Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach kassierte im Derby gegen Bayer Leverkusen eine 1:5-Niederlage. Zur Pause hatte die Borussia noch mit 1:0 geführt.
Max Eberl ist ein Freund der klaren Aussagen. Und Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor traf nach dem 1:5 (1:0)-Debakel gegen Bayer 04 Leverkusen, das die große Mehrzahl der 53 053 Zuschauer im Borussia-Park nach einer starken ersten Halbzeit ratlos zurückließ, mal wieder den Nagel auf den Kopf: “Leverkusen hat uns mit seinen schnellen Spielern in der zweiten Halbzeit auf gut Deutsch den Arsch aufgerissen.” Fünf Gegentreffer in nur 33 Spielminuten mündeten für die erst starke, dann unfassbar fehlerhafte Fohlenelf in die höchste Heimniederlage seit der Einweihung des Borussia-Parks am 30. Juli 2004.
Über den Kombinationsfluss, die klaren Torchancen von Thorgan Hazard und Raffael, über Fabian Johnsons Direktabnahme zum 1:0 nach nur sieben Spielminuten sprach hinterher kaum noch jemand. Das Kardinalthema des Nachmittags, an dem die Borussen auf Weltmeister Christoph Kramer wegen einer Zerrung im Oberschenkel verzichten mussten, war eine zweite Halbzeit, die unter dem Begriff “Larifari” gut beschrieben ist. Gladbach spielte sich mit einer Mischung aus Unentschlossenheit, Fehlern im Spielaufbau und der falschen Taktik bei einem 1:3-Rückstand vollends ins Verderben.
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Am Anfang stand der Torwartfehler, drei Minuten nach der Pause, als eine Wette auf ein 5:1 für die Gäste einem Sechser im Lotto gleichgekommen wäre. Borussias Schweizer Yann Sommer segelte unter dem vierten Eckball von Leverkusens Leon Bailey her, Sven Bender stolperte die unverhoffte Chance zum Ausgleich für Bayer 04 über die Torlinie.
Gladbach wollte weiter kombinieren, wollte weiter offensiv sein. Leverkusens Trainer Heiko Herrlich hatte die 4-4-2-Taktik defensiv aber in ein 4-3-3 geändert. Seine Mannen liefen mit Nationalspieler Julian Brandt für den Argentinier Lucas Alario nun besser an, erzwangen Fehler im Spielaufbau der Fohlen.
Bailey nutzte Oscar Wendts zögerliches Zweikampfverhalten im Borussia-Strafraum zum 2:1, Brandt ließ Torsteher Sommer mit einem Flachschuss beim 3:1 alt aussehen. Das hätte allerdings nicht die Entscheidung binnen 13 Minuten sein müssen.
“Ich muss der Mannschaft kritisch vorwerfen, dass sie sich nach dem 1:3 nicht sortiert, dass sie nicht kurz mal Ruhe in die Aktionen gebracht hat. Es wäre noch fast dreißig Minuten Zeit gewesen”, betonte Trainer Dieter Hecking hinterher. Stattdessen ging es weiter nach vorn. Und es ging weiter mit Fehlern im Spielaufbau. Außenverteidiger Nico Elvedi patzte an der Mittellinie, umgehend steuerte Nationalspieler Kevin Volland allein auf Torsteher Sommer zu: 1:4! Der eingewechselte Finne Joel Pohjanpalo meldete sich dann auch noch mit einem Treffer zurück, Brandt hatte das 5:1 prächtig aufgelegt. Die Mehrheit der 53 053 Zuschauer war da schon auf dem Heimweg.
Bayer-Sportdirektor Völler: "Natürlich war das Resultat einen Tick zu hoch"
“Natürlich war das Resultat einen Tick zu hoch. Aber: Der Trainer hat in der Halbzeit sehr gut gewechselt und umgestellt”, lobte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. “Wir haben bei einem großen Verein hoch gewonnen. Viel mehr kann man für das Selbstvertrauen kaum tun”, befand Innenverteidiger Jonathan Tah. “Wenn wir in der Tabelle weiter nach oben wollen, dürfen wir nicht mehr oft eine komplette Halbzeit scheiße spielen”, gab Torschütze Brandt zu bedenken. Seine Einschätzung galt übrigens auch für Borussia Mönchengladbach. Was einen kuriosen Fußballnachmittag im Borussia-Park abrundete.