Düsseldorf.. Auf 37 Minuten kommt Fortuna Düsseldorfs Neuzugang Genki Omae seitdem er aus Japan in die Landeshauptstadt gewechselt ist. Zuletzt saß der kleine Flügelstürmer eine komplette Partie auf der Bank. Ein Fehleinkauf der Fortuna? Mitnichten. Im Interview spricht Düsseldorfs Manager Wolf Werner über Omae, seine Integration und dessen Chancen in dieser Saison.
Herr Werner, Ihr Neuzugang Genki Omae kam zuletzt beim 3:1-Erfolg gegen den VfB Stuttgart nicht zum Einsatz. Bislang kommt der Japaner nur auf 37 Spielminuten. Erfüllt der Dribbelkünstler nicht Ihre Erwartungen?
Wolf Werner: Es wäre vermessen, wenn man sagen würden, Omae habe in 14 Tagen einen Stammplatz zu erobern. Er muss herangeführt werden - deshalb haben wir ihn ja auch im Winter schon verpflichtet, damit er die Möglichkeit hat, sich an die Mannschaft zu tasten und uns in der Endphase der Saison entscheidend zu helfen. Genki ist sicherlich auch schon ein Vorgriff auf die nächste Saison, eine perspektivische Verpflichtung. Wie auch Bolly. Natürlich haben wir die Hoffnung, dass der Spieler es früher schaffen kann, bei der Qualität die wir gesehen haben. Aber wir haben nicht den Anspruch, dass er mit Gewalt in die erste Mannschaft drängt. Wir haben mit unserem Kader in der Hinrunde 21 Punkte geholt. Genki Omae muss seine Hausaufgaben machen, um ins Team zu kommen.
Hoffen Sie auch ein bisschen auf den "Kagawa-Effekt"?
Werner: Das war wie ein Märchen. Borussia Dortmund verpflichtet einen Spieler für 300.000 Euro und verkauft ihn für 16 Millionen. Das liest sich schön, ist aber ein Einzelfall. Und jetzt hat Kagawa in England große Probleme.
Trotzdem war Omae ein Schnäppchen wir die Fortuna.
Werner: Ein Schnäppchen kann man in Japan nicht mehr schlagen. Spieler, die noch unter Vertrag stehen, oder gerade ihren Vertrag verlängert haben, sind mit einem Schlag wesentlich teurer. Bei Genki Omae lief der Kontrakt im Januar aus, deshalb konnten wir ihn sofort verpflichten. Wir mussten keine Transfersumme in diesem Sinne bezahlen.
Ist es mittlerweile Pflicht für Vereine, sich in Japan nach Talenten umzuschauen?
Werner: Nach dem Bosmann-Urteil wollten alle Vereine Spieler aus dem Ostblock haben. Günstig, mit guter Qualität. Dadurch haben wir in Deutschland verpasst, auf den Nachwuchs zu setzten. Zum Glück hat sich das jetzt wieder regelt. Es war die beste Entscheidung Deutschlands, 2003 die Pflicht nach Leistungszentren einzuführen. Jetzt hat man fast zu viele Talente in Deutschland. Und trotzdem: Der Blick ist nach Asien gewandert, um dort fündig zu werden. Auch in Japan ist man natürlich darauf erpicht, Ablösesummen zu generieren.
Muss deshalb beim Scouting in Japan ganz besonders intensiv ausgewählt werden?
Werner: Wir haben einen Japan-Desk und von dort haben wir uns Informationen eingeholt. Der Manager vom FC Tokio war zwei Mal in Düsseldorf und wir haben intensive Gespräche geführt. Nicht nur über Spieler, sondern auch über eine angestrebte Kooperation. Wir haben in diesem Zusammenhang gesehen, dass die Jungs richtig gut Fußball spielen können. Außerdem empfehlen uns auch immer wieder Berater irgendwelche Spieler aus Japan. Dann heißt es, "alle haben Japaner, nur Fortuna nicht". Aber wir müssen auch finanziell so aufgestellt sein, dass wir die hohen Summen stemmen können. In der Zweiten Liga war das nicht der Fall.
Jetzt ist Düsseldorf Erstligist und hat mit Omae den ersten Japaner zur Fortuna geholt.
Werner: Wir hatten zuletzt vier Spieler im Visier, die uns interessiert haben. Mark Ulshöfer, unser Chefscout, ist nach Japan geflogen, hat sich in zehn Tagen fünf Spiele angeguckt, und dann ein bisschen selektiert, wer für uns interessant ist. Und nachdem er die beiden Hauptkandidaten noch mal beobachtet hat, ist dann die Entscheidung auf Genki Omae gefallen.
Konnte sich Omae schon etwas einleben am Rhein?
Werner: Wie soll das denn gehen? Ein "Einleben" in Düsseldorf konnte noch gar nicht stattfinden, weil Genki Omae erst seit kurzem bei uns ist. Er ist tadellos von seinen Mitspielern aufgenommen worden, ja. Jetzt muss er sich an das sportliche Niveau in Deutschland rantasten. Hier geht alles viel schneller und vor allem muss er lernen, dass man als Offensivspieler auch nach hinten arbeiten muss. Er ist äußerst talentiert und hat sehr gute Anlagen. Aber man hat zum Beispiel in Mönchengladbach gesehen, dass ihm das moderne Umschaltspiel gedanklich noch Schwierigkeiten bereitet. Das muss er im Training verinnerlichen.
Wie viel Schwierigkeiten wird ihm denn die Kommunikation machen?
Werner: Die meisten Japaner sprechen ja etwas Englisch, so dass man sich irgendwie verständigen kann. Es ist schon schwer für den Jungen. Er hat mit Gengo Seta, der unseren Japan-Desk führt, einen ständigen Begleiter bei sich. Er nimmt jetzt schon regelmäßig am Deutschunterreicht teil. Aber das gleiche Problem haben auch Afrikaner oder Spieler aus Südamerika. Einen Europäer zu verpflichten, ist immer einfacher. Aber letztendlich entscheidet man sich für Qualität, für ein Leistungspotenzial, was in einem Spieler steckt. Da sprechen Sprachbarrieren eine untergeordnete Rolle.
Die 8000 Japaner in Düsseldorf werden Omae die Integration vereinfachen.
Werner: Er hat großen Zuspruch aus der japanischen Gesellschaft in Düsseldorf. Auch bemerken wir natürlich mehr Anfragen von japanischen Journalisten. Beim Spiel in Mönchengladbach waren auch etliche Reporter angereist.
Japan ist ein Wirtschaftsfaktor wenn man über Sponsoren redet.
Werner: Im Bereich Sponsoring haben wir noch keine Auswirkungen gespürt. Hitachi war auch schon vor Genki Omae Sponsor bei der Fortuna. Aber da bin ich auch der falsche Ansprechpartner. Ich kümmere mich um Genki Omae und das Sportliche bei Fortuna.