Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach taumelt durch die Liga. Der Abwärtstrend hat mehrere Gründe. Trainer Gerardo Seoane warnt vor dem VfL Bochum.
Das Relegationsduell mit dem VfL Bochum markierte einst den Beginn der Renaissance von Borussia Mönchengladbach. Nach der Rettung im Jahr 2011, als sich der Fußball-Bundesligist schon einmal am Abgrund befand, folgte eine erfolgreiche Dekade mit sechs Europapokal-Teilnahmen. Der fünfmalige Deutsche Meister und zweimalige Uefa-Cup-Sieger erlebte eine neue Blütezeit, die 2021 allerdings wieder endete. Seitdem zeigt die Trendkurve beim Traditionsklub vom Niederrhein nach unten. An den Glanz früherer Tage erinnern die Trophäen im Vereinsmuseum. Der Lack in Gladbach ist ansonsten wieder ab.
Vor dem Spiel gegen Bochum an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) belegt die Borussia den 15. Tabellenplatz. Sechs Punkte trennen den Klub noch vom Relegationsrang. Vor dem Viertelfinal-Nachholspiel im DFB-Pokal beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken (12. März) stehen für Gladbach noch Duelle mit dem FSV Mainz 05 (2. März) und 1. FC Köln (9. März). Die Borussen taumeln mit nur einem Sieg aus den vergangenen neun Partien durch die Liga. Ihnen droht ein schwieriger Abstiegskampf, wenngleich das (noch) niemand der Verantwortlichen so explizit benennen will.
„Hier haben alle verstanden, in was für einer Situation wir uns befinden“, sagt Trainer Gerardo Seoane. „Ich spüre, dass die Mannschaft sehr eng beieinander ist und gemeinsam an einem Strang zieht. Die Jungs versuchen, geschlossen als Team gegen die Widerstände anzugehen.“ In dieser Lage dürfte es vor allem auf Julian Weigl ankommen, der schon seit Monaten die Kapitänsbinde trägt, weil Torwart Jonas Omlin nach einer Schulter-Operation noch an seinem Comeback arbeitet. Weigl, 28, hat eine Führungsrolle übernommen. Aber kann der frühere Dortmunder diese mit seinen Fähigkeiten aktuell auch ausfüllen?
Auch Gladbachs Weigl ist nun gefordert
Der Mittelfeldmann ist ein spielstarker Ballverteiler, der die meisten seiner Pässe präzise an ihr Ziel bringt. In der derzeitigen Situation dürften im Gladbacher Spiel allerdings andere Komponenten gefragt sein: Zweikampfstärke, Durchsetzungsvermögen und eine gewisse Kompromisslosigkeit. Immer wieder zeigt sich, dass die Borussen ihre Schwierigkeiten mit Mannschaften haben, die ihren spielerischen Ansatz unterbinden. In den nächsten drei Liga-Partien ist genau damit zu rechnen.
Nach dem großen Kaderumbruch, der im vergangenen Sommer angestoßen wurde, ist bei den Fohlen allerdings auch noch keine spielerische Linie erkennbar. Die Verantwortlichen hatten um Geduld beim Neuaufbau der Mannschaft gebeten, doch die Zeit rennt dem Klub so allmählich davon. Man müsse „Ruhe bewahren und weiter arbeiten. Wir wissen, was wir verbessern müssen, um Punkte einzufahren. Man merkt, dass eine positive Anspannung da ist“, sagt Gladbachs Sportdirektor Nils Schmadtke. Viele Fans werden allerdings zunehmend unruhiger, betrachten die Entwicklung mit großer Sorge.
Borussia seit Jahren im Negativtrend
2020 wurde Gladbach noch Tabellenvierter, 2021 dann Achter, 2022 und 2023 jeweils Zehnter. Auch in den vergangenen Jahren drohte der Klub zwischenzeitlich bereits in eine gefährliche Lage verwickelt zu werden, auch da setzte man aber auf eine Strategie der Ruhe und Besonnenheit – zumindest in der Außenkommunikation. Das Wort Abstiegskampf scheint bei Borussia auf dem Index zu stehen, obwohl es doch genug Zahlen gibt, die alarmieren sollten.
Mit 43 Gegentreffern zum Beispiel weist Seoanes Mannschaft den zweitschwächsten Wert der Liga auf. Und ins Bochum-Spiel gehen die Gladbacher nun mit Personalproblemen: Die beiden Innenverteidiger Ko Itakura und Nico Elvedi fehlen jeweils gelbgesperrt. Seoane sieht dennoch genug Optionen: „Für die Abwehr stehen uns nicht nur Joe Scally, Max Wöber und Marvin Friedrich zur Verfügung. Es gibt weitere personelle Alternativen. Stefan Lainer hatte mehrere Teileinsätze und ist inzwischen wieder bei 100 Prozent.“
Gladbach-Trainer Seoane lobt den VfL Bochum
Erhebliche Schwächen offenbart allerdings nicht mehr nur die Defensive, sondern mittlerweile auch die Offensive. In den vergangenen fünf Partien erzielten die Gladbacher nur zwei Tore. Seoane warnt vor dem West-Duell: „Der VfL Bochum tritt seit einiger Zeit mit einer klaren Identität auf. Die Bochumer sind sehr aggressiv im Spiel gegen den Ball, haben eine klar definierte Spielweise und sind sehr unangenehm zu bespielen. Wir wissen, dass es eine große Herausforderung wird.“ Falls Borussia Mönchengladbach diese Prüfung nicht besteht, dürfte Klub noch näher an den Abgrund rücken.