Essen. Ein Ausflug nach Essen bringt den Gladbacher Spieler Breel Embolo in Bedrängnis und eine Branche in Erklärungsnot. Ein Kommentar.

Borussia Mönchengladbach hatte keine Wahl. Nach einem „möglichen Corona-Verstoß“, wie es der Verein wolkig mitteilte, hat der Klub den Spieler Breel Embolo für die Partie gegen Werder Bremen aus dem Kader gestrichen und verfügt, dass der 23-Jährige erst wieder am Mannschaftstraining teilnehmen darf, wenn er einen negativen Corona-Test vorlegen kann.

Soweit, so normal in diesen Zeiten, die fern jeglicher Normalität sind.

Die Umstände aber, die zu dieser Suspendierung eines Sportlers durch seinen Arbeitgeber geführt haben, lassen den Betrachter mindestens ratlos zurück. Grundsätzlich hat Breel Embolo wohl nicht mehr als eine Ordnungswidrigkeit begangen, wenn es stimmt, dass er an einer Party am Essener Baldeneysee teilgenommen hat. Wenn seine eigene Behauptung zutrifft, dass er in einer Wohnung „in unmittelbarer Nachbarschaft“ der Lokalität ein Basketballspiel geschaut hätte, wäre es - wenn er dabei nicht mehr als einen weiteren Kontakt hatte - noch nicht mal das.

Weshalb also die Aufregung?

Es geht ums Timing. Es geht um die Optik.

Die Nerven liegen blank

An diesem Dienstag verhandeln Kanzlerin und Länderchefs über einen längeren, einen härteren Lockdown. Die Nerven liegen bei vielen Menschen blank. Dass ein Fußballprofi in dieser Situation gegen die Corona-Regeln verstößt, sorgt mindestens mal bei denen für Irritationen, die sich nicht für Fußball erwärmen können. Der Profifußball steht seit Beginn der Pandemie im Verdacht, sich Extrawürste braten zu lassen, weil die Klubs eine Selbstverständlichkeit für sich einfordern: Dem Geschäftsbetrieb nachzugehen, und die Angestellten weiter in Lohn und Brot zu halten.

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Dass das doch etwas Besonderes ist, liegt daran, dass Fußballprofis ihren Job vor den Augen einer sehr großen Öffentlichkeit nachgehen, das im Normalfall auch gerne tun, weil sie – nicht nur die Vereine – finanziell davon profitieren, weil sie als positiv besetzte Vorbilder für Rasierapparate, Deos oder Autos werben dürfen.

Weil sie wegen ihrer ständigen medialen Präsenz und wegen ihres - öffentlich diskutierten – überdurchschnittlichen Einkommens als privilegiert wahrgenommen werden, stehen sie auch in der globalen Krise unter besonderer Beobachtung. Nur mischt sich in die Bewunderung jetzt auch jede Menge Misstrauen. An die umjubelten Vorbilder in Glanzzeiten wird in der Krise ein strenger Maßstab angelegt. Sie sollen, so eine oft formulierte Forderung, sich auch jenseits des Platzes vorbildlich verhalten. Verständlich, schließlich werben Funktionäre gerne mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Sport im Allgemeinen und dessen Athleten im Besonderen.

Nicht nur ein "dummer Fehler" von Breel Embolo

Vor diesem Hintergrund ist es daher nicht nur ein „dummer Fehler“, wie Breel Embolo am Tag, nachdem die Polizei ihn „erwischte“, auf Instagram schreibt. Es ist selbstverständlich auch kein Verbrechen, aber einen Bärendienst hat er nicht nur seinem Klub, sondern dem Profi-Fußball ganz allgemein, der seit dem Beginn der Corona-Pandemie um sein Image ringt, schon erwiesen.

Timing und Optik senden - selbst wenn Embolo das nicht gewollt hat - das Signal, dass ihm und seinen Kollegen die Sorgen und Nöte des Rests der Bevölkerung herzlich egal sind. Nur ein kleiner Verstoß? Nur ein Ausrutscher? Vermutlich. Aber jeder dieser kleinen Verstöße höhlt das Ansehen des Fußballs ein wenig weiter aus. Und das können die Profiklubs wahrlich nicht gebrauchen.