Düsseldorf. Axel Zehle steht den Fortuna-Profis als Mentalcoach jederzeit zur Verfügung. Er weiß: Sport wird zu einem guten Prozentsatz im Kopf entschieden. Der 37-Jährige sieht sich als ein Teambaustein für den Erfolg, als Unterstützer im Hintergrund. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Axel Zehles Debüt bei Fortuna fiel Mitte September 2010 in eine sportliche Krise beim damaligen Fußball-Zweitligisten. Nach einem 0:3 in Ingolstadt war der gebürtige Düsseldorfer gefragt. Cheftrainer Norbert Meier reiste mit seinen Geschlagenen ins Sporthotel De Poort nach Goch. Kurztrainingslager nach null Punkten in fünf Spielen und einer erbärmlichen Leistung an der Donau! Der Coach holte sich einen mentalen Dienstleister an seine Seite.

„Vom ersten Abend damals sind nur noch vier Spieler übrig“, erinnert sich Axel Zehle. Und zwar Jens Langeneke, Andreas Lambertz, Oliver Fink und Johannes van den Bergh. Die Arbeit des 37-jährigen selbstständigen Mentalcoaches, der nach fünf Jahren beim Regionalliga-Team des FC Schalke 04 mit dem damaligen Manager Helmut Schulte und dem jetzigen Fürther Cheftrainer Mike Büskens die Farben wechselte, trug offenbar Früchte. Nach einem unglücklichen 0:1 im Heimspiel gegen den VfL Bochum ging’s für die Rothemden bergauf. Eine Saison später schaffte die Fortuna den Aufstieg, und zuletzt eine exzellente Hinrunde in der Bundesliga – trotz weitgehend neuer Mannschaft.

Geboren in Düsseldorf

„Es wäre allerdings Unsinn, daraus jetzt einen Zusammenhang mit meinem Einstieg zu konstruieren“, betont der gebürtige Düsseldorfer, der inzwischen mit der Familie in Wesel-Flüren am Niederrhein wohnt. Zehle sieht sich als ein Teambaustein für den Erfolg, als Unterstützer im Hintergrund. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Tore schießen schließlich die Protagonisten auf dem Rasen.

Damit’s gelingt, muss in der Regel nicht nur die Fitness stimmen. Sport wird zu einem guten Prozentsatz im Kopf entschieden. „Ich versuche herauszufinden, wo der Schlüssel für die Blockade bei einem Spieler liegt, der seine Leistung nicht abrufen kann“, benennt Zehle ein grobes Beispiel. Näher ins Detail mag er nicht gehen. Mentaltrainer-Schweigepflicht! Wie beim Arzt.

Wichtige Komponenten gerade im Profisport sind der sparsame, kluge Umgang mit der eigenen Energie und der Abbau von Stress. „Dem einen gelingt letzteres in Ruhe. Anderen hilft eine Entspannungsübung. Wieder andere suchen lieber das Gespräch, um etwas loszuwerden“, so Zehle.

Hilfe für Fortuna-Trainer Meier

Auch das Teamcredo hebt der DFB-A-Lizenz-Inhaber hervor. „Man muss an einer Mentalität in der Mannschaft arbeiten, am Miteinander, am Spaß, aber auch an der Ernsthaftigkeit in seinem Tun“, betont Zehle. Gerade der Aufbau eines Teamspirits war in den Sommer-Trainingslagern in Österreich und in den Niederlanden wichtig. Cheftrainer Norbert Meier konnte man in Maria Alm förmlich aus dem Gesicht ablesen, welch Herkulesaufgabe er vor der Brust hatte, 18 Neulinge und nur wenige „Verbliebene“ zu einem Bundesliga-Team zu formen. Zehle half mit. Sein Fazit: „Das war ein kribbeliges Ding, stimmt! Aber ich glaube, wir haben das alle zusammen gut hingekriegt.“ Gerade vor dem Hintergrund der Vorsaison. „Die holprige Rückrunde, die Spiele gegen Hertha, keine wirkliche Aufstiegsfeier, wochenlanges Zittern, ein verkürzter Sommerurlaub, all das zerrt an den Nerven“, blickt Zehle zurück. 21 Pluspunkte nach der Hinrunde sprechen für sich. Auch wenn dies nicht die Rettung für Fortuna bedeutet.

Chefcoach Meier lässt Zehle autark arbeiten, erkundigt sich gelegentlich über den Stand der Dinge. Und hat den einen oder anderen mentalen Kniff natürlich für sich entdeckt. „Vor Spielen“, betont Meier, „bin ich immer im Tunnelblick, kriege nicht mehr viel mit.“ Zehles Übersetzung: „Konzentration auf einen Fokus ist, Dinge wegzulassen.“

Den Spielern steht es frei, sich an den Mentaltrainer zu wenden. „Das ist bei mir kein Elternsprechtag wie in der Schule, wo man zu erscheinen hat.“

Zehle selbst hat eine einfache Form gefunden, nicht nur an seine(n) Beruf(ung) zu denken: „Meine Frau und meine beiden Kinder sind meine Energiequelle. Dazu ist ein gewisser Abstand zum System Profifußball nötig.“