Mönchengladbach. .

Dem tollen 6:3 in Leverkusen folgt ein schlimmes 0:4 gegen Eintracht Frankfurt. Borussia Mönchengladbach schwankt zwischen den Extremen.

Rein geografisch betrachtet, liegt Frankfurt ungefähr in der Mitte zwischen Leverkusen und Nürnberg. Aber Max Eberl ist nun einmal Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und kein Landvermesser. Und so spielte Eberl auf den Entwicklungsstand seiner Borussen an, als er sagte: „Wir müssen die Mitte zwischen Nürnberg und Leverkusen finden.“ Gegen Nürnberg hatte Gladbach solide 1:1 gespielt, in Leverkusen wie im Rausch mit 6:3 gewonnen. Gegen Frankfurt aber verfehlte Eberls Elf jede Mitte. Sie lieferte beim 0:4 ein neues Extrem.

Das nahm der Sportdirektor seiner Mannschaft hinterher durchaus übel. Eberl ging es nicht so sehr um die Höhe der Heimklatsche, auch wenn dieses 0:4 weh tat, sondern um die Art und Weise, wie Gladbach sich hatte zerlegen lassen: Weil das Team die Mitte zwischen Nürnberg und Leverkusen nicht fand, fand es auch die Frankfurter nicht. Wenn es nötig gewesen wäre, den Spielern von Eintracht-Coach Michael Skibbe auf den Leib zu rücken, hielten die Borussen respektvoll Abstand. Wenn es angebracht gewesen wäre, mit einer leidenschaftlichen und kämpferischen Vorstellung den Gästen den Schneid abzukaufen, verhob sich das Team bei dem Versuch, die Eintracht spielerisch aus den Angeln zu heben.

Es ehrte Eberl wie Trainer Michael Frontzeck, das nach dem 0:4 auch einzuräumen. „Nichts dran zu deuteln, auch in der Höhe verdient“, gab Frontzeck kurz und knapp zu Protokoll.

Die beiden Gladbacher hätten es sich nämlich auch einfacher machen und Schiedsrichter Jochen Drees für die Niederlage verantwortlich machen können. Das Publikum hatte in Drees schnell den Sündenbock gefunden. Nach dem 0:1 durch einen Abstauber von Benjamin Köhler köpfte Gladbachs bulliger Sturmtank Mo Idrissou den Ball noch vor der Pause ins Netz. Drees erkannte den Treffer nicht an, weil Idrissou seiner Meinung nach im Fünfmeterraum Frankfurts Keeper Oka Nikolov angegangen war. Die Entscheidung war knifflig, auch nach dem Studium von Zeitlupe und Superzeitlupe gingen die Ansichten in den Katakomben des Borussia-Parks auseinander. Was immerhin heißt: Man hätte den Treffer durchaus geben können. Symptomatisch allerdings war, und dafür kann kein Schiedsrichter etwas, dass sich die Borussia fast im Gegenzug das 0:2 durch Gekas einfing.

Schiedsrichter Drees trat danach noch einmal in Erscheinung, als er einen Bodycheck von Maik Franz an Idrissou im Strafraum übersah und Gladbach damit die Chance nahm, vor der Pause noch einmal heran zu kommen.

Skibbe: „Wir haben in zwei, drei Szenen Glück gehabt“

Vielleicht hätte aber auch ein 1:2 nicht mehr geholfen. Frankfurt, das mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet war und überraschenderweise die Ruhe bewahrt hatte, schlug nach der Pause noch einmal zu. Der Pass von Pirmin Schwegler düpierte die gesamte Gladbacher Defensive, Patrick Ochs traf mit links zum 0:3. Von da an war’s ein Trainingsspiel für die Gäste, bei dem Theofanis Gekas mit seinem zweiten Tor zum 0:4 noch einmal daran erinnerte, warum Frankfurt ihn verpflichtet hat. „Wir haben“, sagte Frankfurts Trainer Skibbe zwar anstandshalber, „in zwei, drei Szenen Glück gehabt.“ Aber am Ausgang gab’s nichts mehr zu deuteln.

Es wird Mönchengladbach nach einem 6:3 in Leverkusen nicht trösten, aber zumindest tabellarisch haben sie ihre Mitte nun doch gefunden. Nach Unentschieden, Sieg und Niederlage steht die Elf dort, wo sie allgemein erwartet wird, jenseits von Gut und Böse. Was überrascht, sind die Ausschläge nach oben und nach unten, ist die Anzahl der Tore, die fallen, wenn Gladbach aufläuft: 15 in drei Spielen. Auch da fehlt den Borussen noch die Mitte: zwischen Abwehrarbeit und Vorwärtsdrang.