Mönchengladbach.. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl muss sich schon nach sechs Spieltagen vor Fohlen-Trainer Lucien Favre stellen. In der Europa League droht am Donnerstag gegen Fenerbahce Istanbul die nächste schwere Aufgabe. Nationaltorwart Marc-André ter Stegen ist nach dem 0:5 in Dortmund wieder fit.
Sportdirektor Max Eberl stemmt sich bei Borussia Mönchengladbach gegen die Krisenstimmung. Nach dem schwachen Saisonstart mit der Tendenz zu stetig schlechteren Leistungen droht in der Europa League gegen Fenerbahce Istanbul (Donnerstag, 21.05 Uhr/Live im DerWesten-Ticker) der nächste Rückschlag. "Es geht erst einmal nicht um Zauberfußball, sondern um Ergebnisse", sagt Eberl. Schon seit sechs Spielen wartet die Borussia auf einen Sieg, der letzte wurde vor fast sechs Wochen mit dem 2:1 gegen Hoffenheim eingefahren. Das 0:5 in Dortmund am vorigen Samstag bildete den Tiefpunkt einer bislang völlig verkorksten Saison.
Die vorige Spielzeit, als die Gladbacher als Fastabsteiger des Vorjahres die Bundesliga aufrollten, erscheint inzwischen schon als eine vor Ewigkeiten geschehene Geschichte. Gegen den türkischen Rekordmeister Fenerbahce und am Samstag im Abendspiel gegen Frankfurt soll nach Forderungen der Verantwortlichen, ja, muss sogar die Wende erfolgen. "Wir müssen beweisen, dass wir es noch können", sagte Eberl. "Ich wünsche mir, dass gekämpft wird bis zum Umfallen", erklärte Vizepräsident Rainer Bonhof.
Eberl, der als Spieler ein großer Kämpfer war, musste sich schon vor Trainer Lucien Favre stellen. Der Schweizer ist nach dem Debakel in Dortmund in die Kritik geraten. Parallelen zu seiner Tätigkeit bei Hertha BSC, mit der er zunächst um den Titel mitspielte, um sich anschließend mit dem Team in größte Probleme zu verwickeln, wurden bereits gezogen. "Wir werden jetzt sicher nicht anfangen, Fehler bei Einzelnen zu suchen. Jeder ist jetzt gefragt, und wir werden zusammen die Situation angehen", erklärte Eberl in einem viel beachteten Interview mit einer Zeitung zu Wochenbeginn. Der 39-Jährige und Favre haben gemeinsam schon seit dem Saisonbeginn vor zu hohen Erwartungen gewarnt.
Den Warnungen zu Saisonbeginn folgte großer Frust
Mit dem Verlust der Achse Dante (zum FC Bayern), Roman Neustädter (Schalke) und Marco Reus (Dortmund) müsse die Elf weitgehend neu formiert werden, warnte Favre. Was folgte, war dennoch frustrierend. Gegen den Hamburger SV wurde in der vorigen Woche beim 2:2 wenigstens die Niederlage in letzter Minute und in Unterzahl abgewendet. Gegen den türkischen Tabellenvierten Istanbul, der nach drei sieglosen Spielen selbst nicht in bester Verfassung in Gladbach antritt, kehrt Martin Stranzl in das Team zurück. Der Österreicher hatte gegen den HSV die Rote Karte gesehen und wurde in Dortmund schmerzlich vermisst.
Denn Zugang Alvaro Dominguez von Atletico Madrid agiert in der Abwehr keineswegs so überzeugend, wie es eine Ablöse von acht Millionen Euro erwarten ließe. Die Defensive funktioniert nicht mehr, nachdem sie vorige Saison als das beste Bollwerk der Bundesliga gelobt wurde. Marc-Andre ter Stegen, der nach einer in Dortmund erlittenen Hüftverletzung gegen Istanbul dabei sein soll, steht wesentlich mehr im Brennpunkt, als ihm lieb sein kann.
Noch krasser als bei Dominguez ist aber das Missverhältnis zwischen Einkaufspreis und den bisherigen Leistungen bei Stürmer Luuk de Jong. Zwölf Millionen kostete der Niederländer, der noch keine Topleistung wie vorige Saison bei Twente Enschede gezeigt hat. Im zweiten Gruppenspiel der Europa League stehen aber alle Gladbacher unter Druck. Das 0:0 in Limassol auf Zypern zum Auftakt rächt sich. Die Gladbacher hatten sich förmlich danach gesehnt, nach 16 Jahren endlich wieder auf der europäischen Bühne mitspielen zu dürfen. Aber nach dem Verpassen der Champions League in den Playoffs gegen Dynamo Kiew war die Europa League zum Start nicht mehr gut genug, um mit der besten Mannschaft anzutreten. "In der Gruppe sind Marseille und Fenerbahce die Favoriten", sagte Bonhof. Nicht nur in der Bundesliga, auch im internationalen Wettbewerb backen die Gladbacher mittlerweile sehr kleine Brötchen. (dapd)