Dortmund. . Borussia Mönchengladbachs Star Marco Reus wechselt für 17,5 Millionen Euro im Sommer zur anderen Borussia nach Dortmund. Die Westfalen müssen 17,5 Millionen Euro an den Klub vom Niederrhein überweisen.

Borussia? Oder Borussia? Oder vielleicht doch ein Verein, der im Namen weniger preußisch daherkommt, der vielleicht sogar im Süden angesiedelt ist, in Bayern? Marco Reus hat berichtet, er habe seine Entscheidung im Weihnachtsurlaub gefällt, zum fruchtbaren Gedankenspiel angeregt von der prallen Sonne Dubais, Borussia Mönchengladbach verlassen und zur anderen Borussia wechseln, zur Dortmunder Borussia, wird der 22-Jährige erst, wenn auch in Deutschland die Wahrscheinlichkeit höher ist, einen wärmenden Strahl zu erwischen. Nach Saisonschluss, im Sommer 2012. Und doch kann schon jetzt behauptet werden: Einen spektakuläreren Transfer als diesen wird das so frische neue Jahr kaum noch erleben.

Watzke: "Wir werden uns mit diesem Transfer nicht verheben"

Der amtierende Deutsche Meister hat sich die Dienste des aktuell heiß begehrtesten deutschen Talentes gesichert, das sich nicht schon in den eigenen Reihen befindet. Das ist auch als Zeichen dafür zu werten, dass die ökonomische Rehabilitation nach dem Beinahe-Bankrott, der vor nur etwas mehr als einem halben Jahrzehnt drohte, vom BVB als abgeschlossen angesehen wird. Immerhin 17,5 Millionen Euro müssen die Westfalen schließlich an den Klub vom Niederrhein überweisen, die im Vertragswerk von Reus festgeschriebene Ablösesumme. Hans-Joachim Watzke, Dortmunds Geschäftsführer und langjähriger Nachlassverwalter einstiger Großmannsucht, beeilte sich deshalb, wieder aufkommende Zweifel am seriösen Finanzgebaren gleich zu zerstreuen: „Wir werden uns mit diesem Transfer nicht verheben.“

Das könnte auch daran liegen, dass der BVB über teure Schätzchen verfügt, die er selbst schlicht abgeben oder auf den Markt werfen kann. Unter anderem die Verträge von Florian Kringe, Mohamed Zidan und Antonio da Silva laufen aus. Millionengehälter von Spielern, die in den vergangenen Monaten selten gebraucht wurden, könnten also eingespart werden. Außerdem wird der Grenzgänger zwischen Mittelfeld und Sturm Reus einen Posten auf dem Rasen übernehmen wollen. Und weil Ex-Toptorjäger Lucas Barrios in dieser Spielzeit von Neu-Toptorjäger Robert Lewandowski aus der ersten Elf katapultiert wurde und sich damit unzufrieden zeigt, könnte ein Verkauf von Barrios ebenso in den strategischen Plänen der Dortmunder eine Rolle spielen wie ein Verkauf des Shooting-Stars der vergangenen Saison, Shinji Kagawa.

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Eines hat Watzke nach Bekanntwerden des Millionengeschäfts aber ebenso eilig garantiert wie die Seriosität des Finanzgebarens: „Marco Reus und Mario Götze werden in der kommenden Saison definitiv gemeinsam für Borussia Dortmund spielen.“ Und damit ist der Schritt vom Reich der Zahlen ins Reich der Heimatfolklore vollzogen. Reus hat zwar sportliche Gründe für seine Entscheidung angeführt und damit die Kampfansage an den FC Bayern enthüllt: „Es war mir wichtig, mit Gladbach fair und offen umzugehen und kein langes Versteckspiel zu treiben. Aber ich habe mich entschieden, dass ich den nächsten Schritt machen und bei einem Verein spielen möchte, der um die Meisterschaft mitspielt und mir die Garantie gibt, in der Champions League zu spielen.“ Doch der BVB trifft auch auf der Klaviatur der Gefühle die richtigen Tasten.

Noch heißer begehrt

Götze, der weltweit noch heißer als Reus begehrte Dortmunder Junge, wird sich nicht auf Wanderschaft begeben. (Und zwar unter anderem, weil sein Vertrag bis ins Jahr 2014 reicht und mit ihm auch 2013 noch viel Geld zu verdienen wäre.) Reus, der für die Schwarzgelben in der Jugend gespielt hat, dessen Eltern in Dortmund wohnen, dessen Freundin in Dortmund wohnt, wird heimgeholt. (Und zwar wohl mindestens bis 2016, weil sein Vertrag bis ins Jahr 2017 reicht.) Und, wer weiß schon, wie es weiter gehen wird. „Der Verein hat eine großartige Entwicklung genommen“, hat Hans-Joachim Watzke gesagt und damit eine Begründung dafür geliefert, dass man im Fall von Nationalmannschaftsakteur Marco Reus nach zahlreichen cleveren Billigeinkäufen in den vergangenen Jahren im Hochpreissegment unterwegs war. Aber Großartigkeit ist bekanntlich im Fußball immer noch zu überbieten.