Mönchengladbach. Der 1. FC Köln war wieder der perfekte Aufbaugegner für Borussia Mönchengladbach - kein Wunder, dass die Gladbacher dem Nachbarn den Klassenerhalt wünschen. Spiele gegen Köln sind für die Gladbacher Festtage - und sie erinnern an Freilose.

Max Eberl hatte vor diesem Duell einen sehr nachvollziehbaren Satz gesagt. „Ich möchte“, so der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, „dass wir am Sonntag gewinnen, aber ich möchte nicht, dass der 1. FC Köln absteigt.“ Wunsch eins wurde prompt erfüllt. Der 3:0-Sieg der Borussia gegen den rheinischen Erzrivalen war eine klare Sache. Wunsch zwei dagegen dürfte deutlich schwieriger zu erfüllen sein. Ob der FC in dieser Verfassung gut genug ist, um Hertha BSC in der Tabelle hinter sich zu lassen und zumindest die Relegationsspiele bestreiten zu dürfen, ist seit gestern fraglicher denn je.

Wem bis zu diesem Spieltag noch nicht klar war, warum Max Eberl so interessiert daran ist, auch in der nächsten Saison wieder gegen den Geißblock-Klub antreten zu können, der dürfte spätestens Sonntag aufgeklärt worden sein. Es ist offensichtlich: Spiele gegen Köln sind für die Gladbacher Festtage, auch in dieser Spielzeit holten die Borussen wieder sechs von möglichen sechs Punkten. Anders formuliert: Spiele gegen den FC erinnern an Freilose.

Arango kopiert einen Freistoß

Symptomatisch schon das erste Tor. Juan Arango bringt es fertig, einen Freistoß, den er bereits beim Hinspiel auf den Kölner Rasen gezaubert hatte, perfekt zu kopieren. Und spätestens dieses 1:0 in der 19. Minute war der Dosenöffner für die gesamte Partie. Der eingewechselte Tony Jantschke erhöhte nach einem Freistoß von Marco Reus auf 2:0 (53. Minute), ehe Reus persönlich zur Tat schritt, vier Kölner Abwehrspieler wie Slalomstangen umkurvte und das 3:0 (55. Minute) perfekt machte. Es war das 16. Saionstor des Blondschopfs, der mit dieser einen Aktion nicht nur einen Treffer erzielte, sondern mehr noch: er demütigte den FC, der auch in Gladbach ein erschreckend schwaches Bild abgab.

Einen Schaefer-Schub, wie Gladbachs Coach Lucien Favre befürchtet hatte, war nicht einmal ansatzweise zu erkennen. Vielleicht muss jeder Trainer, der die Rheinländer betreut, in diesen Tagen zwangsläufig scheitern? Fest steht, auch Frank Schaefer, der erst am Donnerstag Stale Solbakken abgelöst hatte, kann keine Wunderdinge bewirken.

Mit drei Toren waren die Kölner jedenfalls bestens bedient. Hätten die Borussen alle Chancen genutzt, wäre auch eine Niederlage mit sechs bis sieben Toren Unterschied durchaus möglich gewesen. Für Gladbach war dieses FC-Team tatsächlich der Aufbaugegner, den man gebraucht hatte nach nur einem Sieg in den vergangenen neun Pflichtspielen.

Sieben Punkte Vorsprung auf den VfB Stuttgart

„Es ist schwer zu erklären“, sagte Borussias Filip Daems nach dem Abpfiff. „Aber es stimmt, dass wir gegen Köln immer gut drauf sind.“ Und dieses Mal war der Erfolg für das Team von Lucien Favre wirklich alles andere als unwichtig. Mit sieben Punkten Vorsprung auf den VfB Stuttgart konnten die Borussen ihren Anspruch, zumindest die Qualifikationsspiele für die Champions-League bestreiten zu wollen, eindrucksvoll unterstreichen. „Wir können durchatmen“, freute sich Daems. „Den Vorspung vor Stuttgart sollten wir nicht mehr aus der Hand geben.“

Aber natürlich wissen die Gladbacher auch, dass jetzt sogar die direkte Qualifikation für die Königsklasse wieder erreichbar geworden zu sein scheint. „Wir haben nur einen Punkt weniger als Schalke, alles ist möglich“, gibt Daems die Parole für den Saisonendspurt aus.

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Am kommenden Samstag müssen die Borussen zum Abendspiel beim BVB antreten. Und Stürmer Mike Hanke betont vor der Partie: „Wir möchten auf keinen Fall erleben, wie der BVB dort die Meisterschaft feiert.“ Eine schwierige Aufgabe zweifellos, zumal die Möglichkeit besteht, dass die Dortmunder bereits vor dem Anpfiff über eine erfolgreiche Titelverteidigung jubeln können – Voraussetzung wäre zuvor ein Punktgewinn von Werder in Bremen gegen die Bayern.

Teilnahme an der Europa League ist schon perfekt

Die Gladbacher dürfen bereits jetzt jubeln. Mindestens die Teilnahme an der Europa League ist perfekt. „Das haben wir verdient“, meinte Hanke. „Wir haben heute wieder gezeigt, was wir drauf haben.“ Dem wollte Lucien Favre nicht wiedersprechen. „Die Mannschaft hat viel Druck gemacht, wir haben gutes Pressing und viel nach vorne gespielt“, lobte der Fußball-Lehrer. „Es war logisch für uns, das 1:0 zu machen.“

Seinem Kollegen, Frank Schaefer, stand zwar die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Dennoch bemühte sich der Kölner Coach, positive Aspekte zu finden. „Wir haben gegen einen ganz, ganz stark aufspielenden Gegner gespielt und trotzdem in keiner Phase Zerfallserscheinungen gezeigt.“ Viel eindrucksvoller lässt sich nicht ausdrücken, dass die Kölner Anspüche kaum noch sinken können. Dazu passt auch das Zitat von Lukas Podolski, der „von einem Schritt in die richtige Richtung“ sprach. Damit meinte der Nationasldpieler, der einen schwachen Tag erwischte, nicht die Richtung Zweite Liga. „Wir werden weiter alle Kräfte bündeln und konzentriert arbeiten“, versprach Trainer Schaefer. „Ich habe heute gute Ansätze gesehen und bin sicher, in den restlichen drie bis fünf Spielen den Klassenerhalt schaffen zu können.“