Mönchengladbach. Nach dem 4:0 gegen Wolfsburg geht Gladbach mit einem positiven Gefühl in die Länderspielpause. Danach wartet in Dortmund eine hohe Hürde.
Als Rocco Reitz nach der Partie durch den Spielertunnel des Borussia-Parks lief, zog er mit einem Lächeln kurz die Kapuze der schwarzen Daunenjacke über sein Gesicht. Der 21-Jährige wusste schließlich, dass er auf dem Weg in die Kabine noch einige Fragen der Medienvertreter zu erwarten hatte. Mit seiner Geste erweckte der junge Gladbach-Profi einen Eindruck der Verlegenheit, ließ zugleich aber auch seine besondere Freude erkennen. Beim 4:0 (2:0)-Sieg über den VfL Wolfsburg hatte Reitz, der in Duisburg geboren wurde und seit 2009 für Borussia spielt, sein erstes Bundesliga-Tor erzielt. „Das ist unbeschreiblich“, sagte er. „Ich habe mir das so oft vorgestellt. Jetzt bin ich sehr, sehr glücklich.“
Mit dieser Gemütslage war Reitz nicht der einzige. Auch Borussias Sportdirektor Nils Schmadtke, der vor seiner Rückkehr nach Gladbach im vergangenen Juni drei Jahre als Scouting-Leiter in Wolfsburg gearbeitet hatte, freute sich: „Es ist superschön zu sehen, wenn ein Junge aus dem eigenen Haus sich so entwickelt. Rocco macht es mit seiner Mentalität und seiner Präsenz gut. Mit den Spielen, die er zuletzt abgeliefert hat, hat er es sich verdient, sein Tor zu erzielen.“ Der Mittelfeldspieler, den Gladbach zweimal an den belgischen Erstligisten VV St. Truiden verliehen hatte, darf spätestens nach dieser Partie fest an seinen Durchbruch bei Borussia glauben.
Gladbach-Stürmer Cvancara: „Großen Schritt nach vorne gemacht“
Das gilt gleichwohl auch für die gesamte Gladbacher Mannschaft in ihrem Prozess des Umbruchs. Gegen Wolfsburg, auch Borussias Gegner im DFB-Pokal-Achtelfinale (5. Dezember, 20.45 Uhr), bestätigte das Team den Aufwärtstrend mit Effizienz, spielerischen Elementen und cleverem Umschaltverhalten. Reitz bestrafte einen Fehlpass von VfL-Torwart Koen Casteels (42.), der auch beim Treffer von Franck Honorat (64.) patzte. Tomas Cvancara, im Sommer für 10,5 Millionen Euro Ablöse von Sparta Prag an den Niederrhein gewechselt, beendete seine zweimonatige Torflaute (16.). Alassane Pléa untermauerte mit dem 4:0 seine vorzügliche Form (71.). Dieser Sieg kann einen wichtigen Punkt in der Entwicklung markieren. Cvancara stellte fest: „Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht.“
Die Gladbacher sind nun seit vier Spielen ungeschlagen, davon gewannen sie drei. Aufgrund des besseren Torverhältnisses stehen sie mit 13 Zählern auf Rang neun vor den punktgleichen Wolfsburgern. „Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause und versuchen das zu konservieren“, sagte Schmadtke. „Wir hoffen, dass die Jungs, die auf Länderspielreisen gehen, gesund zurückkommen. Und dann gehen wir das Ganze in Dortmund positiv an.“ Am 25. November (15.30 Uhr/Sky) muss Gladbach beim Vizemeister zum Borussen-Duell antreten. Die Fohlen können jetzt reichlich Mut schöpfen.
Gladbachs Doppelspitze funktioniert
Ob Jordan Siebatcheu für das Spiel beim BVB wieder einsatzbereit sein wird, ist noch offen. Der Stürmer, den Borussia für diese Saison vom Liga-Konkurrenten Union Berlin ausgeliehen hat, fehlte gegen Wolfsburg aufgrund einer leichten Adduktorenverletzung. Allerdings dürfte der jüngste Auftritt dem Gladbacher Trainer ohnehin nicht Anlass zur Veränderung seiner Startelf geben. Pléa und Cvancara bildeten eine gut harmonierende Doppelspitze, auf der rechten Außenbahn lieferte Honorat zudem sein bisher bestes Spiel als Gladbacher ab.
Der französische Flügelspieler, den Gladbach als Nachfolger für den zu Bayer Leverkusen gewechselten Nationalspieler Jonas Hofmann verpflichtet hat, ließ erkennen, über welches Potenzial er verfügt. Den Führungstreffer durch Cvancara bereitet er sehenswert über einen schnell vorgetragenen Doppelpass mit Pléa vor. Bei seinem Schuss aus knapp 20 Metern, der das 3:0 bedeutete, sah Casteels zwar nicht gut aus, der Ball hatte allerdings auch eine hohe Geschwindigkeit. Honorat brachte gegen Wolfsburg eine enorme Präsenz auf den Rasen − und durfte sich wie Reitz über seinen ersten Bundesliga-Treffer freuen.
Reaktion nach der Derby-Pleite in Köln
Trainer Gerardo Seoane lobte derweil die Entwicklung des Mannschaftsgefüges. Nach der Derby-Pleite beim 1. FC Köln (1:3) habe „im Team eine extreme Reaktion stattgefunden in puncto Energie und Kommunikation, nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Die Mannschaft hat begonnen, selbst Verantwortung in Prozessen zu übernehmen. Das gefällt uns. Und das ist ein Weg, den wir weiterhin antreiben wollen.“ Der aktuelle Trend sollte Seoane und seine Gladbacher in der Überzeugung bestärken, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben.