Mönchengladbach. . Gladbachs Lauf setzte sich beim 3:1 über Bayern fort. Für Xhaka war’s kein Wunder, sondern das Resultat einer guten Taktik und einer starken Leistung.
Welche Kraft ein voller Tank Selbstbewusstsein birgt, personifizierte sich nach dem 3:1 (0:0)-Coup der Gladbacher Borussen über den Bundesliga-Primus Bayern München in Granit Xhaka. „Für mich ist unser Sieg kein Wunder“, betonte der 23-jährige Borussia-Kapitän mit der Selbstverständlichkeit eines tickenden Sekundenzeigers, „die Bayern trinken das gleiche Wasser, haben allesamt auch zwei Arme und zwei Beine.“ Doch sprach Xhaka ein wenig heiser. Die Folge eines Fußballspiels am Leistungslimit. „Es ist schwer, auf dem Platz die Mannschaft zu delegieren, wenn solch ein Krawall herrscht wie im Borussia-Park“, entschuldigte sich der Schweizer Nationalspieler. Vermutlich hatte eine Mehrzahl der 54.010 Augenzeugen die Stimmbänder nach drei Gladbacher Treffern binnen 14 Spielminuten ebenso überstrapaziert.
Gewagte Gladbacher 3-5-2-Taktik
Natürlich war Euphorie erlaubt. Borussia-Trainer André Schubert sprach nach einer atemberaubenden zweiten Halbzeit von einer „sensationellen Leistung“. Mahnte aber auch: „Wir sollten nicht den Boden unter den Füßen verlieren.“ Das war auf den wackeligen ersten Durchgang gemünzt, in der Schuberts gewagte Taktik auch fürchterlich hätte in die Hose gehen können. Dass mit Mahmoud Dahoud, Andreas Christensen und Debütant Nico Elvedi gleich drei 19-Jährige in der weißen Start-Elf gestanden hatten, mochte der Coach nicht überbewerten: „Es gibt nicht alt und jung, sondern nur gut und schlecht.“
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Der Jung-Schweizer Nico Elvedi war in Schuberts Augen gut genug, um im Tausch mit dem offensiven Landsmann Josip Drmic als gelernter Innenverteidiger die geplante Taktik auszuführen: 3-5-2 statt des gewohnten 4-4-2. Wobei die Dreier- auch zur Fünfer-Abwehrkette wurde bei Bayern-Ballbesitz. Beide forsch offensiver agierenden Außenverteidiger, der Schwede Oscar Wendt und der Ex-Duisburger Julian Korb, schlossen dann die möglichen Münchener Spielräume.
Mammutaufgabe für Elvedi
Elvedi sah sich der Mount-Everest-Aufgabe ausgesetzt, den pfeilschnellen Franzosen Kingsley Coman zu stoppen. Was vor der Pause kaum gelang. Der Pariser produzierte leichtfüßig ein halbes Dutzend Flankenläufe, versiebte dazu die beste von fünf dicken Bayern-Chancen – mit einem Pfostentreffer von der Fünf-Meter-Linie. Den Rest entschärfte ein starker Yann Sommer im Borussia-Gestänge.
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„Ist eben nicht so einfach, wenn einer mit 800 Sachen angebraust kommt“, nahm Trainer Schubert seinen Youngster Elvedi später in Schutz, „nach der Halbzeit war Nico aber einer von 22 Profis auf dem Platz. Da habe ich keine Überforderung mehr gesehen.“ Elvedi empfand ähnlich: „Ich musste mich erst zurechtfinden, dann wurde es noch ein überragendes Spiel. Von allen.“ Im Training hatte er Eins-gegen-Eins-Situationen mit dem auch nicht gerade langsamen Ibrahima Traoré geübt. Vielleicht auch deshalb beglückwünschte der verletzte Nationalspieler Guineas seinen Teamkollegen besonders speziell: mit einem herzhaften Kuss auf den Nacken.
Bayern verlor die Ordnung
Den hätte sich auch Führungstorschütze Oscar Wendt verdient gehabt. Der Schwede legte sich seinen Schlenzerball um den vergeblich reckenden Manuel Neuer herum mit der Hacke fast selbst auf. „Das war wirklich ein toller Moment für mich“, hob Wendt hervor, „aber wir sind eben auch ein gutes Team.“
So gut, dass die Bayern nach dem 0:1 für eine Viertelstunde lang ihre taktische Ordnung verloren hatten. Beim Heber zum 2:0 hatte Lars Stindl eine Menge Aktionsplatz. Fabian Johnson lief beim 3:0, als die Bayern forsch in die Borussen-Hälfte aufgerückt waren, nach einem weiten Zuspiel von Julian Korb im Solo auf Manuel Neuer zu.
Bayern-Coach Guardiola mahnt
„Wir sollten lernen, nie die Kontrolle zu verlieren“, mahnte Trainer Pep Guardiola, „manchmal ist es gut, wenn man verliert. Dann weiß man wieder, wie schwer es ist, zu gewinnen.“
Übrigens: Ein kurzes Lächeln rang sich Bayern-Coach Pep Guardiola nach der 1:3-Niederlage ab. Nach 269 Tagen Zwangspause wegen einer hartnäckigen Sprunggelenksverletzung gab Franck Ribéry sein Comeback. Im Borussia-Park schloss der Franzose seine Viertelstunde im linken offensiven Mittelfeld mit dem Treffer zum 1:3 erfolgreich ab. „Ich war überrascht, dass ich spielen durfte. Aber es ist gut, dass es so schnell passiert ist“, hob Ribéry hervor. Im 300. Match für die Bayern erzielte der trickreiche Offensivkicker seinen 105. Treffer.
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