Mainz. Gladbach-Trainer Marco Rose ist zufrieden mit seinem Team, dem zwischen zwei Champions-League-Höhepunkten ein schwieriger Sieg in Mainz gelingt.

Marco Rose schien einer inneren Überzeugung zu folgen, es nicht mit dem obligatorischen Händedruck vor der Trainerbank für sein Gegenüber Jan-Moritz Lichte bewenden lassen zu wollen. Der Coach von Borussia Mönchengladbach spürte rasch, wie beim FSV Mainz 05 nach der 2:3-Heimniederlage gegen einen spät aufs Gaspedal drückenden Champions-League-Teilnehmer die Köpfe nach unten gingen. Rose betätigte sich sodann als Aufbauhelfer, der beim Rundgang jeden einzelnen Protagonisten in den rot-weiß-rot gemusterten Trikots abklatschte.

So viel ehrliches Mitgefühl ist selten in einer derzeit auf Kontaktbeschränkungen gepolten Branche. Der 44-Jährige sah seine Aufmunterung als Verpflichtung an: „Ich hatte hier meine schönste Zeit als Fußballer, habe ganz tolle Menschen kennen und einen großartigen Verein stetig wachsen gesehen. Stadt und Verein liegen mir sehr am Herzen.“ Nachdem der gebürtige Leipziger noch anfügte, dass seine Tochter in Mainz geboren sei, drückte er seine Hoffnung aus, dass man doch „gestärkt“ aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen solle. So viel Zuspruch kann ein Klub gebrauchen, der durch einen törichten Spielerstreik und schlechter Kommunikation selbst im nahen Umfeld immens an Rückhalt verloren hat.

Gladbach-Trainer Rose lobt seine Mannschaft

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Vermutlich hat es zwischen den Stimmungslage bei den Rheinhessen und am Niederrhein im vergangenen Jahrzehnt nie einen größeren Kontrast gegeben, denn während die Mainzer sich unter der Woche die Wunden nach dem punktlosen Fehlstart lecken, haben die Gladbacher mitten in den Champions-League-Wochen den Anschluss an die Spitzengruppe hergestellt. Deshalb war Rose auch voll des Lobes über einen nicht einfachen Spagat zwischen Highlights bei Inter Mailand und gegen Real Madrid. „In dieser Phase war es für den Kopf wichtig, in der Art und Weise wie wir das Spiel gedreht haben.“

Ganz Mönchengladbach freut sich nun auf das Highlight gegen die Königlichen in der Königsklasse, auch wenn der Rahmen gespenstisch bleibt. Für das Kräftemessen mit den Real-Stars im Borussia-Park (Dienstag 21 Uhr) ist die Brust ein bisschen breiter. Weil man nämlich kein spätes Gegentor gefangen habe, könne das einem auch nicht mehr aufs Brot geschmiert werden, sagte Rose mit süffisantem Unterton auf die Kritik am späten Gegentreffer im San Siro. Letztlich hatte der Coach mit einer umfangreichen Rochade in anspruchsvollen Zeiten alles richtig gemacht.

Rose: Rotation in Mainz alternativlos

Die Maßnahme, an alter Wirkungsstätte fünf Stützen vorerst zu schonen, sei aus seiner Sicht alternativlos gewesen – und auch keine Geringschätzung gegenüber dem Gegner. „Bei allem Respekt, wir spielen Fußball-Bundesliga. Wir haben hier sicher nicht irgendwas probiert. Natürlich geht es beim Personal darum, auf Jungs aufzupassen. Das wird uns immer wieder erwarten, dass wir Spielern Pause geben.“ Doch während das mutige Eigengewächs Rocco Reitz, 18, im Mittelfeld eine gute Figur abgab, wirkte der routinierte Nachrücker Tony Jantschke, 30, im Abwehrzentrum überfordert. „Mainz hat gezeigt, was sie aus Inkonsequenz entstehen lassen können - nämlich Tore“, kritisierte Rose ohne Namensnennung.

Konsequenterweise musste auch zuerst Jantschke und dann erst Reitz weichen, als nacheinander die Vollbutstürmer Alassane Plea und Marcus Thuram sowie die Neu-Nationalspieler Jonas Hofmann und Florian Neuhaus für die Wende kamen. Thuram holte bereits den vierten Elfmeter heraus, den Hofmann cool verwandelte (76.), dann köpfelte Matthias Ginter nach Hofmann-Ecke das Siegtor (83.).

„In der zweiten Halbzeit hat man gemerkt, dass wir wollen, dass wir geackert haben. Und dann erzwingst du manchmal auch irgendwie dein Glück“, sagte Wegbereiter Hofmann, der mit neun Scorerpunkten in den ersten sieben Pflichtspielen gerade in aller Munde ist. Rose würdigte im gleichen Atemzug aber auch den zuletzt sogar in der Nationalmannschaft erfolgreichen Defensivallrounder Ginter, der als „absoluten Führungsspieler und Vollprofi“ an der „gelungenen Reise nach Mainz“ gleichermaßen Anteil hatte.