Mönchengladbach. Zwölf Heimsiege in Folge - Vereinsrekord eingestellt: Oscar Wendt und Patrick Herrmann schossen Borussia Mönchengladbach zum 2:0 gegen Augsburg.
Für Manuel Baum ging es nach dem 0:2 seiner Mannschaft im Borussia-Park hin und her zwischen dem Kabinentrakt der Gäste und dem der Gastgeber. Augsburgs Trainer war außer sich über das erste Tor der Gladbacher, zwölf Minuten vor Schluss erzielt vom Schweden Oscar Wendt – und er war auf der Suche nach Harm Osmers. Der Referee hatte beim 1:0 auf passives Abseits des beteiligten Borussen-Kapitäns Lars Stindl entschieden – der Grund, warum Baum später Gift und Galle spuckte. „Der Linienrichter hat’s angezeigt, aber der Schiedsrichter war zu faul, es zu überprüfen – und von den Videoschiedsrichtern in Köln kam nichts. Unfassbar, dass so etwas mit den technischen Möglichkeiten in der Bundesliga passiert“, zeterte der 39-Jährige.
Gladbach-Trainer Hecking zeigt Verständnis für Augsburg-Coach Baum
Dieter Hecking (54) zeigte Verständnis für den aufgebrachten Kollegen Baum, erklärte aber auch lässig: „Das Tor zählt – das ist das, was für mich zählt.“ Schließlich stellte sein nicht komplett überzeugendes, dafür aber hartnäckiges Ensemble mit dem zwölften Heimsieg in Folge die 35 Jahre alte Bestmarke des Rautenklubs ein. Hecking, damals zarte 19, gehörte im Frühjahr 1984 Borussias von Jupp Heynckes trainierten Kader an. Nun erklärte er genüsslich: „Jetzt habe ich beide Rekorde. Es ist natürlich klasse, wenn man in einem Atemzug mit dieser tollen Mannschaft der Achtziger Jahre genannt wird. Nun sind die zwölf Siege erst mal eingestellt – ein richtiger Rekord ist es aber erst, wenn man ihn alleine hat.“
Am 9. Februar, nach der nächsten Heimpartie gegen Hertha BSC, könnte es so weit sein. Beim ersten Auftritt des Jahres 2019 im Borussia-Park rückten im Vergleich zum 1:0 in Leverkusen zunächst Angreifer Ibrahima Traoré (für Thorgan Hazard) und Mittelfeldkraft Florian Neuhaus (für Denis Zakaria) in die Startelf. Der eine aus dem angeschlagenen Duo – Hazard – fand sich nicht mal im Kader wieder. Zakaria dagegen, in der 84. Minute für Alassane Plea eingewechselt, begann den Nachmittag auf der Reservebank.
Die Niederrheinischen übernahmen schnell das Kommando, agierten dabei aber eher zurückhaltend. In Schwung kam die Partie erstmals nach 19 Minuten – dank eines Missverständnisses der Gästeverteidiger Konstantinos Stafylidis und dem früheren Gladbacher Martin Hinteregger, das Traoré trotz doppelter Gelegenheit nicht nutzen konnte. Augsburg setzte anschließend weiter auf Konter, blieb bei den wenigen Gelegenheiten aber harmlos.
Auch der dominanten Borussia gelang bis zur Pause längst nicht alles, so rutschten wiederholt einfache Pässe ins Tor- oder Seitenaus. Nach einer halben Stunde gab’s dennoch eine weitere, besonders dicke Doppelchance, die erneut Traoré und Rechtsverteidiger Michael Lang verstreichen ließen. Den ultimativen Moment zur Führung verdaddelte eine Minute vor dem Pausenpfiff schließlich Jonas Hofmann mit einem lasch getretenen Foulelfmeter (leichte Berührung von Moravek an Neuhaus), den Keeper Gregor Kobel problemlos parierte.
„Die vergebenen Chancen in der ersten Halbzeit haben uns ein bisschen geärgert, ein Vorsprung hätte es uns etwas leichter gemacht. So mussten wir Steine klopfen – gegen einen Gegner, der ohne Ende läuft“, kommentierte Sportdirektor Max Eberl den vorübergehenden Sprung vorbei an den Bayern auf Rang zwei. Der Ex-Borusse André Hahn, vorbildlich rackerndes Mitglied einer nach der Pause offensiveren Augsburger Elf, sah mit zunehmender Spieldauer gar „alle im Stadion nervös“ werden. Bis zu dem Moment, als Oscar Wendt – mit seinem 184. Bundesligaspiel für Gladbach nun Rekordhalter unter den ausländischen Spielern des VfL – einen von Kobel zu kurz und nach vorne abgewehrten Ball von der Strafraumgrenze aus zur Führung nutzte.
Die Arena tobte – Manuel Baum ebenfalls. Und in dieser Atmosphäre leistete dann auch Patrick Herrmann seinen Beitrag zu dem historischen Nachmittag. Mit einem prachtvollen Schuss in den Winkel traf der 27-Jährige in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 2:0 – an dem Tag, an dem er mit seinem 232. Bundesliga-Einsatz für die Borussia deren Vizepräsident Rainer Bonhof überflügelte.