Mönchengladbach. . Rekord-Zugang Alassane Pléa trifft am Samstag mit Gladbach auf den FC Bayern. Hier sagt er, warum Frankreich gute Stürmer hat und wie er Rassismus begegnet.
Alassane Pléa lacht bei der Begrüßung. „Hallo, wie geht’s?“, fragt er auf Deutsch. Dann schiebt er noch ein etwas holpriges „Ich heiße Alassane“ hinterher, um zu beweisen, dass er bereits einige Wörter in dieser für ihn so neuen Sprache reden kann. Trotzdem fand das Interview anschließend auf Französisch statt. Verständlich, schließlich stürmt der 25-jährige Franzose erst seit diesem Sommer für Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen haben ihn für 23 Millionen Euro vom französischen Erstligisten OGC Nizza verpflichtet. Ein Rekord-Transfer, der überzeugt: vier Tore in den ersten sechs Spielen hat Pléa erzielt. Nun tritt er am Samstag (18.30 Uhr/Sky) mit seiner Borussia beim FC Bayern München an.
Herr Pléa, kennen Sie eigentlich die Band Scooter?
Alassane Pléa: Nein, warum?
Von dieser deutschen Techno-Band stammt die Tor-Musik im Gladbacher Stadion.
Alassane Pléa: Ach klar, ja. Das Lied finde ich gut. So eine Musik ist auch in Frankreich beliebt.
Wie war denn das Gefühl, als Sie das erste Heimtor erzielt haben?
Alassane Pléa: Das war natürlich etwas sehr Besonderes, das Lied und die Fans zu hören. Ich hoffe, ich höre die Musik noch öfter.
Wie wurden Sie bei der Borussia aufgenommen?
Alassane Pléa: Ich wurde hier sehr gut empfangen, auch wenn wir nicht alle dieselbe Sprache sprechen. Wir reden dann ein paar Brocken Deutsch, etwas Englisch, und es gibt auch viele französischsprachige Spieler. Deswegen gehe ich eigentlich immer mit einem Lächeln in die Kabine.
Warum haben Sie sich für die Fohlen entschieden?
Alassane Pléa: Der Verein hat mich einfach schon lange beobachtet. Und der erste Kontakt mit Max Eberl war direkt sehr positiv. Da habe ich gemerkt, dass dieser Klub mir gefällt.
Gladbach hat aber auch viel Geld für Sie bezahlt. Spüren Sie Druck?
Alassane Pléa: Nein, das stört mich nicht. Der Markt ist einfach so, die Ablösesummen steigen sehr schnell. Da spüre ich keinen Druck.
Am Samstag treten sie beim FC Bayern an. Aufgeregt?
Alassane Pléa: Ich bin nicht aufgeregt, ich freue mich total auf die Partie. Was gibt es schöneres, als gegen so einen Gegner, in so einem Stadion zu spielen?
Noch schöner wäre es auf jeden Fall, die Bayern auch zu schlagen. Wie klappt das?
Alassane Pléa: Wir müssen gut verteidigen, stabil stehen, nicht die Ordnung verlieren. Und wir müssen die wenigen Möglichkeiten, die wir bekommen, auch nutzen. Der FC Augsburg hat es vorgemacht, wie man in München etwas holen kann.
Überhaupt ärgert die Liga gerade die Bayern.
Alassane Pléa: Ich denke aber, dass auch in diesem Jahr wahrscheinlich kein Weg am FC Bayern vorbeiführt. Sie stehen über der Liga.
Sie sind in Lille aufgewachsen, wann haben Sie gemerkt, dass Sie das Zeug zum Profi haben?
Alassane Pléa: So richtig bewusst wurde mir das, als ich zu Olympique Lyon gewechselt bin. Da war ich 14 Jahre alt und bin in die vielleicht beste Jugendakademie Frankreichs gegangen.
In Deutschland wird von der französischen Ausbildung geschwärmt. Was zeichnet sie aus?
Alassane Pléa: Ich habe in Lyon unter den besten Bedingungen trainiert, das war absolut professionell. Meiner Meinung nach sind es vor allem die sehr guten Trainer, die unsere Ausbildung in Frankreich so gut und effektiv machen.
Der DFB würde sich auch über Tipps bei der Stürmer-Ausbildung freuen.
Alassane Pléa: In Deutschland gibt es tatsächlich gerade keinen Stürmer, der so regelmäßig trifft, wie es zum Beispiel noch Miroslav Klose gemacht hat. Es gibt Timo Werner, aber viel mehr klassische Angreifer kenne ich aktuell gar nicht. Bei uns in Frankreich werden die Stürmer sehr gut ausgebildet, das funktioniert. Es muss aber immer beides zusammenkommen: Die Talente müssen da sein, aber auch die Ausbildung muss stimmen.
Wie erleben Sie die Qualität der Bundesliga?
Alassane Pléa: Also ich finde die Qualität der Bundesliga sehr hoch. Es ist eine sehr physische Liga, alle Mannschaften wollen hier nach vorne spielen, sie wollen Tore schießen. Die deutsche Liga muss sich in Europa nicht verstecken.
In Deutschland wird derzeit auch sehr breit über Rassismus diskutiert. Haben Sie Rassismus erlebt?
Alassane Pléa: In Deutschland bislang nicht. Aber in Frankreich gab es auch beim Fußball rassistische Vorfälle. Dumme Leute gibt es immer. Es ist schade, dass es das heute noch gibt. Ich meine, wir haben 2018. Wir als offene Gesellschaft müssen da dagegenhalten.
Was macht das mit Ihnen?
Alassane Pléa: Ich ignoriere das, weil ich finde, dass man diesen Leuten nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Ich beachte sie nicht, deswegen verletzen sie mich mit ihren Ansichten auch nicht.
Wie hat ihnen der jetzige BVB-Trainer Lucien Favre in Nizza geholfen?
Alassane Pléa: Er hat mir technisch und taktisch viel beigebracht. Er hat mir gezeigt, wie ich den Ball fordern muss, wie ich mitspielen muss, wie ich meinen Abschluss verbessere. Favre ist ein sehr, sehr guter Trainer.
Freuen Sie sich auf das Wiedersehen?
Alassane Pléa: Klar, da freue ich mich sehr drauf. Er ist nicht nur ein toller Trainer, er ist auch ein toller Mensch. Ich gönne ihm deswegen auch den Erfolg mit Borussia Dortmund.
Kann der BVB sogar Deutscher Meister werden?
Alassane Pléa: Die Dortmunder spielen einen starken Offensivfußball, sind für viele Tore gut. Es ist zwar extrem schwer, sich gegen den FC Bayern auf Dauer durchzusetzen. Aber, ja: Der BVB kann vielleicht Meister werden mit diesem Trainer.