Düsseldorf. . Wie verbringt Fortuna-Stürmer Erwin Hoffer sein spielfreies Wochenende? Im NRZ-Gespräch berichtet der Österreicher, wo er relaxt.

Erwin Hoffers geheimer Rückzugsort liegt ein wenig versteckt. Etwas außerhalb der Stadtgrenze. Fortunas Torjäger versucht so oft wie möglich diesen Platz aufzusuchen. „Wenn wir mal frei haben, komme ich mindestens einmal am Tag hierhin“, sagt der 27-Jährige im Gespräch mit der NRZ. An dem privaten Seegrundstück kann der Österreicher nicht nur wunderbar abschalten und seine Akkus wieder aufladen, sondern dabei auch noch seiner zweitliebsten Leidenschaft nachgehen, dem Angeln. „Am liebsten Karpfen!“

Hinter Hoffer und dem Fußball-Zweitligisten liegt ein (spiel-)freies Wochenende. Es gab also reichlich Zeit, um die Seele einmal baumeln zu lassen. All das fiel ein wenig leichter, nachdem die Fortuna zuvor am vierten Spieltag ihren ersten Saisonsieg landete. Das 3:0 bei Erzgebirge Aue beruhigte das angespannte Nervenkostüm. Hoffer erzielte zwei Tore gegen seinen Lieblingsgegner, gegen den er in den vorherigen drei Duellen bereits dreimal getroffen hatte.

Hattrick binnen acht Minuten

„Es wäre schön, wenn ich gegen jeden Gegner so regelmäßig treffen würde wie gegen Aue“, flachst Hoffer. Für den Stürmer und seine Teamkollegen waren die ersten Spieltage eine Geduldsprobe. In der Saisonvorbereitung avancierte er mit 15 Treffern noch zum teaminternen Torschützenkönig, erzielte sogar binnen acht Minuten einen Hattrick. Zum Saisonstart geriet allerdings auch sein Motor ein wenig ins Stottern. Bis zur Fahrt zum Lieblingsgegner ins Erzgebirge.

Hoffer weiß was es heißt, geduldig zu sein. Als die Fortuna ihn im Vorjahr für rund eine halbe Million Euro aus seinem Vierjahresvertrag beim SSC Neapel herauskaufte, benötigte der Stürmer am Rhein einen langen Atem. Nach zwölf torlosen Spielen sah man im neuen Mann bereits einen Fehleinkauf. Im 13. Match platzte schließlich der Tor-Knoten. Ausgerechnet auf dem Betzenberg, wo Hoffer die damals kriselnde Fortuna zum 1:0-Sieg schoss. Acht weitere Tore sollten bis zum Saisonende folgen. Zuvor hatten die Italiener Hoffer, der nur neun Spiele für den SSC Neapel in der Serie A absolvierte, nach Frankfurt und zweimal nach Kaiserslautern ausgeliehen. Auch in der Pfalz musste er sich erst einmal akklimatisieren. Vor allem neben dem Rasen.

Schulte als Trainer - Reck zwischen den Pfosten

BENEFIZ: Fortunas sportliche Führungsetage nutzte das spielfreie Wochenende während der Länderspielpause für einen Ausflug an ehemalige Wirkungsstätten. Cheftrainer Oliver Reck zog sich beim Abschiedsspiel von Ailton in Bremen noch einmal die Torwarthandschuhe an. Im Spiel der „Werder Allstars“ gegen die „Ailton Allstars“ stand Reck vor 40 000 Zuschauern für Ailtons Team zeitweise zwischen den Torpfosten. Zwischen 1985 und 1998 absolvierte der 49-Jährige 345 Partien für Werder Bremen. Indes nahm Fortunas Sportvorstand Helmut Schulte in Hamburg auf der Trainerbank Platz. Beim 10. „Tag der Legenden“, dessen Einnahmen sozial schwächer gestellten Kindern und Familien zugute kommen, fungierte Schulte als Coach.

TEST: Fortune Ben Halloran und die australische Nationalmannschaft haben ihr Testspiel in Lüttich gegen Belgien mit 0:2 verloren. (Marcus Gülck)

Als Hoffer zum Training in einem Ferrari vorfuhr, sah die Vereinsführung rot und die pfälzische Bescheidenheit in der Außendarstellung gefährdet. Ähnlich erging es ihm, als er mit seinem Gefährt vor vier Jahren bei der österreichischen Nationalmannschaft am Teamhotel in Bad Tatzmannsdorf vorfuhr. Es setzte erneut „Ferrari-Verbot“. Hoffer kann die Aufregung um sein damaliges Auto bis heute nicht verstehen. Zumal der sympathische und eher introvertiert als exzentrisch auftretende Fortuna-Stürmer das Gegenteil eines protzenden Klischee-Sportwagenfahrers ist.

„Es hat damals Theater wegen dem Auto gegeben. Jeder muss selbst wissen, was für einen Wagen er haben will. Mein Traum war es von kleinauf, einmal einen Ferrari zu fahren. Ich habe einen langen Weg vor mir gehabt und mir diesen Wagen verdient!“

Der lange Weg

Der lange Weg – für Hoffer begann er in der Badener Haidhofsiedlung vor den Toren Wiens, wo er als viertältestes von neun Kindern mit seinen Geschwistern fast eine eigene Fußballmanschaft stellte. „Auf dem Kleinfeldplatz durfte man mitspielen, sobald man laufen konnte. Wir haben dort von früh bis spät immer nur Fußball gespielt. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich an diesen Platz zurückkehre.“ Doch die Zeit für Familienbesuche ist seltener geworden. Bei Oma Eleonore hat er schon längere Zeit nicht mehr den heißgeliebten Marillenkuchen gekostet.

Hoffers „Fußball-Familie“ in Düsseldorf wurde mit den Verpflichtungen von Christian Gartner und Michael Liendl um zwei Landsmänner bereichert. „Es ist schön und verdammt lustig, wenn man drei Österreicher in der Kabine hat“, schmunzelt Hoffer, der auch im Spiel von seinen Kollegen profitiert. „Ich bekomme von Michael Liendl hervorragende Bälle. Es ist sehr, sehr positiv, auch für die Mannschaft, wie er seine Pässe spielt.“

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Ob Hoffer gerne die alleinige Spitze gibt, oder lieber einen Stürmerkollegen wie zuletzt Charlison Benschop an seiner Seite weiß? „Das ist schwer zu sagen“, so Hoffer, „es kommt immer auch auf den Gegner an. Wenn wie in Aue ein weiterer Stürmer an meiner Seite spielt, fühle ich mich sehr wohl. Letztendlich ist es aber die Entscheidung des Trainers.“

Einem (Nachwuchs-)Trainer hat Hoffer auch seinen Spitznamen zu verdanken. Karl Brauneder war zu Zeiten bei Admira Wacker Wien dermaßen von Hoffers Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor beeindruckt, dass er ihn mit dem Killer „Jimmy, die Tulpe“ aus dem US-Film „Keine halben Sachen“ verglich. Aus Erwin Hoffer wurde fortan nur noch „Jimmy“. „Ich bin mir sicher, dass, wenn ich bei uns in die Kabine gehe und jeden Spieler nach meinem Namen frage, nicht alle die richtige Antwort geben können“, schmunzelt Hoffer, dessen Vertrag bei der Fortuna am Saisonende ausläuft.

Gedanken über seine sportliche Zukunft wird er sich in Ruhe machen. Wahrscheinlich an seinem Rückzugsort am See. Mit der Angel in der Hand. „Es würde mich sehr freuen“, so Hoffer, „wenn ich mir meinen Kindheitstraum von der Premier League noch erfüllen könnte!“