Düsseldorf. Helmut Schulte versuchte nach der 1:4-Pleite von Fürth Gelassenheit auszustrahlen. Lächelnd. Leicht humorig. Was dem tv-erprobten Sportvorstand der Fortuna bis zu einem gewissen Punkt gelang.
„Wenn Sie wissen wollen, was in meinem Kopf los ist, müssen Sie schon den Chirurgen kommen lassen“, entgegnete Schulte auf eine Frage nach seinem Gemütszustand. Will heißen: Gar so schlimm steht es um seine Zweitliga-Kicker nicht. Und: Bitte Ruhe bewahren statt Hektik schüren!
Dass der Ex-Schalker irgendwann auch von der rot-weißen Verletztensträhne sprach, ja, sprechen musste, war zu akzeptieren. Bruno Soares, Weber, Liendl, Paurevic, Gartner, Halloran, Erat – hatte im Sommer wirklich jemand darauf getippt, dass mal diese sieben Profis bei Fortuna gleichzeitig in der Startelf stehen würden? Lotto spielen wäre eine echte, weil gewinnbringendere Alternative.
Duo auf dem Abstellgleis
Genau jene hat Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner derzeit nicht wirklich. Personell gesehen. Es sei denn, er würde noch einmal auf die spielstarken Levan Kenia oder Giannis Gianniotas bauen, die auf dem Abstellgleis geparkt sind. Der Georgier und auch der Grieche, beide mit dem Attribut (zu) „ballverliebt“ behaftet, taugen in den Augen des Coaches offenbar nicht für den Abstiegskampf. Und der könnte spätestens am Wochenende aus Fortuna-Sicht leicht an Drama gewinnen. Bielefeld spielt gegen Aalen, Dresden gegen Sandhausen, Cottbus bei den schwächelnden Berlinern. Alles Aufgaben mit Siegchancen für das Schlusstrio des Zweitliga-Rankings.
„Wir müssen uns am Freitag gegen Ingolstadt einfach mehr zutrauen“, fordert Sportvorstand Schulte deshalb vor der morgigen Heimaufgabe. Nicht von ungefähr. Hatte Schulte doch nicht allein eine gewisse Ängstlichkeit der Fortunen in Halbzeit eins gesehen. Diese aber auch am Gegner festgemacht. Obwohl Fürth nach leistungsmäßig dürftigen Wochen bis zum 1:0 durch Kosovo-Nationalspieler Azemi kurz vor der Halbzeit fahrig im Zusammenspiel wirkte.
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Und doch gab es einen Unterschied: Fürth wollte das Tor, die Fortuna nahtlos an die Wurschtelei der Frankfurter Nullnummer anknüpfen. Oder hatten die Gäste gar keinen umsetzbaren Plan?
Coach Köstner machte die Dienstagspleite in erster Linie an mangelnder Lauffreude und am Zweikampfverhalten fest. Gerade in der ersten Halbzeit. „Die haben wir hergeschenkt. Tut mir leid, aber so geht es nicht! Wir sind schließlich noch nicht über den Berg“, betonte Köstner. Mit ernstem Blick auf die Tabelle.
Aufgedeckte Defensivschwächen
Die Spielanalyse des Fürther Fußballabends wird auch Defensivschwächen aufdecken. Zweimal patzte Keeper Fabian Giefer. Beim 0:3 per 25-Meter-Flachschuss des starken Brosinski tauchte der Torsteher wie eine Bahnschranke. Ungewohnt langsam. Beim 1:4 konnte sich Giefer nicht entscheiden, ob er Azemis Aufsetzer fangen oder fausten wollte.
Coach Köstner mochte keine Torwartdiskussion starten, kreidete die Szene der Abwehr an: „Da muss man auch mal da sein und den Ball wegputzen.“ Adam Bodzek kam gegen Abstauber Zoltan Stieber zu spät. Wirkte auch in anderen Situationen nicht souverän. Kein gutes Zeichen, dass neben überforderten, planlosen Jungspunden auch Fortunas personifizierte Verlässlichkeit wackelt.