Steffen Korell wird derzeit nicht nur von Hecking und Eberl mit Lob überschüttet. Das ist der Mann hinter den gelungenen Gladbach-Transfers.

Dass nach dem 3:1-Erfolg von Borussia Mönchengladbach über den SV Werder Bremen am Wochenende viele vom dreifachen Torschützen Alassane Plea schwärmten, war zu erwarten. Doch nach der Partie lobten Trainer Dieter Hecking und Sportdirektor Max Eberl auch eine andere Person, die meistens im Hintergrund bleibt: Steffen Korell. Der 47-Jährige war selbst viele Jahre Fohlen-Profi, leitet mittlerweile die Scoutingabteilung der Borussia und hatte so einen maßgeblichen Anteil am geglückten Plea-Transfer.

Herr Korell, Sie wurden viel gelobt. Wie hat sich das angefühlt?

Steffen Korell: Natürlich habe ich mich über die Anerkennung gefreut. Wobei ich noch mal betonen will, dass es ein Lob für mein gesamtes Team war, denn unsere Transfers sind immer eine Gemeinschaftsproduktion. Außerdem genießen wir bei der Borussia intern sowieso eine große Anerkennung, das macht die Arbeit sehr angenehm.

Wie entdeckt man denn einen Plea?

Korell: Entdecken kann man einen Spieler, der regelmäßig für Nizza trifft, nicht mehr, weil den natürlich viele Vereine kennen. Aber wir haben Plea schon lange beobachtet, deswegen wussten wir auch, dass er zu uns passt. Für uns war früh klar, dass er ein fehlendes Puzzleteil sein kann.

Haben Sie dafür die Wochenenden in französischen Stadien verbracht?

Korell: Natürlich können wir nicht jedes Spiel schauen. Wir versuchen aber, möglichst viele Eindrücke zu bekommen. Wenn Borussia so viel Geld für einen Neuzugang ausgibt, müssen wir den Spieler sehr gut kennen. Das gilt aber für jeden Transfer. Auch als wir Marco Reus 2009 für vergleichsweise wenig Geld gekauft haben, hatten wir ihn genauso analysiert.

Welche Kriterien muss ein potenzieller Neuzugang erfüllen?

Korell: Er muss zur Fußballphilosophie des Vereins und in die Vorstellungen des Trainers passen. Wir versuchen, ganz genau zu beurteilen, ob ein Spieler in unser Mannschaftsgefüge passt.

Und wann macht es bei Ihnen persönlich Klick?

Korell: Das kann man nicht so genau sagen. In jedem Fall braucht es viel Erfahrung, um gut zu scouten. Dabei hilft die Arbeit von unserem guten Scouting-Team um unseren Chefkoordinator Mario Vossen. Am Ende geht es immer um Details, und da lernt man ständig etwas dazu.

Wie viele Gladbacher scouten am Wochenende auf Deutschlands Fußballplätzen?

Korell: Da kommen wir auf jeden Fall auf eine zweistellige Anzahl.

Steffen Korell von Borussia Mönchengladbach
Steffen Korell von Borussia Mönchengladbach © Funke Sport

Also ist dieser Bereich sehr personal- und kostenintensiv …

Korell: … auf jeden Fall. Deswegen sind wir auch sehr froh, dass wir uns hier in diesem Verein so aufstellen können. Dafür ist bei uns aber auch eine gute Transferbilanz die Voraussetzung, dass wir uns heute einen Plea leisten können.

Ein Spieler sollte möglichst auch neben dem Platz funktionieren. Wie lernen Sie den Menschen hinter dem Talent kennen?

Korell: Das geht natürlich nur im persönlichen Gespräch, auf das wir großen Wert legen. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt.

Wird es im umkämpften Markt härter, Talente zu entdecken?

Korell: Das wird von Jahr zu Jahr schwerer. Mittlerweile können Talente schon mit 17 Jahren zu ihrem ersten Bundesliga-Einsatz kommen, deswegen muss man schon in den unteren Jahrgangsklassen mit dem Scouting beginnen. Das geht nur, wenn man klare Gebiete und Spielerprofile festlegt.

Auch die Technik verändert sich. Wird es irgendwann genügen, Spieler nur noch im Internet zu scouten?

Korell: Uns stehen mittlerweile wesentlich mehr Daten zur Verfügung, die wir nutzen können. Die runden das Bild ab. Aber wir werden nie auf das Live-Scouting verzichten, weil das immer noch das wichtigste ist. Nur so sehen wir, wie ein Spieler reagiert, wenn die gegnerischen Fans pfeifen oder seine Mannschaft zurückliegt.

Wann ist die Scouting-Abteilung erfolgreich?

Korell: Am Ende ist immer der Mannschaftserfolg entscheidend. Eine gute Kaderplanung erhöht letztendlich die Wahrscheinlichkeit für sportlichen Erfolg. Doch auch mit einem guten Kader kann es mal schlechte Phasen geben. Alles ist nicht planbar. Wichtig ist das Vertrauen aller in den Weg Borussias mit jungen Talenten.