Stuttgart/Mönchengladbach. Gladbach präsentiert sich in einem bedenklichen Zustand. Trotz der 2:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart wird Trainer Adi Hütter gestützt.

Christoph Kramer wusste, was ihn und seine Teamkollegen erwarten würde, in Anbetracht der komplett ernüchternden Gladbacher Vorstellung beim 2:3 in Stuttgart formulierte der frühere Nationalspieler diesmal aber einen Alternativ-Vorschlag. Natürlich könne man sich nach so einer Partie immer hinstellen und alles analysieren, das sei einfach, erwähnte der 31-Jährige die übliche Vorgehensweise – ehe er in seiner Verzweiflung anregte: „Wir müssen gucken, dass wir vor den Spielen so viel tun, dass uns so etwas nicht mehr passiert.“

So etwas – das war bei der völlig verdienten Niederlage beim Liga-Vorletzten zum Beispiel eine fahrlässig verspielte 2:0-Führung. Aber das war längst nicht alles.

Gladbach-Torhüter Yann Sommer kritisiert die Mitspieler

Um den immer bedenklicheren Zustand des Teams zu beschreiben, pickte sich Keeper Yann Sommer den Siegtreffer des VfB durch Sasa Kalajdzic heraus. Da ließ zunächst Angreifer Marcus Thuram auf der rechten Abwehrseite Stuttgarts Borna Sosa unbehelligt flanken, den fatalen Rest fasste Sommer so zusammen: „Wir stehen einfach nur schlecht im Sechzehnmeterraum. Wir schätzen die Gefahr nicht richtig ein, wo sie ist. Und ich meine – dass Kalajdzic ein guter Stürmer ist, das wussten wir auch vorher. Und dann steht er da ganz alleine.“

Wenn er das so sagen dürfe, erwähnte der höfliche Schweizer noch, sei es so, dass die Stuttgarter „uns ein bisschen vorgeführt haben“. Da musste selbst der stets kritikfreudige Christoph Kramer erst einmal schlucken. „Vorführen ist immer ein hartes Wort“, befand der Weltmeister von 2014, rollte seinerseits jedoch eine außerordentlich umfangreiche Mängelliste bei den Niederrheinischen aus – und fällte am Ende das für alle Borussen-Fans beunruhigende Fazit: „Es ist total schwer, positiv zu bleiben.“ Und: „Ich weiß auch nicht, wer uns hilft – vielleicht der liebe Gott?“

Bei der Fahndung nach dem richtigen Krisenmanager richtet sich der Scheinwerfer zuallererst auf den zuständigen Übungsleiter. Der 52-jährige Adi Hütter führt seit mittlerweile acht Monaten die Geschicke eines Teams, dessen dauerhafte Defensivschwäche er – auch mit der gerade erfolgten Rückkehr zur Viererkette – einfach nicht in den Griff bekommt. In dem erfahrene Kräfte wie Nico Elvedi (25, vor Stuttgarts 1:2-Anschlusstor), Matthias Ginter (28, vor dem 2:2), Christoph Kramer (31, vor dem 2:3) oder Ramy Bensebaini (26, vor dem 1:2 und 2:2) regelmäßig patzen. Und das, mit Europacup-Ambitionen in die Saison gestartet, als Gesamtheit offenkundig nicht in der Lage scheint, im zunehmend bedrohlichen Klassenkampf zu bestehen.

Gladbach gegen Hertha BSC: Das Duell der Krisenklubs

Die Frage nach der aktuellen Stabilität des Cheftrainerstuhls beantwortete Roland Virkus bei nur noch fünf Punkten Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz trotzdem eindeutig: Es gebe für Hütters Position keinen Notfallplan, betonte Borussias neuer Sportdirektor – der vielmehr findet: „In erster Linie müssen sich die Jungs an die eigene Nase fassen. Es ist immer einfach, den Trainer zu hinterfragen.

Am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) kommt Hertha BSC nach Gladbach. Dann duellieren sich im Borussia-Park die momentan größten Krisenklubs der Liga – und die, nach dem abgeschlagenen Schlusslicht Fürth, zwei schlechtesten Abwehrreihen in der nationalen Beletage.