Mönchengladbach. Es gibt vermutlich nicht viele Wolfsberg-Fans im Revier. Einer davon beschreibt seine Eindrücke vom Europa-League-Spiel in Gladbach.
Hat nicht jeder von uns diesen einen entfernten Ort, an dem er sich „wie Zuhause“ fühlt? Bei mir, Ruhrpottkind, 28 Jahre alt, ist es nach unzähligen Urlauben das Bundesland Kärnten. Was man da als Deutscher immer wieder an den Kopf geworfen bekommt, ist Córdoba. Hab' ich nicht ganz mitbekommen, war schließlich vor meiner Geburt. Gestern Abend hatte ich trotzdem das Gefühl, so etwas wie Córdoba zu erleben. Allerdings stand ich auf der richtigen Seite.
Urlaub und Sport am Wörthersee
Bei all den Reisen in Richtung Wörthersee wirft man als sportbegeisterter junger Mann automatisch ein Auge auf die Sportvereine der Region. Nicht nur auf die Eishockey-Klubs (schließlich ist der Klagenfurter AC österreichischer Rekordmeister und Zuschauermagnet der Region), sondern spätestens seit 2012 auch auf den Wolfsberger AC. Der stieg in diesem Sommer erstmals in der Klubgeschichte in die höchste Spielklasse auf und hieß nach einem Sponsoreneinstieg plötzlich ganz anders. Namensponsor halt, bei unseren südlichen Nachbarn völlig normal. Für den durchschnittlichen deutschen Fußballfan aber ein Grund, sich kaputtzulachen.
Helden in blütenweißen Trikots
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Und dann passiert beim ersten Europacup-Endrunden-Auftritt in der 88-jährigen Vereinsgeschichte etwas Sensationelles. Etwas, was dafür sorgt, dass sich so schnell niemand mehr in Deutschland über diesen Klub mit dem so dämlich klingenden Namen lustig macht. Die ach so tollen Sommers, Ginters, Pléas, Kramers – entzaubert von Lukas Schmitz (liebe Schalker, Ihr erinnert Euch noch?), Michael Liendl (liebe Düsseldorfer, Ihr erinnert Euch noch?), Liga-Goalgetter Shon Weissman (der erst in der vergangenen Woche sein erstes Nationalspiel für Israel machte) und weiteren Helden in blütenweißen Trikots, die das Spiel ihres Lebens machten. Vor aufgerundet 35.000 Menschen. Das sind 10.000 mehr, als in Wolfsberg leben.
77 lautstarke Gästefans
Eine weitere Zahl des Abends: 77. Exakt so viele Menschen abzüglich der Ordner standen im Gästeblock. So viel wie in Deutschland in Liga fünf. Zwei Trommeln, kaum Fangesangsvariation. Interessierte aber spätestens nach dem 3:0 keinen mehr. Das „Hier regiert der WAC“ war wohl auch aus nur 77 Kehlen laut genug, damit man es im Fernsehen hören konnte. Ich meine auch ein „I werd' narrisch“ aus dem Mund des Nebenmannes gehört zu haben. Córdoba und so.
Glückselig im Gästeblock
Eines wurde mir, der schon vor vier Jahren beim Europa-League-Quali-Spiel in Dortmund (0:5) im Gästeblock stand, in der ganzen ungläubigen Glückseligkeit, klar: Die paar treuen Seelen hier um mich rum lieben ihren Klub. Das hat Amateur-Charme. Das ist noch Fußball pur. Auch mit Namenssponsor.