Sevilla. In ihrer ersten Champions-League-Partie unterlag Borussia Mönchengladbach mit 0:3 beim FC Sevilla. Die verunsicherten Borussen verursachten gleich drei Elfmeter.

Die Hymne der Champions League bewirkt bei Fußballprofis in der Regel die Ausschüttung einer großen Dosis von Glückshormonen, sie alle wünschen sich, auf dem Rasen zu stehen, wenn diese Melodie gespielt wird. Einen ganzen Sommer lang haben die Spieler von Borussia Mönchengladbach diesem Moment nun entgegen gefiebert, schließlich war diese Partie beim FC Sevilla, die am Ende mit 3:0 (0:0) verloren ging, die Premiere für den Klub in diesem Wettbewerb. Doch hören konnten sie die Hymne allenfalls in Fragmenten, denn die Menschen im Stadion übertönten sie kurzerhand mit einem hingebungsvoll vorgetragenen eigenen Gesang.

Das klassische Champions League-Vorspiel fehlte also, und beim Blick auf die Tabellen der jeweiligen nationalen Wettbewerbe erscheint das Duell Sevilla gegen Mönchengladbach ja auch nicht gerade wie eine Highlight in der Königsklasse. Der 18. der Primera Divsion spielte gegen den 18. der Bundesliga. Dafür war das Niveau dann aber passabel. In vielen Phasen war das Tempo hoch, die Intensität auch, aber je länger die Partie dauerte, desto deutlicher wurde die Überlegenheit des FC Sevilla.

Gladbacher hatten in der ersten Spielhälfte Glück

Bereits nach fünf Minuten benötigten die Gladbacher eine Menge Glück, um nicht ganz früh in Rückstand zu geraten. Vitolo traf aus zwölf Metern den Pfosten, von wo der Ball auf den Fuß von José Antonio Reyes prallte, der aus kurzer Distanz über die Latte schoss. Schon eine Minute später folgte jedoch die beste Chance der Borussia in der ersten Hälfte. Ein Freistoß von Ibrahima Traoré, der über die Stirn von Roel Browers gestrichen war flog knapp am Tor vorbei. Traoré hatte später noch eine gute Schussgelegenheit (16.) und verschenkte eine viel versprechende Kontermöglichkeit, als er überhastet schoss, statt die eigene Überzahl auszuspielen. Aber am Ende der ersten Hälfte hatten die Gladbacher Glück, nicht in Rückstand geraten zu sein.

Denn Kevin Gameiro (30., 36.) und Reyes (43.) nutzten ihre guten Chancen nicht. Das änderte sich dann aber kurz nach der Pause. Gameiro traf nach einem umstrittenen Elfmeterpfiff (Yann Sommer an Vitolo) vom Strafstoßpunkt zum 1:0 (47.), und schon zwei Minuten später gab es erneut einen Elfmeter. Diesmal hatte Browers Vitolo gefoult, doch Gameiro schoss an die Unterkante der Latte, von wo der Bal vor der Linie aufsprang.

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Die Gladbacher konnten sich nun aber kaum noch befreien, ständig befand der Ball sich im und um den Gladbacher Strafraum, und es zeigte sich das Phänomen, das Max Eberl, der Sportdirektor der Borussia schon am vorigen Freitag beim 0:3 gegen den HSV beklagt hatte: Kein Gladbacher wollte den Ball haben und diese Unsicherheit verhalf Sevilla zum 2:0. Nach einem völlig unnötigen Ballverlust foulte Jantschke Gameiro, es gab den dritten Elfmeter, den Èver Banega verwandelte (66.). Anschließend zog der FC Sevilla zwar etwas mehr zurück, kam aber durch Evgen Konoplyanka noch zum 3:0 (84.).

Gladbach war in Sevilla chancenlos

Nachdem die erste Phase der Bundesligasaison für die Mannschaft von Trainer Lucien Favre in ein mittelschweres Desaster ausgeartet ist, beginnt das Spieljahr nun auch im Europapokal mit einer Enttäuschung. Im Frühjahr, als die Gladbacher in der Europa League beim FC Sevilla antraten und ein tolles Spiel boten, war die Mannschaft nun chancenlos. Und diese Erfahrung ist vielleicht sogar noch schlimmer als die bloße Niederlage, denn sie verfestigt das Gefühl, dass Borussia Mönchengladbach derzeit nur noch ein Mittelklasseteam ist, dass auch noch die Neigung hat, in sich zusammen zu fallen.