfer steckte dem Verteidiger noch in den Knochen, nur Aluminium.

Das Spiel nahm jetzt deutlich an Fahrt auf. Beide Trainer brachten frisches Personal und Gladbach doch noch die Möglichkeit zum Ausgleich. Wieder ertönte ein Pfiff und die Borussia bekam den dritten Strafstoß zugesprochen - Lorik Cana foulte de Jong im Strafraum. Mit dem eingewechselten Marx stand nun ein sicherer Schütze auf dem Feld. Der Routinier verwandelte souverän zum 2:2; das sollte aber nicht der Endstand sein. Zauberfuß Arango düpierte mit einem weiten Freistoß aus 30 Metern Entfernung Marchetti und der Borussia-Park wurde zu einem Tollhaus. Die Gladbacher drehten die Partie und feierten ein gelungenes Jubiläum ihres Trainers Lucien Favre - dem Schweizer allerdings war nicht nach Feiern zu Mute. In den hektischen und spektakulären Schlusssekunden kam Lazio noch einmal entscheidend vor den Kasten von Keeper ter Stegen und Hernanes erzielte den 3:3-Ausgleich.

Die Gladbacher erlebten im Europapokal ein torreiches Wechselbad der Gefühle und müssen das kräftezehrende Unentschieden aus den Köpfen und aus den Knochen kriegen. In weniger als 40 Stunden muss die Borussia beim HSV antreten. Dort haben sie die Chance, viele Dinge besser zu machen.