Mönchengladbach. Beim 2:2 gegen Wolfsburg zeigte Gladbach großen Einsatz nach schwierigen Tagen. Borussia scheint gewappnet für die kommenden Aufgaben.

In der Nacht zu Sonntag veröffentlichte Max Kruse auf Instagram ein Beweisfoto, das er mit sarkastischen Worten kommentierte. „Ne, war kein Elfmeter“, schrieb der Stürmer des VfL Wolfsburg zu einem Bild, das seinen geschwollenen Knöchel nach einem Tritt von Manu Koné zeigte. Seinen Beitrag garnierte Kruse noch mit einem Freudentränen-Emoji. Das turbulente 2:2 (1:2) im Bundesliga-Kellerduell zwischen Borussia Mönchengladbach, Kruses früherem Klub, und den Wolfsburgern lieferte Diskussionsstoff.

Kruse hatte schon unmittelbar nach der Partie über den nicht gegebenen Strafstoß geschimpft. Nachdem Koné ihn getroffen hatte, fiel er nicht sofort – sondern erst einen Moment später. Deshalb blieb der Pfiff von Schiedsrichter Tobias Reichel aus. „Es kann nicht der Fair-Play-Gedanke sein, dass ich direkt hinfalle. Dann muss ich immer direkt fallen und es gibt Elfmeter“, sagte Kruse: „Ich weiß nicht, wie viele Leute im Keller sitzen, aber sehr kompetent waren sie nicht.“

Gladbach nur kurz im Siegestaumel

In zwei anderen Situationen wurde der Videobeweis herangezogen. Zunächst in der 70. Minute, nachdem der Wolfsburger Maxence Lacroix im Zweikampf mit seinem französischen Landsmann Marcus Thuram den Ball per Hand gespielt hatte und dafür die Rote Karte sah. Und dann in der 90. Minute, als Gladbachs Matthias Ginter mit den Teamkollegen schon überschwänglich seinen vermeintlichen Treffer feierte, der das 3:2 nach einem 0:2-Rückstand bedeutet hätte. „Ich wäre gerne hingelaufen und hätte mich auf das Knäuel gehauen. Aber ich habe lieber abgewartet“, sagte Gladbach-Trainer Adi Hütter hinterher. Das Tor wurde aufgrund eines Fouls im Spielaufbau aberkannt.

Elfmeterreif: Manu Koné steigt Wolfsburgs Max Kruse auf den Knöchel.
Elfmeterreif: Manu Koné steigt Wolfsburgs Max Kruse auf den Knöchel. © dpa | dpa

Der Siegestaumel war damit abrupt wieder beendet, dennoch durften die Gladbacher ihren Punkt als Erfolg in schwierigen Wochen verbuchen. Vor einem Monat war der langjährige Sportdirektor Max Eberl zurückgetreten, am vergangenen Donnerstag stürzte die schreckliche Nachricht vom Unfalltod des 20 Jahre alten Abwehrspielers Jordi Bongard den Klub in Trauer. „Das war schon ein Schockmoment. Wir haben viel darüber gesprochen, um uns gegenseitig zu helfen“, sagte Nationalspieler Jonas Hofmann. „Das saß tief, was da auf uns eingeprasselt ist“, berichtete Jordan Beyer. „Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen, wie sie das alles weggesteckt hat“, lobte Hütter.

Thuram erzielt erstes Saisontor

Sechs Tage nach dem 0:6 bei Borussia Dortmund drohte den Gladbachern durch die Wolfsburger Treffer von Jonas Wind (6.) und Sebastiaan Bornauw (33.) schon ein weiterer Rückschlag im Abstiegskampf. Doch Marcus Thuram, den Hütter erstmals in diesem Jahr in die Startformation berufen hatte, erzielte mit dem Anschlusstreffer sein erstes Saisontor (42.) – und der eingewechselte Breel Embolo den Ausgleich (82.).

Gladbach-Trainer Adi Hütter beim Spiel gegen Wolfsburg.
Gladbach-Trainer Adi Hütter beim Spiel gegen Wolfsburg. © firo | firo

Gladbach offenbarte zwar erneut große defensive Schwächen, überzeugte aber im Spiel nach vorne in vielen Phasen mit spielerischen Lösungen und großem Einsatzwillen. „Wir haben uns heute reingeworfen, sind viel gelaufen und haben guten Kombinationsfußball gespielt“, befand Hofmann. Für Torwart Yann Sommer „war es heute definitiv ein gewonnener Punkt. In der ersten Hälfte war es offensiv von beiden Mannschaften ein gutes Spiel, allerdings haben wir selbst hinten zu viel zugelassen. Wir hatten einen guten Teamspirit, viel Power und haben uns den Ausgleich redlich verdient. Schade, dass es am Ende nicht noch zum Sieg gereicht hat.“

Mit nur 27 Punkten nach 24 Spielen muss Gladbach weiterhin den Blick nach unten richten – zumal nun weitere Duelle mit Abstiegskandidaten auf dem Programm stehen: beim VfB Stuttgart am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) und gegen Hertha BSC am 12. März. Der Auftritt gegen Wolfsburg gibt Trainer Hütter Anlass zur Zuversicht: „Die Mannschaft hat ein leidenschaftliches und emotionales Spiel gezeigt. Die Art und Weise, wie sie sich den Punkt verdient hat, macht mir Mut für die kommenden Aufgaben.“