Maria Alm/Düsseldorf. .

Manchmal sieht man es Norbert Meier gar nicht an. Weil die Unberechenbarkeit das wohl auffälligste Markenzeichen des Fortuna-Cheftrainers ist. Und bleiben wird. Gestern allerdings, just zur sonnengetränkten Mittagsstunde im 810 Meter hoch gelegenen Maria Alm, da wirkte der Coach des Fußball-Bundesliga-Rückkehrers so aufgeräumt wie seine Wortwahl. Wie die Gesprächsrunde zum Abschluss des achttägigen Österreich-Trainingslagers zeigen sollte.

Herr Meier, es stand nach dem enttäuschenden 0:2 gegen Wolfsburg II im Test schon zu lesen, Sie stünden im Regen, wirken ratlos, haben eine Reisegruppe auf dem Platz. Nervt Sie das oder schmunzeln Sie drüber?

Norbert Meier: Ach, da bin ich so was von entspannt. Die aktuelle Aufgabe ist doch auch, die Mannschaft konditionell auf einen guten Stand zu bringen. Es hat uns schon in der zweiten Liga ausgezeichnet, dass wir kräftemäßig immer zulegen konnten. Das Spiel gegen Wolfsburg war auf meinem Mist gewachsen und ist wegen des Kunstrasens etwas außer der Wertung. Ich wollte die Mannschaft trotz Müdigkeit unbedingt spielen sehen.

Gegen Panathinaikos Athen beim 0:1 am Mittwochabend hat Ihr Team dann einen besseren Eindruck hinterlassen.

Meier: Aber durch ein fehlerhaftes Verhalten gegen einen abgezockten Champions-League-Qualifikanten verloren. Weil in dieser Szene auch die Spritzigkeit gefehlt hat. In der Bundesliga wird’s genauso sein, wenn Dir ein solcher Fehler unterläuft. Dann verlierst Du, winkst nochmal und fährst mit leeren Händen nach Hause. Grundsätzlich sind wir jetzt aber an einem Punkt der Vorbereitung, wo die Jungs richtig müde sind.

Was man in Bischofshofen gerade bei Axel Bellinghausen gesehen hat. Ihm wollte nichts gelingen.

Meier: Stimmt. Es fiel ihm schwer, die müden Knochen zu bewegen.

Hat es Sie dagegen überrascht, wie gut sich Andreas Lambertz im Vergleich bewegt hat?

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Meier: Ich fand es beachtlich. „Lumpi“ macht auch Fehler, hat aber läuferisch geschnurrt. Seine Spielnatur ist fortuna-prädestiniert. An diesem Jungen werden wir auch in der Bundesliga nicht vorbeikommen. Weil er über seinen Schatten springen kann.

In einer auffällig aktiven Verfassung präsentiert sich derzeit Robbie Kruse.

Meier: Er hatte gute Situationen, zeigt sich im Training ganz anders als im vergangenen Jahr. Das gefällt mir. Andere müssen sich sicher noch steigern. Alle stehen in einem solchen Trainingslager natürlich unter intensiver Beobachtung. Außer nachts.

Dazu gehört auch Timo Furuholm, oder?

Meier: Ich müsste lügen, wenn ich ihn jetzt zum topgesetzten Stürmer erklären würde. Aber Robbie Kruse hat auch eine lange Zeit gebraucht, um sich besser in Szene zu setzen.

Ist ihr Saudi Mazin Alhuthayfi mehr als nur ein Versuch?

Meier: Mal sehen, wie sich das Projekt mit dem Spieler und Al-Ittihad Dschidda entwickelt. Für Mazin ist das Training derzeit in erster Linie eine Frage der Körperbelastung. Was man ihm im Gesicht ansieht. Das wirkt schon etwas ausgemergelt.

Vorstandschef Peter Frymuth erklärte, dass die Sportliche Leitung durchaus noch finanzielle Möglichkeiten hätte, personell nachzubessern. Sehen Sie Ansatzpunkte?

Meier: Ach, das überlasse ich lieber Ihnen. Aber im Ernst: Der Trainer blickt nicht blauäugig in die Zukunft. Sondern denkt immer ein „Was wäre denkbar?“.

Und was wäre denkbar?

Meier: Sicher nicht, dass wir aus der Bundesliga Leute holen. Drei Tage vor Transferende (am 31. August, d. Red.) wäre es auch nicht günstig, weil der bei anderen durch das Sieb Gefallene dann ja wieder Eingewöhnungszeit bräuchte. Es sei denn, der hieße Ronaldo. Mit einer sofortigen Einschlagquote von neunundneunzig Prozent.

Zwei Testspiele in Serie ohne Treffer kann Ihnen aber nicht gefallen haben, oder?

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Meier: Die Chancenverwertung muss optimiert werden. Viele Möglichkeiten werden wir in einem Bundesliga-Spiel nicht bekommen. Trotzdem werden wie keinen einschläfernden Fußball bieten. Wir mussten auch in der zweiten Liga immer die Maschinerie anwerfen.

Deshalb sollte die Mannschaft laufstark sein.

Meier: Nein, sie muss laufstark sein

Mit Gerrit Wegkamp zählt der jüngste Spieler im Kader, gleichzeitig einer Ihrer neuen Offensivkicker, zu den positiven Erscheinungen in Maria Alm.

Meier: Er bewegt sich mit einhundertfünf Prozent der maximalen Herzfrequenz. Er will, er macht, er hängt sich rein. Grundsätzlich müssen alle Jungs aber noch lernen. Man darf Sie aber auch nicht gleich in die Tonne kloppen, wenn es mal nicht so läuft. Die Ansätze sind da. Es wird natürlich bei aktuell sechsundzwanzig Spielern im Kader auch Enttäuschungen geben.