Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf ist am Mittwoch ins zweite Trainingslager gestartet. Im alt-ehrwürdigen WM-Quartier der Nationalhelden von 1954 bereitet sich der Klub auf die kommenden Saison vor - inklusive Fritz-Walter-Wetter bei der Ankunft. Am Freitag steht der Fortuna ein Härtetest gegen Basel bevor.

Wer’s am Mittwoch-Nachmittag drauf anlegen wollte, dem fiel das Pathos zum Start des zweiten Fortuna-Trainingslagers nicht schwer. Der 12. 000-Einwohner-Ort Spiez am Thunersee begrüßte die Zweitliga-Kicker nebst Trainer- und Betreuerstab feucht. Mit Fritz-Walter-Wetter. War natürlich etwas hoch gegriffen. Doch das einstige deutsche WM-Quartier beim Turnier von 1954 in der Schweiz ist zweifelsfrei ein besonderes. Eine Woche lang werden die Schützlinge von Cheftrainer Mike Büskens im Hotel Belvedere auf 607 Metern über Meereshöhe mit den Weltmeistern konfrontiert.

Am Freitagabend testet die Fortuna gegen Champions-League-Starter Basel

Wo einst der Nürnberger Max Morlock mit dem Lauterer Ottmar Walter ins Tretboot stiegen. Der Kölner Hans Schäfer auf den Sonnenliegen im Hotelpark ein Nachmittagsnickerchen machte. Der Betzebub Fritz Walter mit dem rustikalen Essener Rot-Weissen Helmut „Boss“ Rahn ein Zimmer ohne Fernseher oder gar Computer teilte. Wo Bundestrainer Sepp Herberger und seine Helden ein Teamfoto mit Autogrammen und einer persönlichen Danksagung versahen – genau dort haben die Fortunen bis kommenden Mittwochmittag ihr Lager aufgeschlagen. Dankenswerterweise bezahlt von den Organisatoren des Uhrencups in Grenchen, wo die Fortunen am Freitagabend im 9000 Fans fassenden Stadion Brühl gegen Meister und Champions-League-Starter FC Basel ran müssen. Die Schweiz ist teuer, der Franken hart. Ohne Sponsor fährt ein Profiverein zur Vorbereitung lieber ins benachbarte Österreich.

Ob die Fortuna-Profis noch alle Namen aus jenen Tagen vor 59 Jahren kennen, als die gewonnene Fußball-Weltmeisterschaft den Deutschen nach dem Krieg ein Stück Selbstvertrauen und Lebensfreude zurückgab? In der dritten Etage des Belvedere jedenfalls sind jene Zimmer mit Messingtäfelchen (plus Namen) gekennzeichnet, in denen einst Sepp Herbergers WM-Kicker nächtigten. Darunter war mit Torsteher Toni Turek ein Fortune. „Toni Fußballgott“ teilte sich die Stube 1954 mit Paul Mebus, der vom VfL Benrath stammte, damals aber schon für den 1. FC Köln spielte.

Schwarz-weiße Fußballgeschichte haben in Spiez schon viele Fußballprofis geschnuppert. Argentiniens Nationalmannschaft mit Diego Maradona beispielsweise. Die Iraner auf dem Weg zur WM 2006 in Deutschland. Der 1.FC Köln, die Wolfsburger, die Hamburger, auch Celtic Glasgow und die meisten Profivereine der Schweiz.

Am Donnerstag stehen zwei Trainingseinheiten auf dem Programm

Viel Zeit hatten die Fortunen erst einmal nicht, den Geist ihres prominenten Wochendomizils im Kanton Bern aufzuspüren. Nach einer vierstündigen Flugverspätung stand erst um 18.30 Uhr eine Trainingseinheit auf dem zweieinhalb Kilometer entfernten Sportplatz an der Austraße auf dem Programm. Einzig Innenverteidiger Stelios Malezas hatte die Tour nach Zürich am späten Vormittag nicht mitgemacht.

Der eigentlich hübsche Blick auf die schneebedeckten Zipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau blieb von Wolken versperrt. Was sich bessern soll. Für die nächsten Tage sind 27 Grad Celsius und Sonne vorhergesagt. Ob’s gegenüber dem regnerischen, windigen, kühlen Borkum ein Vor- oder ein Nachteil ist? Die Fortuna-Kicker werden es bald spüren. Zwei Trainingseinheiten stehen am Donnerstag an. Tretboot fahren auf dem Thunersee, ein Mittagsschläfchen im Hotelgarten, eine nächtliche Kneipentour a la Helmut Rahn? Die Profis dürften auf andere Art und Weise nach dem wundersamen „Geist von Spiez“ fahnden.

Übrigens: Auch Spiez lebt nicht (nur) vom vergangenen Ruhm. Im August gibt es hier ein Fußball-Länderspiel. Schweiz gegen die Niederlande. Im Beachsoccer.