Gegen den deutschen Fußball-Rekordmeister fühlten sich die Düsseldorfer Fortunen wie die Statisten in einem Windmühlenrennen. Überragender Franck Ribery war nicht auszuschalten.
Düsseldorf. Zwei kleine, aber erlaubte Zahlenspielereien verdeutlichten am Samstag den Unterschied zwischen Rot und Weiß, zwischen Aufsteiger und Rekordmeister, zwischen Fortuna und dem FC Bayern München. Die phänomenalen Fortuna-Fans plakatierten beim Einmarsch das einstige 7:1 der Düsseldorfer vom 9. Dezember 1978. Sepp Maiers Trauermiene wirke auch 12 169 Tage später nach. So stand es jedenfalls zu lesen. Das Rheinstadion-Debakel ist bis heute die zweithöchste Bayern-Niederlage in der Bundesliga – hinter einem 0:7 gegen Schalke.
Derweil saß bei den Gästen am Samstagnachmittag mit dem Spanier Javier Martinez ein Kicker auf der Reservebank, der in Ablöse an Athletic Bilbao und Gehalt bei Bayern – geschätzte 45 Millionen Euro zusammen – dreimal so teuer ist wie der komplette Fortuna-Kader.
Alle Mühen haben sich gelohnt
Musste einen das 0:5 (0:2) nach einer völlig einseitigen Partie da wirklich noch wundern? Cheftrainer Norbert Meier hatte am Tag vor dem Heimdebakel noch die Vorfreude, den Genuss auf das Münchener Gastspiel herausgekitzelt: „Für solch einen Nachmittag hat sich doch alle Mühe gelohnt.“
Die Fans folgten bedingungslos. Und feuerten ihre hoffnungslosen Wappenträger unaufhörlich an. Das sorgte für eine euphorisierte, allerdings erfreulich ungiftige Atmosphäre, die in ihrer Art sogar eine Anerkennung für 93 bajuwarisch tolle Spielminuten waren.
Den Fortunen blieb nicht viel übrig, sich in die Statistenrolle zu fügen. Ok., vielleicht hätte man anfangs aggressiver auftreten sollen. Gebracht hätte es vermutlich wenig. Die weißen Gäste machten sich zügig warm und rückten, ballsicher und laufstark, immer weiter an den Fortuna-Strafraum vor.
Das Spiel gegen Ball und Gegner war für die Gastgeber ein nicht zu gewinnendes Windmühlenrennen. Gerade auf der rechten Seite wirkten die Lücken eklatant, weil der erstmals vom Start weg spielende Du-Ri Cha den Kollegen Badstuber und Ribery viel zu viel Freiraum gewährte. Außenverteidiger Tobias Levels geriet gegen den Franzosen schnell unter Druck, musste in der Halbzeit wegen offensichtlicher Gelb-Rot-Gefahr vorsichtshalber vom Feld.
Beeindruckend war auch, wie die Bayern offensiv immer wieder ihre Lücken am und im Fortuna-Strafraum fanden. Und ausnutzten. Riberys pikfeine Außenrist-Flanke landete treffsicher wie ein Spiegelei in der Pfanne auf dem Schlappen von Torjäger Mandzukic. Juanan und van den Bergh standen bei dessen siebtem Saisontor entscheidende Meter falsch.
Ähnlich sah es bei Müllers 3:0 aus. Oder beim vierten Treffer, als Alaba gegen Cha durchstartete, Müller wieder die Lücke zwischen Juanan und van den Bergh sah.
Nochmal so laut
Rafinhas 5:0 nach einem Fehlpass von Lambertz im Mittelfeld machte dann Abwehrchef Langeneke endgültig wütend. Der mopperte auf seine Vorderleute los. Vor allem auf den eingewechselten Voronin, der mit dem einen oder anderen genauen Pass die Partie zuvor ein wenig beruhigt zu haben schien.
Auf den Rängen wurde der Rasenfrust weggesungen: „Die Fortuna ist mein Verein . . .“ Nach dem 0:5 nochmal so laut übrigens.
DAS SPIEL IN DER STATISTIK:
Fortuna: Giefer – van den Bergh, Juanan, Langeneke, Levels (46. Bellinghausen) – Lambertz, Bodzek – Kruse, Ilso (46. Voronin), Cha – Schahin (82. Rafael).
FC Bayern: Neuer – Badstuber, Dante, Boateng, Lahm – Luiz Gustavo, Schweinsteiger (82. Rafinha) – Ribery, Kroos (70. Martinez), Müller – Mandzukic (77. Alaba).
Schiedsrichter: Felix Zwayer (SC Charlottenburg Berlin).
Zuschauer: 54 000.
Tore: 0:1 (28.) Mandzukic, 0:2 (36.) Luiz Gustavo, 0:3 (55.) Müller, 0:4 (86.) Müller, 0:5 (87.) Rafinha.
Gelbe Karten: Levels, Lambertz, van den Bergh – Dante.
Eckbälle: 2:6 (0:3).
Torchancen: 1:10 (0:6).
Torschüsse: 2:25.
Flanken: 13:34.
Ballbesitz: 25:75 Prozent.
Gewonnene Zweikämpfe: 40:69 Prozent.
Foulspiele: 17:13.
Meiste Ballkontakte: Langeneke (47) – Ribery (121).
So geht es weiter: Fortuna – VfL Wolfsburg (Sa., 15.30 Uhr, Arena).