Mönchengladbach.. Nach dem Rücktritt von Lucien Favre sind die Fans von Borussia Mönchengladbach schockiert. Manager Max Eberl begibt sich ohne Plan B auf die Suche.
Kopfschütteln. Ratlosigkeit. Eine Handvoll Anhänger von Borussia Mönchengladbach steht am Montagmittag vor dem Borussia-Park in der wärmenden Sonne, die so gar nicht zur düsteren Stimmung vor Ort passen will. Lucien Favre, der Heilsbringer von einst, ist am Sonntag überraschend als Trainer des Fußball-Bundesligisten zurückgetreten. „Das war ein Erdbeben für mich“, sagt Fan Olaf Schwark. Einige Treppenstufen tiefer in den Katakomben des Stadions findet in wenigen Minuten eine Pressekonferenz zum Rücktritt statt. Dort bleibt ein neuerliches Fußball-Erdbeben aus. Sportchef Max Eberl verkündet eine Interimslösung: Gladbachs U-23-Trainer Andre Schubert wird die Fohlen-Elf vorerst übernehmen.
Jürgen Klopp, dessen Name gehandelt wurde, ist nicht im Rennen um den vakanten Posten. Sein Berater hatte vorsorglich bereits abgesagt. Laut Eberl gab es aber auch kein Angebot für Klopp. Die üblichen Mechanismen im Profigeschäft greifen. Eberl bittet um Verständnis: Bei der Trainersuche werde er kein festes Zeitfenster angeben und Namen nicht weiter kommentieren.
Eberl „sautraurig“
Die derzeitig verfügbaren Trainer mit Bundesliga-Erfahrung heißen: Mirko Slomka, Thomas Schaaf oder Jos Luhukay. Wen Eberl auf der Liste hat, sagt er nicht. „Natürlich sondiert man immer den Markt“, meint er, „aber einen Plan B habe ich nicht parat liegen.“ Eberl wirkt abgeklärt, nicht aufgewühlt, erschüttert oder gar verbittert wegen der plötzlichen Trennung von Favre.
„Sautraurig“ sei er dennoch, gibt er Einblick in sein Seelenleben, dass eine so erfolgreiche Zeit auf diese Weise zu Ende geht. Ein böses Wort aus möglicher Wut auf Favre lässt er sich aber nicht entlocken. „Ich glaube auch jetzt noch daran, dass wir mit ihm die Wende geschafft hätten.“ Favre sah das offensichtlich anders.
Favre nach Misserfolg mit Selbstzweifeln
Trotz aller Treuebekundungen seines Sportchefs nach der fünften Bundesligapleite am Samstag hatte der Schweizer den Verein Sonntagabend mit einer Pressemitteilung vor vollendete Tatsachen gestellt. „Es war 7.20 Uhr morgens, als das Handy ging“, berichtet Eberl von den Vorgängen am Sonntag. „Ich war gerade mit meinem Hund draußen.“ Favres Berater informierte Eberl über den Rücktrittswunsch seines Klienten. Ein eiliges Treffen wurde vereinbart, später am Tag ein zweites. „Wir konnten ihn schon öfter umstimmen“, sagt Eberl. Wie oft das passieren musste, will er nicht sagen.
Und wieso hat es diesmal nicht geklappt? „Auch ich bin im Fabelreich der Thesen unterwegs“, sagt der sportliche Leiter. „Den einen tatsächlich auslösenden Grund kenne ich nicht.“ Favre hätte ihm lediglich zu verstehen gegeben, dass er nicht mehr daran glaubt, die Lösung für den Weg aus der Krise zu kennen. „Die Selbstzweifel sind menschlich“, zeigt Eberl Verständnis. „Lucien ist ein Perfektionist, der sich bei Misserfolg selbst infrage stellt.“ Und der sehr große Fußstapfen hinterließe.
Gladbach-Fans weniger nachsichtig als Eberl
In diese soll nun also vorerst Andre Schubert treten, von dem sich Eberl eine neue Ansprache und neue Reize erhofft. Aber: „Natürlich ist es eine große Aufgabe für ihn und alles sehr kurzfristig.“ Am Mittwoch steht das nächste Spiel gegen Augsburg an – englische Woche. Der Rücktritt also zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt? Eberl bleibt salomonisch: „Der ist nie passend. Es ist, wie es ist. Dass die Situation nicht leichter geworden ist, dürfte aber klar sein.“
Die Fans vor dem Stadion sind da weniger nachsichtig. „Ich finde es nicht in Ordnung, dass Favre das Team im Stich lässt“, sagt einer.