Köln. Mehr als 1000 Minuten hatte Stürmer Mike Hanke nicht für Borussia Mönchengladbach getroffen. Im Rheinderby beim 1. FC Köln gelang Hanke ein Doppelpack, die Borussia gewann 3:0 - und steht nun auch noch an der Tabellenspitze.

Freudestrahlend kam Mike Hanke in die Mixed-Zone gestapft. Zuvor hatte er in der Gästekurve mit seinen Mitspielern und den zahlreich angereisten Gladbachern ausgelassen den deutlichen 3:0-Sieg über den 1. FC Köln gefeiert. Und nicht nur den. Sicher feierte Mike Hanke auch ein wenig sich selbst. Denn nach mehr als 1000 Minuten ohne Torerfolg, hatte der Gladbach-Stürmer endlich wieder getroffen. Ausgerechnet im Derby. Und dann auch noch doppelt.

Als die Reporter ihm die Mikrofone und Aufnahmegeräte entgegen streckten, lehnte Hanke zunächst noch dankend ab. „Ich muss oben fürs Fernsehen erst ein Interview geben. Wenn man 'mal trifft, dann wird man auch 'mal eingeladen“, sagte der 28-Jährige ein wenig schmunzelnd.

Lucien Favre zeigte sich erleichtert

Also musste Mitspieler Dante zunächst beantworten, wie wichtig die beiden Tore denn jetzt für Mike Hanke seien und was die Mannschaft darüber denkt: „Ich bin sehr froh, dass Mike die beiden Tore gemacht hat. Er ist ein wichtiger Spieler für uns. Und wir sind froh, wenn auch mal jemand anderes als Reus ein Tor macht.“

Dante sprach damit das aus, was sich sicher viele Gladbacher insgeheim denken. So schön es ist, einen Spieler wie Reus in seinen Reihen zu haben, so gefährlich ist es auch, eben von diesem abhängig zu sein.

Dementsprechend erleichtert zeigte sich Gladbachs Trainer Lucien Favre. Der hatte in den letzten Wochen, auch durch die Verletzung von Igor De Camargo, an dem Sturmduo Hanke/Reus eisern festgehalten. „Mike hat bis jetzt in der Saison sehr gut gespielt, bisher nur leider kein Tor geschossen. Aber er hat immer sehr gut für die Mannschaft gespielt“, sagte der Gladbach-Trainer, der mit seinem Lob für den Doppeltorschützen nicht sparen wollte: „Er ist ein sehr guter Fußballer und ich bin froh dass er endlich getroffen hat. Ich hoffe er macht so weiter.“

Lobeshymnen, die Hanke im Derby gegen Köln von Beginn an rechtfertigte. Immer in Bewegung, war er stets anspielbar und damit kaum zu greifen für die Kölner Defensive. Und wenn Hanke den Ball hatte, wusste er immer etwas mit diesem anzufangen. Selbst im Direktpassspiel mit Sturmkollege Reus wusste er zu gefallen. Der Lohn: Das 1:0 in der 20. Minute, als er plötzlich freistehend vor FC-Torwart Michael Rensing auftauchte, und die Kugel cool an selbigem vorbei ins Tor schob.

Reus und Hanke spielen Stein, Schere, Papier

So cool, als wenn er nie etwas anderes gemacht hätte in den letzten Wochen. Von mehr als 1000 Minuten Ladehemmung keine Spur. „Ich habe gar nicht gewusst, wie viele Minuten ich nicht mehr getroffen habe. Das ist mir auch egal. Ich wusste, dass es irgendwann wieder klappt“, sagte Hanke.

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Ob damit der Knoten jetzt endlich geplatzt sei bei ihm, mochte der 28-Jährige nicht beantworten. „Beim Stürmer kommt es halt immer darauf an, dass er zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle steht.“ So wie beim zweiten Tor, als ihm der Ball nach einem Zuspiel von Havard Nordtveit eher zufällig vor die Füße fiel und Hanke zum 3:0 sicher verwandelte. Die Vorentscheidung in einem sehr einseitigen Derby.

Beinahe hätte Hanke auch noch sein drittes Tor gemacht. In der 78. Minute sprach Schiedsrichter Manuel Gräfe den Gladbachern einen Freistoß in aussichtsreicher Position zu. Knapp 20 Meter vor dem Kölner Tor. Mike Hanke hatte sich schon den Ball geschnappt, doch Marco Reus, der ausnahmsweise noch nicht getroffen hatte, wollte auch gerne schießen. Da für eine lange Diskussion keine Zeit war, lösten die Gladbach-Stürmer das Problem auf ihre eigene Art. „Wir haben einfach Stein, Schere, Papier gespielt. Marco hatte dann nen Stein und ich ne Schere“, schmunzelte Hanke. Ein Zeichen dafür, dass es zwischen Reus und Hanke derzeit einfach stimmt.

So wie im gesamten Gladbacher Team. „Die Mannschaft hat einfach ein riesig gutes Spiel gemacht“, sagte Hanke, der aber betonte, dass Gladbach noch längst keine Spitzenmannschaft sei. „Es war ein enormer Schritt, doch es wartet noch viel Arbeit auf uns auf einem harten Weg“, sagte der Stürmer. Auf die Frage, wohin dieser Weg die Borussia denn führe, antwortete er nur: „Das ist völlig offen.“

Die Tabellenführung sei für ihn nur eine Momentaufnahme. „Natürlich gucken wir morgen gerne auf die Tabelle, aber wir denken weiter von Spiel zu Spiel, das ist unser Erfolgsrezept.“