Mönchengladbach. Die traditionelle Rivalität zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln mündete in den letzten Jahren häufig in Gewaltausbrüchen. Kürzlich hat eine Kölner Fan-Gruppierung einen Fanbus der Gladbacher auf der Autobahn gestoppt und überfallen. Für die Polizei ist das Bundesliga-Derby am Sonntag ein Hochsicherheitsspiel.
Nach dem brisanten Derby im Ruhrgebiet zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund kommt es am Sonntag (Live-Ticker auf DerWesten) zum Rivalenduell in der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Zuletzt überschattet von massiven Anfeindungen, bietet die Polizei ein Großaufgebot auf, um Gewalt rund ums Spiel zu ersticken.
Überfall von Köln-Anhänger auf Gladbach-Fanbus
Trauriger Höhepunkt der Gewaltspirale war der Überfall einer Kölner Gruppierung auf einen Fanbus der Gladbacher auf der Autobahn. Die Chaoten hatten dabei versucht, das Gefährt der Borussia-Anhänger auszubremsen. Bei dem Stopp an einem Rastplatz gingen die Vermummten sogar auf den Bus mit Baseballschlägern los, warfen mit rot-weiß bemalten Pflastersteinen und demolierten das Fahrzeug beträchtlich.
Schon das Hinspiel in Köln wurde von den Behörden als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Die Folge war ein kostspieliger Polizeieinsatz mit tausenden Polizisten. Die Beamten schirmten rund um das Spiel Straßenbahnen, in denen sich die Gästefans befanden, mit ihren Fahrzeugen ab, um die Sonderzüge auf ihrem Weg zum Stadion vor Wurfgeschossen zu schützen.
Davor hatte es auf beiden Seiten Überfälle auf Fangruppierungen gegeben. So wurde eine Bus mit Anhängern des 1. FC Köln mit Feuerwerksraketen beschossen, in dem sich auch der damalige Manager des Kölner Fußball-Klubs Michael Meier befand.
Polizei verbietet Hooligans Anreise nach Gladbach
Um die Gefahr zu verringern, herrscht am Spieltag weiträumig ein Glas-, Flaschen- und Dosenverbot in Mönchengladbach und rund ums Stadion. Das Verbot gilt auch für die Züge der Deutschen Bahn. Anreisende Gästefans müssen im Abteil auf ihr Bier aus der Flasche verzichten.
Um die größten Störenfriede vom Bundesligaspiel generell fernzuhalten, hat die Polizei Bereichsverbote für 29 bekannte Hooligans aus Mönchengladbach ausgesprochen. Auf Kölner Seite herrscht ein so genanntes Aufenthalts- und Betretungsverbot für 155 Personen. 90 erhielten außerdem ein "Gefährderanschreiben".
Im Visier der Polizei sind vor allem pyrotechnische Gegenstände. „Wir bitten die Fans eindringlich, als gute Gäste auf die Verwendung von Pyrotechnik im Borussia-Park und in dessen Umfeld zu verzichten. Das Mitführen und Abbrennen von Pyrotechnik führt ausnahmslos zu erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen und zu einem bundesweiten Stadionverbot“, heißt es im Fanbrief der Mönchengladbacher Polizei an die Gäste aus Köln.
1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach kooperieren
Beide Vereine sind um die Glättung der sich auftürmenden Gewaltwogen bemüht. Mehrfach haben sie in Appellen an die Fans einen Gewaltverzicht eingefordert. Doch allein dies reicht nicht. Auch die beiden Sozialprojekte der Klubs, das Fan-Projekt des 1. FC Köln sowie das Mönchengladbacher Fan-Projekt Supporters Club, haben in einer gemeinsamen Stellungnahme den sportlichen Aspekt in den Mittelpunkt gerückt. „Ja zur Rivalität und nein zur Gewalt!“, heißt es in der Stellungnahme.
Allein bei gut gemeinten Worten bleibt es jedoch nicht. Matthias Neumann, Geschäftsleiter der Fanbetreuung des Gladbacher Projekts, erklärt, dass, um Provokationen zu vermeiden, die unterschiedlichen Fangruppierungen auf dem Weg zum Stadion voneinander getrennt werden. Das in der Nähe zum Stadion gelegene Fanhaus der Gladbacher wird für die Gästefans nicht zu sehen sein. Ein Sichtschutz soll die Lager beschwichtigen.
"Wir Fans haben keine Lust auf Gewalt"
Was die Brisanz des Derbys angeht, erwartet der Neumann ohnehin keine neue Eskalationsstufe. "Im letzen Jahr war die Brisanz wesentlich größer", sagt er. In der vergangenen Saison steckte die Borussia noch im Abstiegskampf. Die Emotionen kochten damals höher. In der Kooperation mit dem Kölner Fanprojekt sieht der Gladbacher einen ersten Schritt Richtung Normalisierung. "Wir Fans haben keine Lust auf Gewalt", betont Neumann. Ein rheinisches Derby ohne riesigen Polizeiapparat beim Spiel und ohne Glas- und Dosenverbot, "das wünschen wir uns alle und das ist langfristig unser Ziel", so Fanbetreuer.