Berlin. Marco Reus ist der Motor des Erfolges bei Borussia Mönchengladbach. Englische Zeitungen verpassten dem Nationalspieler den Spitznamen “Rolls Reus“. Trotzdem betont Trainer Favre nach dem 2:1-Sieg in Berlin: „Er hat noch viel zu lernen.“

Es ist verrückt. Noch vor zwei Wochen wurde in Gladbach darüber debattiert, warum die Mannschaft so viele Chancen braucht, um mal ein Tor zu machen. Warum, so wurde gefragt, macht Marco Reus so wenig aus seinen vielen Tormöglichkeiten? Und jetzt, zwei Spiele später, wird Borussias Superdribbler dafür gefeiert, dass er zwei Bundesliga-Begegnungen im Alleingang entscheiden konnte.

Englische Medien berichten über "Rolls Reus"

Der 22-jährige Wirbelwind erzielte zwei Tore beim 2:1-Sieg gegen Hannover, und am vergangenen Samstag erzielte er zwei Tore beim 2:1-Sieg in Berlin. Nie war der Mann so wertvoll wie heute. Borussia hat, so schrieb es jetzt die englische Zeitung „Guardian“, einen „Rolls Reus“. Keine Frage, Borussias aktueller Torjäger weckt Begehrlichkeiten, auch wenn die Gladbacher, vor allem Marco Reus selbst, das Thema mittlerweile komplett ausblenden.

Man will keine Diskussion mehr befeuern, die ohnehin schon viel zu viel Eigendynamik gewonnen hat. Da lenkt man lieber den Fokus auf andere Dinge. Nach der Partie bei der Hertha waren die Gladbacher nicht nur wegen des Sieges erleichtert, sie waren obendrein ziemlich froh, dass ihr Juwel die Begegnung vergleichsweise unbeschadet überstehen konnte.

Reus ein häufig gefoulter Spieler

Danach hatte es in der 34. Minute nicht ausgesehen, als Herthas Raubein Maik Franz den Borussen auf Höhe der Mittellinie von hinten brutal in die Beine gegrätscht war. Gelbe Karte? Fehlanzeige. Die Aktion wirkte wie ein Racheakt dafür, dass Reus den Berliner kurz zuvor bei seinem Ausgleichstor zum 1:1 ganz alt aussehen ließ.

Ein ums andere Mal entwischte Reus der Berliner Abwehr, und in der 55. Minute ließ er seinem Treffer noch einen weiteren folgen, den entscheidenden zum 2:1 (1:1)- Endstand. Es sei müßig, etwas zu diesem Spieler zu sagen, betonte Marco Reus. „Außerhalb des Spielfeldes soll Franz ja ein cooler Typ sein. Aber auf dem Spielfeld schaltet er ab“, so der Gladbacher nach dem Abpfiff zur Revanche à la Franz. „Ich hoffe, dass ich nicht zum Freiwild werde.“

Reus effizient bei der Chancenverwertung

Fest steht, in der zweiten Halbzeit, in der die Borussen viel wacher und energischer agierten als zuvor, gab Reus die richtige Antwort auf die Unsportlichkeit des Herthaners. Mit einem fulminanten Knaller brachte der Nationalspieler seine Mannschaft in Front und schoss sie damit zum Sieg. „Vor Wochen hat man Marco vorgeworfen, nicht clever genug zu sein. Jetzt sind der erste und der zweite Schuss drin. Effektiver kann es nicht sein“, so Sportdirektor Max Eberl. „Die Wahrheit liegt immer in der Mitte.“

So sieht es auch Marco Reus. „Das ist Fußball. Heute sind mir zwei Tore gelungen, obwohl ich nicht so viele Chancen hatte. Manchmal klappt es, manchmal weniger“. Reus scheint sich keinen Kopf zu machen, was durchaus als große Stärke zu werten ist. „Er ist ein unglaublich guter Junge, der Fußball spielen und Spaß haben möchte“, erläuterte Max Eberl. „Das dokumentiert er auf dem Platz und all das Drumherum versucht er abzuschütteln.“

Reus in einer Reihe mit Gomez und Götze

„Alle in Deutschland wissen, dass Marco ein Top-Spieler ist“, ergänzte Trainer Lucien Favre. „Er hat ein enormes Potenzial, aber auch noch zu lernen, noch viel zu tun. Das ist keine Lüge von mir, ich übertreibe nicht. Er ist 22 Jahre alt und es ist logisch, dass er noch was lernen kann. Viele Details und er wird das mit mir gut machen.“

Reus’ Mitspieler wissen, was sie an ihrem Torjäger haben. „Er gehört zu den Top-Drei unter den Offensivspielern in der Liga“, sagte Mittelfeldspieler Roman Neustädter und gab zu bedenken, dass Reus anders als etwa Mario Götze und Mario Gomez nicht bei einem Top-Klub spiele. „Er ist ein toller Spieler, der immer in den freien Raum geht und einen guten Abschluss hat“, sagte der starke Patrick Herrmann, der Reus nicht nur vor dem 1:2 mustergültig bediente.

Dank der sieben Tore von Reus stehen die Gladbacher in der Tabelle bestens da. „Wir werden uns jetzt aber keine neuen Ziele setzen“, sagte der ebenfalls starke Martin Stranzl.