Düsseldorf. An den kommenden Sonntagsgegner FC Ingolstadt 04 und den Sportpark an der Manchinger Straße hat Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf keine guten Erinnerungen. Beim letzten Match zeigte das Thermometer minus 16,2 Grad Celsius in Höhe des Spielfeldes.
Der Sportpark im Gewerbegebiet an der Manchinger Straße zählt für den gemeinen Fußballfreund nicht gerade zu jenen Adressen, die das Kickerherz höher schlagen lassen. Das 2010 eröffnete 25-Millionen-Euro-Stadion auf dem ehemaligen Raffinerie-Gelände versprüht nebst Fusionsklub FC Ingolstadt, den vor neun Jahren die Fußballabteilungen der ehemaligen Zweitligisten ESV und MTV gründeten, mit überschaubarem Zuspruch selten jenseits der 10 000-Zuschauer-Marke noch kein großes Flair.
Sonntag (20. Oktober, live in unserem Ticker) muss die Fortuna zum dritten Mal in die Stadt des Automobilherstellers Audi, der seit 2006 auf dem schwarz-roten Dress wirbt. Und als Hauptsponsor einen guten siebenstelligen Betrag pro Spielzeit investiert. Bisher erwies sich die Reise an die Donau nicht gerade als Freudenfahrt.
Beim 1:1-Remis am 4. Februar 2012 wurde an der Grasnarbe minus 16,2 Grad Celsius gemessen. Cheftrainer Norbert Meier verschaffte bei russischer Winterkälte seinen Moon Boots eine Renaissance. „Zum ersten Mal in dieser Woche“, erklärte der Coach, „habe ich beim Fußball nicht gefroren.“
Einige der 6585 Unerschrockenen hatten Thermoskannen mitgebracht. Die waren vor dem Spiel als ausdrücklich erlaubt ausgewiesen worden. Vermutlich hätte der eine oder andere die 90 Minuten plus Halbzeit nicht durchgestanden.
Die Partie erwärmte nur punktuell. Die Fortunen regten sich über eine Gelb-Rote Karte gegen Kapitän Andreas Lambertz auf. Allerdings, weil der Mittelfeldkicker seinen Platzverweis in die Kategorie „grobe Dummheit“ einzuordnen hatte. Lambertz schubste Spielverzögerer Ikeng, der auch das 1:0 nach 24 Minuten erzielt hatte. „Fünf Sekunden fühlst Du Dich im Recht. Dann fliegt Dir das Ding um die Ohren“, meinte Coach Meier.
Schneidig-schmerzhafte Kritik
Sportvorstand Wolf Werner interessierte sich eher für den Patzer von Keeper Michael Ratajczak. Und übte schneidig-schmerzhafte Kritik, die zum eiskalten Wetter passte. „Rata“ hatte Ikengs Kopfballaufsetzer beim 0:1 unter dem rechten Arm durchflutschen lassen. Dass die Vertragsverlängerungsfrage später negativ ausfiel, konnte man an diesem Nachmittag schon erahnen.
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Es ging ohne Ratajczak in die Bundesliga. Und auch ohne Sascha Rösler. Der hatte bei den Schanzern ein Sträußchen mit Dauerwidersacher Leitl auszufechten. Der sprach hinterher nach beidseitig verbalen und physischen Fouls sowie einem eigenen, jedoch ungeahndeten Revanche-Vergehen gegen Rösler von einer „neuen Erfahrung“, die er auf dem Fußballplatz gemacht habe. Wie Fortuna-Praktikant Rösler ist auch Leitl mittlerweile im Profi-Ruhestand. Und wird vermutlich, wie es Blondschopf Rösler schon zur aktiven Zeit tat, über jenen Spiele-Trash einfach nur schmunzeln.
Die Laune war Fortuna-Trainer Norbert Meier beim ersten Auftritt in Ingolstadt am 22. September 2010 gründlich versalzen. Das 0:3 in der Frühphase der Saison war nicht nur die fünfte Niederlage der Null-Punkte-Fortuna in Serie. Nein, seine Schäfchen hatten sich so denkbar schlapp präsentiert, dass erstmals in Meiers Amtszeit Gedanken an einen Wechsel auf dem Chefsessel hochkamen.
Die 0:3-Blamage hatte selbst Michael Melka nicht verhindert können, der nach 410 Tagen Pflichtspielpause erstmals für Michael Ratajczak in der Startelf gestanden hatte. Als damals frischer Papa. Am Nachmittag vor dem Anstoß hatte Mama Alexandra Töchterchen Lia zur Welt gebracht. Was die Laune am Abend allenfalls bei Melka ein wenig aufhellte.
Meier und die Ochsentour
„Ich bin abgrundtief genervt“, erklärte Coach Meier nach einer Nicht-Leistung seiner Mannen, „und jetzt muss ich mich mit diesen Ochsen auch noch in einen Bus setzen. Gut, dass die Fahrt nicht so lang ist.“ Letzteres war der ironische Hinweis auf 560 Autobahnkilometer ab Ingolstadt-Süd bis zur Arena-Abfahrt in Düsseldorf. Eine stramme Sechs-Stunden-Tour, die auf den aktuellen Coach Mike Büskens und seine Mannen nach dem Match übermorgen auch noch zukommen wird.
Meier und die Seinen haben es vor drei Jahren überlebt. Zeigten nach einem Kurztrainingslager in Goch beim 0:1 gegen Bochum wenige Tage später in der Arena wieder eine deutlich engagiertere Leistung. Zogen sich und den Trainer mit einem 3:2 in Osnabrück aus dem verursachten Schlamassel.
Übrigens: In beiden IngolstadtPartien spielte Fortuna in gelben Jerseys. Bei der Niederlage mit grauer Hose, im vergangenen Jahr mit roten Shorts in den DEG-Farben. Der einzige Düsseldorfer Treffer resultierte aus einem Foulelfmeter. Am 4. Februar 2012 traf Spezialist Jens Langeneke.