Mönchengladbach. Breel Embolo hofft nach vielen Rückschlägen auf eine zweite Chance. Mit Gladbach will er das zum Saisonauftakt ausgerechnet gegen Schalke zeigen.
Es ist windig rund um den Borussiapark, die Wolken hängen tief, nur selten zeigt sich für einen Moment die Sonne. „Ist das usselig heute“, sagt ein älterer Herr in dunkler Regenjacke, auf der linken Brust die schwarz-weiße Raute, die nur wenige Meter entfernt, in XXL, auch an einem Fahnenmast klackert. Wie etwa einhundert andere Fans trotzt der Mann dem Hauch von Herbst und steht auf dem Parkplatz zwischen Stadion und Trainingsgelände. Dort, wo gleich die Gladbacher Profis die Treppe hinaufsteigen – und unter ihnen einer, der entgegen des Wetters kaum mehr aufhört, zu strahlen.
In knallblauen Schuhen schlendert der 22-jährige Breel Embolo mit seinen Teamkollegen zum Trainingsplatz, scherzt auf Französisch mit Michaël Cuisance, Ibrahima Traoré und Neuling Marcus Thuram. Embolo wirkt angekommen, längst integriert. Er geht auf die Leute zu, als wäre er schon ewig hier. Dabei war der Schweizer mit kamerunischen Wurzeln noch vor wenigen Wochen selbst der Neue, verpflichtet für rund zehn Millionen Euro plus mögliche Boni vom FC Schalke 04 – und ausgerechnet der ist zum Bundesliga-Auftakt heute (18.30 Uhr/Sky) der Gegner.
Zu Königsblau kam Embolo im Sommer 2016 als die große Sturmhoffnung, das Riesentalent, der Rekordeinkauf für 22,5 Millionen Euro – und konnte die Erwartungen nie erfüllen. Jetzt strahlt er wieder Zuversicht aus, beinahe Lässigkeit. Für Embolo ist Borussia Mönchengladbach der ersehnte Neuanfang, die zweite Chance.
Auf Schalke zuletzt nicht mehr unumstritten
Bei den Knappen brachte er es in drei Jahren auf lediglich 48 Bundesliga-Einsätze, erzielte dabei zehn Tore und bereitete acht Treffer vor. Schon früh verletzte er sich jedoch schwer, brach sich am siebten Spieltag der Saison 2016/17 sein Sprunggelenk und das Wadenbein. Erst wenige Tage zuvor hatte er sein bis dato bestes Bundesligaspiel gemacht – ausgerechnet gegen Borussia Mönchengladbach (4:0). Nach langer Pause kämpfte sich der Angreifer zurück, musste aber schon kurz darauf weitere Rückschläge hinnehmen, zuletzt einen Fußbruch.
Und auch wenn er spielte, war Embolo auf Schalke nicht mehr unumstritten. Deshalb konnte sich der Schweizer die Kehrtwende beim Revierklub nicht mehr recht vorstellen, die Bemühungen von Gladbachs Sportdirektor Max Eberl indes schmeichelten ihm.
Und mehr noch: Im System von Gladbachs neuem Trainer Marco Rose soll Embolo fortan eine tragende Rolle spielen. Hohes Attackieren, aggressives Pressing, viele Sprints – Rose verschreibt der Borussia Power-Fußball, und er sieht in Embolo, aber auch Alassane Pléa (26) und dem ebenfalls neu verpflichteten Marcus Thuram (22) die richtigen Angreifer für seinen wuchtig-dynamischen Spielstil. Gewiss war den Verantwortlichen bei den „Fohlen“ bewusst, dass der Einkauf von Embolo ein Risiko birgt. Dennoch holten sie ihn – und erhoffen sich von dem bulligen Stürmer, dass er im System Rose Aufgaben übernimmt, die ihm besser zu Gesicht stehen.
Embolo: „Spiele da, wo der Trainer mich aufstellt“
„Power, Wucht, Dynamik – all das bringt Breel mit“, sagt Rose. Darauf kommt es ihm an. Und daraus schöpft Embolo neue Hoffnung. Das Sturmtalent ist froh, wieder am Ball sein zu können, das ist in jeder Minute des Trainings erkennbar.
Und wie es der Zufall will, trifft Gladbach heute auf Schalke. „Ich freue mich riesig darauf“, sagt der 22-Jährige. Doch ob er gegen seinen Ex-Klub sogleich von Beginn an ran darf, ist offen.
„Er macht einen guten Eindruck. Allerdings müssen wir schon auch vorsichtig sein. Wir kennen alle die Geschichte von Breel“, sagt Rose vor dem Spiel. Zwar sei sein Angreifer fit, allerdings wolle man nichts überstürzen, auch was die Erwartungshaltung betrifft: „Wir dürfen ihn jetzt nicht in etwas reinjagen, das seiner Gesundheit am Ende nicht zuträglich ist“, so Rose. Embolo selbst ist heiß, gibt sich nach dem Training aber zurückhaltend. „Ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt“, sagt er ganz so, wie es ein Profi zu sagen hat.