Köln. Topfavorit gegen Außenseiter, Rekordsieger gegen Debütant, Millionen-Truppe gegen junge Wilde - gerade der große Unterschied zwischen den Protagonisten macht den besonderen Reiz des DFB-Pokalfinales der Frauen aus.

Wenn am Samstag im Kölner RheinEnergieStadion die Mannschaften des 1. FFC Frankfurt und der SGS Essen aufeinandertreffen, ist es auch ein Duell der gegensätzlichen Vereins-Philosophien. "Da treffen zwei Welten aufeinander", erklärt Essens Geschäftsführer Willi Wißing.

Frankfurt gegen Essen - das entspräche bei den Männern einem Duell zwischen Bayern München und dem SC Freiburg. Die von potenten Sponsoren unterstützten Hessinnen setzen seit Jahren vor allem auf den Zukauf von namhaften Nationalspielerinnen aus aller Welt. Der Ausbildungsbetrieb aus dem Herzen des Ruhrgebiets treibt sein Nachwuchskonzept nachhaltig voran und verfügt in erster Linie über junge und hungrige Talente. Stars sucht man vergeblich im Team von Trainer Markus Högner. "Wir haben hier 33 Jugendmannschaften, fünf davon sind Mädchen-Teams. Meines Wissens sind wir da bundesweit ganz vorn. Darauf bin ich sehr stolz, sagt Wißing, der seit Jahren mit wenig Geld und viel Herzblut die Geschicke des Revierclubs in verantwortlicher Position lenkt.

Nicht minder engagiert, aber ganz anders gepolt ist Siegfried Dietrich. Der oft als "Uli Hoeneß des Frauenfußballs" und "Pionier der Branche" bezeichnete Manager führte den 1. FFC seit Mitte der 1990er Jahre erst an die nationale, dann an die europäische Spitze. Dietrich ist exzellent vernetzt und schaffte es mit Fleiß und Beharrlichkeit, ein Heer von Sponsoren für den FFC zu rekrutieren. In der laufenden Saison hat der dreimalige Europapokal-Gewinner und siebenmalige deutsche Meister einen Etat von rund zwei Millionen Euro zur Verfügung - etwa viermal soviel wie die Essener.

Zum 13. Mal steht der fast nur aus Nationalspielerinnen bestehende Rekord-Pokalsieger aus der Mainmetropole im Cup-Finale. In Köln will der Bundesliga-Spitzenreiter mit dem neunten Erfolg eine Negativ-Serie von drei titellosen Jahren beenden. "Wir sind nach einer langen Durststrecke wieder heiß darauf, Titel zu gewinnen", betont Dietrich.

Seit Colin Bell den FFC vor der Saison als Cheftrainer übernahm, geht es wieder deutlich aufwärts. Sogar das Double aus Meisterschaft und Pokal ist in diesem Jahr drin. Für den 52 Jahre alten Engländer ist das Endspiel in Köln eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte. "Dort habe ich zwei Jahre lang als Co-Trainer des 1. FC Köln gearbeitet. Das Stadion gehört zu den schönsten Arenen in Deutschland", sagt der Ex-Profi des FSV Mainz 05. Mit dem Pokalsieg kann Bell seine Trainerlaufbahn krönen: "Es ist das Größte, einen Pokal in den Händen zu halten."

Allerdings muss Bell am Samstag seine beste Angreiferin ersetzen. Die in der Bundesliga-Torschützenliste führende Nationalstürmerin Celia Sasic ist noch verletzt, auch die Dänin Lise Munk fehlt. "Essen wird mit Sicherheit alles daransetzen, uns das Leben so schwer wie möglich zu machen und die Überraschung zu schaffen. Es geht um das Sahnehäubchen", betont Dietrich.

Auf seine Bestbesetzung kann dagegen SGS-Coach Högner zurückgreifen. Er setzt im ersten Pokalfinale der Clubgeschichte auf eine Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und jungen Wilden wie der 17-jährigen Lena Ostermeier. Das sonst eher zurückhaltende "Küken" gibt sich keck und verspricht: "Wir wollen den Zuschauern zeigen, dass wir richtig guten Fußball spielen können. Wir werden kämpfen wie die Verrückten!"

Finanziell trennen die Vereine zwar Welten, aber sportlich waren die Clubs in den beiden Bundesliga-Duellen der Saison nicht so weit auseinander. Für die SGS stehen ein Remis und eine knappe Niederlage zu Buche. Högner weiß, dass die Sensation schwer wird, aber eben nicht unmöglich ist. "Auch wenn ich jetzt was ins Phrasenschwein schmeißen muss. Aber ein Finale hat seine eigene Dynamik. Aber wir brauchen einen Sahnetag."