Berlin. . Borussia Mönchengladbach hat gegen Hertha BSC einen 2:0-Sieg gefeiert und ist damit ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Am Ende stand jedoch eine fragwürdige Entscheidung von Schiedsrichter Felix Brych im Mittelpunkt.

Borussia Mönchengladbach hat gegen Hertha BSC einen 2:0-Sieg gefeiert und ist damit ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Am Ende stand jedoch eine fragwürdige Entscheidung von Schiedsrichter Felix Brych im Mittelpunkt.

Im Olympiastadion von Berlin hätten an diesem Abend Schneemänner gefroren. Die 47500 Menschen auf den Tribünen atmeten weiße Wölkchen und dachten an eine heiße Badewanne. Das Viertelfinale im DFB-Pokal zwischen Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach plätscherte dahin. 0:0 nach 90 Minuten, die Verlängerung wünschte sich eigentlich niemand. Doch sie kam, und dann ging die Post ab. Es wurde nicht nur heiß, sondernhitzig, und Gladbach siegte durch ein Elfmeter-Tor von Verteidiger Filip Daems in der 101. Minute und einen Treffer in letzter Sekunde von Oscar Wendt 2:0 (0:0, 0:0). Aber der Reihe nach.

Reus unauffällig

Die ersten 90 Minuten gepflegte Langeweile kann man getrost vernachlässigen. Keine wirklich packende Torszene, nur zwei Mannschaften, die sich belauerten und auf Fehler des jeweils anderen Teams warteten. Selbst Marco Reus, der Gladbacher Zauberfuß in der Offensive, konnte nicht glänzen. Zwar war er im kurzärmeligen Trikot und Handschuhen erschienen, doch viel mehr Auffälligkeiten gab es zunächst nicht. Meist hatte er gleich zwei Herthaner auf den Füßen stehen. Null Tore, null Aufregung.

Schiedsrichter Felix Brych pfiff pünktlich in der 90. Minute ab. In der Bundesliga hätten de Ziuschauer jetzt nach Hause gehen dürfen. Aber es war ein Pokal-Viertelfinale. Hinsetzen, anschnallen, Verlängerung.

De Camargo zeigt Schauspieleinlage

Nach neun Minuten kocht es plötzlich auf dem Rasen. Eine weite Flanke fliegt in den Strafraum der Berliner. Herthas Innenverteidiger Roman Hubnik ist zuerst am Ball, von hinten springt ihm Gladbachs Angreifer Igor de Camargo in den Rücken. Damit wäre die Szene eigentlich beendet. Eigentlich, denn sie geht weiter.

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Der Gladbacher Angreifer dreht ab, Hubnik verfolgt ihn und stellt ihn in Höhe des Elfmeterpunktes. Ein kurzes Wortgefecht, dann zuckt der Kopf von Hubnik vor. Der Herthaner berührt de Camargo mit der Nase an der Stirn. Der Gladbacher stürzt zu Boden als hätte ihn Aufwärtshaken von Mike Tyson getroffen. Nur Trainer Norbert Meier, der damalige Trainer des MSV Duisburg, ist bei seinem Kopfstoß-Duell mit dem Kölner Albert Streit schauspielerisch schöner zu Boden gegangen.

Brych zeigt auf den Elfmeterpunkt

Schiedsrichter Brych reagiert sofort: Er zeigt Hubnik die Rote Karte und entscheidet auf Elfmeter.

Fassungslosigkeit bei Hubnik und Berlins Trainer Michael Skibbe. „Unglaublich“, sagt Skibbe später. „Fast 50000 Zuschauer im Stadion haben nicht das gesehen, was der Schiedsrichter gesehen hat.“

Nur: Natürlich war es eine unsportliche Schauspiel-Einlage von Igor de Camargo. Für eine andere Schwalbe hatte er in der 78. Minute übrigens schon die Gelbe Karte gesehen. Doch: Hubnik hat dort überhaupt nichts zu suchen, und wenn er mit dem Kopf nach vorne zuckt und seinen Gegenspieler trifft, ist das eine Tätlichkeit. Und für eine Tätlichkeit im Strafraum gibt es einen Platzverweis und einen Elfmeter.

Daems verwandelt sicher

Gladbachs Verteidiger Filip Daems ließ sich von dem Theater nicht anstecken. Er schnappte sich den Ball, legte ihn auf den Elfmeterpunkt und verwandelte in der 101. Minute sicher zum 1:0 für Gladbach.

Die Gastgeber antworteten wütend, doch Gladbach spielte die Partie souverän zu Ende. Es gab sogar noch einen wunderschönen Schlusspunkt für die Gäste vom Niederrhein, der in dem ganzen Ärger fast untergegangen wäre.

In der 120. und damit letzten Minute wechselte Gladbachs Trainer Lucien Favre für Mike Hanke noch Oscar Wendt ein. Eigentlich ein taktischer Wechsel, um Zeit zu gewinnen. Doch Wendt war kaum im Spiel, als er mit dem ersten Ballkontakt zum 2:0-Endstand traf. Hertha schäumte, Gladbach feierte, am Ende war es also doch noch ein heißer Pokal-Kampf.