Kiew/Mönchengladbach. Gladbachs 6:0-Sieg über Donezk ist das Ergebnis einer kontinuierlichen Steigerung. Das sind die Gründe für die bemerkenswerte Form der Borussen.
n klein wenig haderte Christoph Kramer nach Spielschluss damit, dass sein Treffer zum 2:0 bei Schachtjor Donezk als Eigentor des Ukrainers Valeriy Bondar gewertet worden war. Doch es war letztlich eine statistische Petitesse, die den Weltmeister von 2014 nach dem Gladbacher Paukenschlag in der Champions League noch kurz beschäftigte. Die eigentliche Botschaft des Abends war das 6:0 über Donezk – jenes Team, das die Königlichen aus Madrid in deren Stadion 3:2 besiegt hatte. Entsprechend fiel die zentrale Erkenntnis des verhinderten Torschützen Kramer bei Halbzeit in der Gruppenphase aus.
„Natürlich wäre bislang mehr drin gewesen“, urteilte der 29-Jährige mit Blick auf die beiden 2:2-Unentschieden gegen die vermeintlichen Gruppen-Giganten Real und Inter Mailand, in denen die Niederrheinischen mit späten Gegentreffern jeweils den möglichen Sieg vergaben. Kramer geht davon aus, dass die Gruppengegner die Borussia nun nicht mehr unterschätzen werden. „Das wird allen drei Mannschaften nicht noch einmal passieren“, sagte der Mittelfeldspieler. „Wir müssen auf der Hut sein.“
Nach Lage der Dinge ist das Team von Marco Rose („Die Hälfte ist gespielt, wir grüßen von der Spitze“) auf die zu erwartenden Angriffe der internationalen Konkurrenten jedoch gut vorbereitet. Seriös, lernwillig, mutig und mit großer mannschaftlicher Geschlossenheit haben sich die Borussen in Europas Meisterklasse zügig akklimatisiert. Und kontinuierlich verbessert: Beim Auftaktspiel in Mailand reifte laut Vizepräsident Rainer Bonhof in Roses Ensemble in den letzten 35 Minuten die Erkenntnis, auf diesem hohen Niveau mithalten zu können.
Gegen den 13-maligen Titelträger Real Madrid konnten sich die Gladbacher dann schon über einen knapp verpassten Triumph grämen. Und im Olympiastadion von Kiew, wo Schachtjor seine Heimspiele austrägt, belohnten sie sich nun mit dem ersehnten Sieg. Seine Mannschaft habe den Matchplan „super umgesetzt“, lobte Rose, der ins Schwärmen geriet: „Wir haben in dieser Partie eine Menge, wenn nicht gar alles richtig gemacht.“
Am Sonntag wartet Bayer Leverkusen
Am Sonntag (18 Uhr/Sky) müsse sich sein Team in Leverkusen wieder beweisen, blickte der 44-Jährige schon auf die anstehende Partie gegen den Dauerkonkurrenten der letzten Jahre um den vierten Champions-League-Platz. Aber Rose – und diese freundliche Anordnung gab er in seiner Gladbacher Zeit schon häufiger – sagte auch: „Jetzt wollen wir erst einmal das Ergebnis hier genießen.“
Der Genuss- und Spaßfaktor soll bei allem Fleiß und aller Gewissenhaftigkeit, mit der sich die Fohlenelf am vergangenen Wochenende bereits zu einem unspektakulären 1:0 gegen Leipzig arbeitete, nicht zu kurz kommen. Sehr zur Freude von Torwart Yann Sommer tilgte die Mannschaft im Duell mit RB auch ein Manko der bisherigen Saison, blieb erstmals ohne Gegentor – und überwand zudem das Ärgernis später Gegentore. Die Bereitschaft zu lernen und von gewohnten Pfaden abzuweichen bewies dabei auch der Dompteur der Borussen – die ihre jüngsten Top-Resultate ohne Superstars wie Robert Lewandowski (München) oder Erling Haaland (Dortmund) hinbekamen.
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Statt in seiner Coaching Zone herumzutoben, saß Rose in der Schlussphase des Leipzig-Spiels bewusst möglichst ruhig auf seinem Trainerstuhl. „Ich habe einfach mal die Klappe gehalten und die Jungs machen lassen“, erklärte er den taktischen Kniff an die eigene Adresse. Dabei sprach der Mann, dessen Analysen zum einen stets ausgewogen und betont unaufgeregt ausfallen. Auf der anderen Seite war Marco Rose derjenige im Rautenklub, der das ambitionierte Ziel Achtelfinale beim Start in die Champions League am deutlichsten aussprach. Sodass der formstarke Mittelfeldakteur Jonas Hofmann inzwischen zu Recht behaupten darf: „Wir verstecken uns auch gegen große Gegner nicht – und versuchen, unser Spiel durchzubringen.“