Mönchengladbach. . Der Sieg von Borussia Mönchengladbach im Rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln ist durch Ausschreitungen von Chaoten überschattet worden.
Während die Journalisten schon in den Katakomben auf den Abpfiff und die Derbyhelden warten, spielen sich draußen auf dem Rasen schwere, unsportliche Szenen ab. Die hässliche Fratze des Fußballs. Statt der Spieler werden zwei Chaoten durch die Mixedzone geführt. Mit gesenktem Kopf im harten Polizeigriff, mit blutender Nase und blauem Auge. Nur Sekunden später folgen Feuerwehrleute, die einen Polizeibeamten in den Sanitätsraum begleiten. Das 82. Rheinische Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln kam erneut nicht ohne Ausschreitungen aus.
Mehr als 20 Chaoten in weißen Maleranzügen ließen ihren Frust nach dem späten 1:0-Sieg der Borussia freien Lauf und stürmten nach dem Abpfiff aus dem Gästeblock auf das Feld. Die Gladbacher Sicherheitskräfte lieferten sich mit den vermeintlichen Kölner Fans heftige Kämpfe mit Fußtritten und Fausthieben. (Hier ein Youtube-Video) Es kam zu wilden Jagdszenen, und auch Gladbacher Anhänger, die über den Zaun geklettert waren, mischten sich in die Schlägerei mit ein. Laut Polizei werden bei dem Platzsturm Ordner und Polizisten verletzt. Die Pyro-Einlagen vor und während des Spiels, unterlegt mit Kanonenschlägen und Leuchtraketen, waren noch die harmloseren Vorfälle.
Köln „distanziert sich ohne Wenn und Aber von den Vorfällen und ihren Verursachern“
Der „FC verurteilt Vorfälle in Mönchengladbach“ hieß es kurz nach den unschönen Szenen am Niederrhein auf der Homepage der Domstädter. „Diese Vorfälle fügen dem 1. FC Köln und der Mehrheit der großartigen Fans des 1. FC Köln massiven Schaden zu. Gerade in einer Phase, in der wir mit dem DFB in einem Austausch über angemessene Strafen und die richtige Bewertung von Fan-Arbeit sind, sind diese Vorkommnisse ein schwerer Rückschlag, der den Club enttäuscht und ärgert.“
Auch interessant
Im Vorfeld der Partie waren etliche Maßnahmen getroffen worden, um einen friedlichen Ablauf rund um das Derby zu garantieren: Die Einsatzkräfte wurden aufgestockt, es gab ein klares Sicherheitskonzept und im Vorfeld der Begegnung am Karnevalssamstag wurde darauf hingewiesen, dass es ein Vermummungsverbot gibt. Aber gerade die Chaoten in weißen Maleranzügen und Skimasken nutzen das Forum Fußball, um sich aufzuspielen, dem Sport und der eigenen Mannschaft zu schädigen. „Das ist mehr als unangenehm und steht uns und den Fans nicht gut zu Gesicht“, sagte FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke sichtlich niedergeschlagen nach dem Abpfiff.
Die Kölner müssen nun mit einer neuerlichen Strafe durch den DFB rechnen - und die wird nach Schmadtkes Ansicht „schon deutlich“ werden. „Das sind keine Fans - die schaden nur dem Verein“, ärgerte sich FC-Keeper Timo Horn nach der Partie und Gladbachs Matchwinner Granit Xhaka ergänzte: „Es ist bitter für den Fußball, dass so etwas passieren kann.“
Eberl fordert Gefängnisstrafen
Mönchengladbachs Manager Max Eberl, der die Szenen nicht live, sondern aus der Kabine der Borussia verfolgen musste, fordert empfindliche Strafen für diejenigen, die „ihren menschlichen Verstand“ ausgeschaltet haben. Er hoffe, „dass sie die Strafe bekommen, die ihnen zusteht und dass sie vielleicht auch mal dem Arbeitgeber Montag erklären müssen, warum sie nicht zur Arbeit kommen. Weil sie nämlich irgendwo sitzen.“ Diese Chaoten sollten Strafen bekommen wie Randalierer in England – „da kommen Leute ins Gefängnis.“ Auch Gladbach-Kapitän Tony Jantschke verurteilte die Szenen nach dem Spiel. „Für mich ein Wunder, dass solche immer wieder an Karten kommen“, wunderte sich der Abwehrspieler. Ihm tue es auch für die Polizisten leid, die ihr Leben riskieren würden.
Auch interessant
Ausschreitungen und Pyrotechnik sind Begleiterscheinungen, die die Bundesliga Wochenende für Wochenende auf das Schwerste verurteilt, sie aber nicht in den Griff bekommt. „Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie wir damit umgehen“, sagte Schmadtke etwas ratlos. „Jeder, der Fußball liebt, kann mit so etwas nichts anfangen“, erklärte Kölns Trainer Peter Stöger. „Das ist bitter. Mindestens so bitter wie die 0:1-Niederlage.“
Und wenn es ganz bitter für die Domstädter kommt, spielen sie demnächst vor leeren Rängen. Ein Geisterspiel als Strafe ist nicht auszuschließen.