Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach bleibt weiter sieglos. Gegen RB Leipzig läuft vieles besser als zuletzt, doch die Belohnung bleibt aus
Timo Werner hatte sich ein Stück Kuchen auf sein Handy gepackt, den grauen Kulturbeutel unter den linken Arm geklemmt – und so marschierte er demonstrativ zügig Richtung Ausgang. Über den Fußball-Nachmittag im Borussia-Park sprechen wollte der Leipziger Angreifer nicht, zumindest nicht mit Journalisten. Stattdessen plauderte er in einer stillen Ecke noch ein wenig mit Gladbachs Sportdirektor Nils Schmadtke. Und nahm anschließend die Genugtuung mit in den Mannschaftsbus, die Sachsen zum 1:0 (0:0)-Sieg bei den Niederrheinischen geschossen zu haben.
Für Werner war es der erste Torerfolg nach 161 Tagen – eine Flaute, die auch damit zusammenhing, dass die Ersatzbank zuletzt häufiger sein Zuhause war. Auch die Partie bei der Borussia begann er als Reservist. Doch eine Viertelstunde vor Schluss, fünf Minuten nach seiner Einwechslung, nahm er dann einen Steckpass von Xavi Simons, den Gladbachs Innenverteidiger Ko Itakura unglücklich verlängert hatte, auf, umkurvte Keeper Moritz Nicolas und traf aus spitzem Winkel via Innenpfosten ins Ziel.
Kleine, falsche Entscheidungen bei der Borussia
„Das sollte ihm gut tun und Auftrieb geben. Wichtig ist, dass er dran bleibt und wir ihm das Vertrauen geben, so wie heute“, richtete Cheftrainer Marco Rose anschließend ein paar aufmunternde Worte an Werner – ehe er an seiner früheren Wirkungsstätte auch den Gastgebern nach Kräften Trost spendete. „Ich finde, dass sie es bei dem größeren Umbruch, der hier stattfindet, ganz gut hinbekommen haben. Das ist weiterhin eine fußballerisch gute Mannschaft mit schnellen Spielern“, sagte Rose, erwähnte aber zugleich: „Bei all den Wechseln innerhalb des Teams braucht das natürlich Zeit. Und ich hoffe, dass Gerardo sie bekommt.“
Die dritte Pleite im dritten Heimspiel der Saison
Kollege Gerardo Seoane nahm die freundlichen Wünsche mit einem kurzen Nicken entgegen – nachdem er die dritte Pleite im dritten Heimspiel der Saison zuvor bereits als einen „wichtigen Schritt nach vorne“ bezeichnet hatte. Vor allem das „sehr kompakte und aktive Verteidigen“ seines Ensembles, das sich eine Woche zuvor bei Aufsteiger Darmstadt in einer schlimmen ersten Halbzeit noch drei Gegentreffer eingefangen hatte, gefiel dem Schweizer Übungsleiter der Borussia. Allerdings waren da eben auch ein ausbaufähiges Umschaltspiel, fehlende Konzentration und Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor. Plus die „zwei kleinen falschen Entscheidungen“, die Seoane vor Timo Werners Treffer beobachtet hatte.
Kellerkinder-Duell in Bochum
„In der Situation, in der wir uns befinden, muss uns ein perfektes Spiel gelingen und wir dürfen keine eigenen Fehler machen“, schlussfolgerte der 44-Jährige. Dabei trommelte er mit den Fingerspitzen ungeduldig auf den Tisch, beruhigte sich selbst aber mit einem kurzen Resümee zu den bisherigen Heimpartien gegen Leverkusen (0:3), die Bayern (1:2) und Leipzig: „Von diesen Spielen gegen drei sehr starke Teams war das heute wahrscheinlich das kompletteste.“
Trotzdem geht es am nächsten Samstag mit der sehr mageren Ausbeute von zwei Zählern zum Kellerkinder-Duell nach Bochum. „Ich hätte auch gerne mehr Punkte auf dem Konto. Aber wir werden nicht unruhig“, betonte Sportdirektor Schmadtke.
Wegen einiger Verunglimpfungen gegen Leipzigs Sport-Geschäftsführer Max Eberl – unter anderem hing in der Nordkurve ein Transparent, das den 50-Jährigen als Schweinchen mit Krankenschein und dickem Geldbeutel darstellte – hatte Schmadtke im Anschluss an die Partie und stellvertretend für den Verein mit dem langjährigem Gladbach-Manager telefoniert. Doch während Eberl und die Rasenballsportler nach 13 Siegen in den letzten 14 Pflichtspielen recht entspannt dem Pokalspiel am Mittwoch bei Zweitligist Wehen Wiesbaden und dem Liga- Gipfel gegen den FC Bayern am Samstag entgegenblicken können, kauen sie beim Rautenklub inzwischen schon etwas fester auf den Nägeln.
Dabei geht es vor allem darum, bei einer aufopfernden Defensivleistung wie gegen Leipzig im entscheidenden Moment auch am anderen Ende des Spielfelds noch Energie übrig zu haben. „Wir müssen zusehen, dass wir offensiv mehr Durchschlagskraft entwickeln“, fordert Sportchef Nils Schmadtke. Und auch Maximilian Wöber weiß um den zunehmend notwendigen Faktor Erfolg. „So eine Leistung wie gegen Leipzig müssen wir Woche für Woche über 90 Minuten zeigen, dann werden wir auch in sehr naher Zukunft endlich drei Punkte einfahren“, glaubt Gladbachs österreichischer Innenverteidiger. Klappt das allerdings nicht, könne man sich von den eigenen schönen Predigten wie nach dem Duell mit RB Leipzig am Samstag auf Dauer aber „nichts kaufen“.