Mönchengladbach. . Nico Elvedi kam als Perspektivspieler aus der Schweiz in die Bundesliga. Der 19-jährige hat sich bei Gladbach etabliert und ist sogar EM-Kandidat.

Mit seinem Nachnamen hat Nico Elvedi schon für einige Verwirrung gesorgt – damals, als er noch in der Schweiz Fußball spielte. Manch einer in der Alpenrepublik vermutete die Wurzeln der Familie auf dem Balkan, sah Nico Elvedi schon im kroatischen Nationaltrikot auflaufen. So wie Ivan Rakitic, den gebürtigen Aargauer, der Schweizer Jugendnationalmannschaften durchlief, ehe er sich mit 19 für die Auswahl Kroatiens, dem Land seiner Eltern, entschied. Für den 19 Jahre alten Elvedi vom Bundesligisten Borussia Mönchengladbach war so ein Seitenwechsel nie ein Thema: Die Wurzeln des blonden Verteidigers liegen im Val Lumnezia in Graubünden, die Elvedis sind waschechte Schweizer.

Auch deshalb war am vergangenen Samstag ein grauhaariger, freundlich dreinblickender Herr zu Besuch im Borussia-Park: Vladimir Petkovic, Nationaltrainer der Eidgenossen, kam primär, um seine Stammkräfte Granit Xhaka und Yann Sommer beim Derby gegen Köln zu begutachten.

Doch unverhofft bekam der 52-Jährige noch einen weiteren Kandidaten in vollem Einsatz serviert: Nico Elvedi, der gerade dabei ist, sich in der Defensive der Borussia festzuspielen.

Wertschätzung zwischen Elvedi und Schubert

„Ich war überrascht, dass Nico von Beginn an spielte“, gestand Petkovic. Doch mit dem Besuch am Niederrhein war dem Mann bewusst geworden: „Er kommt hier langsam in Fahrt – und es ist wichtig, dass er spielt.“ Nicht ausgeschlossen, dass der 1,88 Meter große Elvedi bei ähnlich rasanter Fortsetzung seiner Karriere sogar den Sprung ins Schweizer EM-Team schafft. „Die Spieler, die schon länger dabei sind, haben natürlich einen Vorteil. Aber der Kader ist ja keine geschlossene Gruppe – da kann sich immer noch etwas verändern“, macht Petkovic Gladbachs Sommereinkauf Hoffnungen auf ein Last-Minute-Ticket.

Als Elvedi vor acht Monaten für vier Millionen Euro vom FC Zürich zur Borussia kam, galt er als Perspektivspieler, der behutsam aufgebaut werden sollte. Mit diesem Job betraut war der damalige U-23-Coach André Schubert, der nach dem Rücktritt von Lucien Favre am 20. September zum Chef der Gladbacher Profis befördert wurde. Der frühe Kontakt zu Schubert kam Elvedi nun zugute, beim 3:1 gegen Bayern München Anfang Dezember stand er erstmals in der Startelf. „In der U 23 hatte ich ja bereits ein paar Spiele unter Schubert gemacht, und schon da fand ich ihn einen Super-Trainer“, sagte der Teenager anschließend.

Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit – wobei Elvedis großes Plus seine Vielseitigkeit ist. Petkovic nutzte eines von Favres Lieblingswörtern, als er über Elvedi sagte: „Er ist polyvalent, kann mehrere Positionen sehr gut spielen.“ Beim Triumph über die Bayern etwa war er Bestandteil der Abwehrdreierkette. Gegen Köln überzeugte er nun als Rechtsverteidiger – auf der Position, auf der Julian Korb in der Bundesligahinrunde derart überzeugte, dass ihn Sportdirektor Max Eberl schon als Kandidaten für die DFB-Auswahl bewarb.

Robust und kopfballstark

Nun ist Korb ins Hintertreffen geraten – und der kopfballstarke, schnelle und robuste Elvedi in den Blickpunkt gerückt. Als Stammspieler? Oder noch auf dem Weg dorthin? „Eine schwierige Frage, das kann ich nicht sagen. So wie zuletzt kann es auf jeden Fall weitergehen“, erklärt der gebürtige Zürcher mit Blick auf die nächste Partie in Augsburg. In der Jugend beim FC Greifensee und beim FCZ spielte Elvedi meist im defensiven Mittelfeld. Seine Umschulung zum Verteidiger sehen seine Schweizer Wegbegleiter als den entscheidenden Schritt in seiner Karriere an. Nicht zuletzt Zürichs Präsident Ancillo Canepa, der sich bei Elvedis Vater Adrian einst erkundigte, ob die Familie aus Serbien stamme. Wegen des Nachnamens.