Leipzig. Nach 2:0-Führung hat Borussia Mönchengladbach noch gegen RB Leipzig verloren. Die Europapokal-Plätze sind längst in weiter Ferne.

Es will gerade einfach nicht laufen für Borussia Mönchengladbach und ihren Trainer Marco Rose, die vergangenen Samstagabend bei RB Leipzig eine 2:0-Pausenführung aus den Händen gaben und 2:3 verloren. Nicht mal der „Keller“ in Köln spielt gerade zugunsten der „Fohlen“ mit. Dort sitzen die Videoschiedsrichter der Liga, die schon so manchem angeschlagenen Team in der Not auf die Beine geholfen haben.

Alexander Sörloth hatte in der dritten Minute der Nachspielzeit mit der Stirn den Siegtreffer erzielt, zuvor aber seinen Gegenspieler Valentino Lazaro leicht von sich gestoßen. Ein Foul? Sämtliche Borussen-Spieler bedrängten Schiedsrichter Manuel Gräfe, Rose den vierten Offiziellen an der Seitenlinie. Vielleicht wird es ja doch noch ein Punkt.

Gladbach-Trainer Rose: „Vom Europapokal brauchen wir im Moment nicht reden“

Gräfe aber ließ sich nicht erweichen, Köln verweigerte ebenso ein Veto, und als sich Coach und Personal später in der Kabine die Szene nochmal angeschaut hatten, war nichts mehr übrig von dem vielleicht erbaulichen Gedanken, dass man ja eigentlich Unentschieden gespielt habe. „Ich denke, man kann das Tor so geben“, sagte Rose. Auch Jonas Hofmann gab zu: „Für einen Freistoß war das, glaube ich, zu wenig.“

So erwies sich die Niederlage in Sachsen als das, was sie dem Gesamtspielverlauf nach war: nicht unverdient und hausgemacht. Damit ist der Sog nach unten amtlich. Neun Punkte fehlen der Borussia vom Niederrhein bereits auf einen Champions-League-Platz. Und auf die Europa-League-Plätze ist es auch schon ein Stück hin. „Vom Europapokal brauchen wir im Moment nicht reden“, sagte Rose, der trotzdem fand: „Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Für das Gefühl wäre es wichtig gewesen.“

Enttäuscht: Gladbach Jordan Beyer.
Enttäuscht: Gladbach Jordan Beyer. © dpa

Sein Team war so schlecht nämlich nicht drauf gewesen bei den heimstarken Sachsen. Vor allem gemessen an der Unruhe im Umfeld des Klubs, die zugenommen hat, seit Roses beschlossener Abschied im Sommer Richtung Dortmund vor zwei Wochen von zwei Niederlage begleitet wurde. Hofmann vom Elfmeterpunkt nach einem Foul von Dayot Upamecano an Breel Embolo (6.) und eine Kopfballkombination zwischen Marcus Thuram und Embolos Schulter (19.) hatten sein durch zahlreiche Verletzte und Übersäuert geschwächtes Team früh in Führung gebracht. Der Vorsprung hielt bis zur 57. Minute.

Im Pokal wartet der BVB: Rose steht besonders unter Druck

Ab da an fiel es vor allem körperlich in sich zusammen. Wie Berserker schnürten die Sachsen ihre nach Luft ringenden Gegner in deren Hinterhof ein, teilweilse hatten die Tabellenzweiten bis zu 70 Prozent Ballbesitz und glichen durch Christopher Nkunku (57.) sowie Yussuf Poulsen (66.) aus, bevor Sörloth die völlig ausgezehrten Gäste in der Messestadt zu Boden schickte.

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Natürlich steht jetzt vor allem der gebürtige Leipziger Rose unter besonderem Druck. Nicht intern, aber die Drehbuchvorlagen des Profifußballs wollen es so: Sagt bereits im zweiten Amtsjahr, er geht schon wieder, danach setzt es eine Pleite nach der anderen, zuvor war’s auch schon nicht mehr so rosig gewesen, und um das Drama auf die Spitze zu treiben, kommt morgen auch noch der bald neue Arbeitgeber in Gestalt des BVB zum Pokal-Duell vorbei - ausgestattet mit einem kleinen Lauf von drei Siegen in Folge.

Neue, noch größere Verwirbelungen rund um den 44-Jährigen und seine Spieler, die auch in Leipzig, so wie etwa Jonas Hofmann, die Hingabe ihres Trainers an seinen Job beteuerten, scheinen deshalb fast unausweichlich. Oder aber ein Sieg kippt die Stimmung vollständig ins Gegenteil. Alles ist deshalb drin in diesem Spiel, das Rose als „enorm wichtig" bezeichnete, weil bei einem Sieg nur noch das Halbfinale zwischen dem Endspiel in Berlin stünde.

Er selbst sei aufgrund der romanreifen Konstellation aber nicht angespannter als sonst. Das jedenfalls beteuerte er mit der ihm abgeklärten und entspannten Art. „Es ist gar keine schwierige Konstellation für mich", sagte er. "Ich bin Trainer von Borussia Mönchengladbach, habe Ziele mit dem Verein, bin verantwortlich für den sportlichen Erfolg, für die Jungs. Deshalb ist es null schwierig für mich."