Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach ist der Angstgegner des FC Bayern und lange sah es nach einer Überraschung aus. Die Analyse zum Gladbacher 1:2.

Gerardo Seoane verließ seine Coaching-Zone immer wieder. Der Schweizer Trainer stand direkt hinter der Seitenlinie, er dirigierte, gab Anweisungen, trieb seine Mannschaft an, die dem Druck des FC Bayern standhalten sollte. Borussia Mönchengladbach, sonst als Angstgegner der Münchener bekannt, gelang das in der Schlussphase der Partie am Samstagabend nicht mehr. Mit dem 1:2 (1:0) vor 54.042 Zuschauerinnen und Zuschauern verpassten die Fohlen einen erneuten Coup im Bundesliga-Klassiker. Sie mussten nach ihrem großen Kaderumbruch in diesem Sommer die erste Niederlage gegen die Bayern im Borussia-Park seit März 2019 hinnehmen.

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Gladbach - Bayern 1:2

Die Gladbacher hatten auf Torwart Jonas Omlin verzichten müssen, Borussias neuer Kapitän muss sich wegen Schulterproblemen möglicherweise einer Operation unterziehen. Seoane setzte zwischen den Pfosten auf Moritz Nicolas, der sein zuvor einziges Bundesliga-Spiel im August 2020 im Trikot von Union Berlin (0:4 bei der TSG Hoffenheim) absolviert hatte. „Er hat eine gute Vorbereitung gemacht, ist gut im Rhythmus“, sagte Seoane vor dem Spiel über Nicolas. „Wir wollen diesen Weg mit jungen Spielern weitergehen, hatten die Wahl zwischen ihm und Jan Olschowsky.“ Nicolas wurde gegen die Bayern gleich mit einer großen Aufgabe betraut.

Bayern-Superstar Harry Kane (m.) im Zweikampf mit Gladbachs Julian Weigl.
Bayern-Superstar Harry Kane (m.) im Zweikampf mit Gladbachs Julian Weigl. © AFP

Der 25-Jährige musste erstmals bereits in der 3. Minute zupacken, Leon Goretzkas Kopfball nach einem Eckstoß von Joshua Kimmich landete allerdings auch direkt in seinen Armen. Die Bayern verzeichneten zwar schnell mehr Ballbesitz, doch die Gladbacher agierten kompakt. Borussias Fans bejubelten fast jede gelungene Defensivaktion.

In der 19. Minute kamen die Münchener zu ihrer ersten Chance aus dem Spiel heraus. Müller wurde mit einem Steilpass bedient, steckte den Ball dann in den Strafraum zu Leroy Sané durch. Sein direkter Schlenzer ging am linken Pfosten vorbei. Auf der Gegenseite strahlte Gladbach vor allem bei Standardsituationen Gefahr aus. Nach einer Freistoßflanke von Alassane Pléa aus dem linken Halbfeld traf Innenverteidiger Marvin Friedrich per Kopf nur die Latte (26.).

Das 1:0 für Gladbach gegen den FC Bayern: Ko Itakura (l.) traf per Kopf.
Das 1:0 für Gladbach gegen den FC Bayern: Ko Itakura (l.) traf per Kopf. © dpa

Das hätte schon die Gladbacher Führung sein können, die allerdings dann vier Minuten später folgte: Eine Pléa-Ecke von der rechten Seite verlängerte Maximilian Wöber vor den linken Pfosten, wo Ko Itakura lauerte. Der Ex-Schalker stieg hoch und köpfte den Ball in den rechten oberen Winkel. Torwart Sven Ulreich kam nicht mehr an die Kugel heran – 1:0, der Borussia-Park bebte. Und fast wäre unmittelbar danach das 2:0 gefallen. Diesmal parierte Ulreich einen Flachschuss von Julian Weigl – erneut nach einem Pléa-Freistoß – aber stark (32).

Nicolas wurde dann erstmal richtig gefordert, nachdem sich Sané auf der rechten Seite an Wöber vorbeigedribbelt hatte. Der Münchener zog platziert ab, doch Nicolas war noch am Ball und lenkte ihn somit an die Latte (39.). Die Bayern hatten zwar deutlich mehr von der Partie, ihnen mangelte es insgesamt aber in der ersten Hälfte an Ideen und spielerischem Esprit. Die Gladbacher ließen mit ihrer Abwehrarbeit zudem nur wenig zu.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel wechselte zur zweiten Halbzeit Konrad Laimer für den bereits verwarnten Rechtsverteidiger Nouassir Mazraoui ein. Tuchels Mannschaft erhöhte nun den Druck. Gefährlich für Seoanes Team wurde es in der 54. Minute, als Kingsley Coman im Strafraum von links nach innen passte. Nicolas wehrte den Ball nach vorne ab, Goretzka köpfte direkt aufs Tor, doch Itakura rettete vor der Torlinie. Das 1:1 lag in der Luft – und es fiel dann auch. Kimmich chippte den Ball über gut 20 Meter in den Rücken der Abwehr zu Sané, der aus rund acht Metern mit links abschloss und den Ausgleich erzielte.

Gladbach: Nur ein Punkt nach drei Spielen

Die Gladbacher verteidigten nun nicht mehr so kompakt wie noch in der ersten Hälfte. Sie boten den Gästen insgesamt mehr Raum zur Entfaltung. Der eingewechselte Mathys Tel traf schließlich per Kopf nach einer Ecke von Kimmich (87.). Die Münchener feierten den dritten Sieg im dritten Spiel, die Gladbacher gehen mit nur einem Punkt auf dem Konto in die Länderspielpause.