Bei der WM 2006 schwamm Deutschland auf einer Euphoriewelle. Wird es fünf Jahre später bei der Frauenfußball-WM eine ähnliche Begeisterung geben? DerWesten sagt: Nein, es gibt zu viele Indizien, die dagegen sprechen.

Rein sportlich betrachtet, verspricht die Weltmeisterschaft in Deutschland ein Höhepunkt zu werden - für den Frauenfußball im Allgemeinen wie für die favorisierten DFB-Frauen im Besonderen. Aber wird die WM auch ein zweites „Sommermärchen?“ Mit Hunderttausenden fröhlich feiernden Menschen auf den Straßen? Mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen an jeder Ecke? Vermutlich nicht. Denn trotz großer Erfolge vermag der Frauenfußball bislang kaum öffentliche Begeisterung zu entfachen - und es gibt nur wenig Indizien dafür, dass die WM im eigenen Land hieran etwas ändert.

Die meisten Kommunen scheuen vor Public-Viewing-Angeboten zurück, zu groß ist die Skepsis. Wirtschaftsanalysten registrieren einen nur dürftigen Umsatz mit Fanartikeln und erwarten allenfalls geringe Effekte für die Tourismusbranche. Im Vergleich zur Männer-WM 2006 dürften auch deutlich weniger Fans aus dem Ausland ihren Mannschaften hinterher reisen: Nur knapp zehn Prozent der bisher verkauften Tickets gingen an Abnehmer außerhalb Deutschlands. Selbst Protagonisten des hiesigen Frauenfußballs, wie Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder, dämpfen die Erwartungen.

Dem deutschen Frauenfußball droht bei seinem Heimspiel also ein ähnliches Schicksal wie anderen Sportarten. Auch bei der Handball-WM 2007 und der Eishockey-WM 2010 waren die Hallen voll, die Straßen bis auf wenige Ausnahmen jedoch so gut wie leer.

Party-Hype 2006 nervte „echte“ Fans

Man kann das bedauern, weil die Leistungen der DFB-Frauen mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Man kann es aber auch verschmerzen, weil der Party-Hype 2006 viele „echte“ Fußballfans am Ende nur noch genervt hat. Wer Frauenfußball mag, wird die WM genießen können - auch ohne „Sommermärchen“-Flair.

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