Düsseldorf.

Kassel und Göttingen liegen nur 49 Autobahn-Kilometer auseinander. So gesehen könnte Fortuna-Angreifer Adriano Grimaldi, der in Göttingen geboren wurde, von einem „kleinen“ Heimspiel sprechen, wenn sein Fußball-Zweitliga-Team Sonntag (17.30 Uhr) im Auestadion beim Vorjahreszweiten der Regionalliga, dem einstigen Fast-Bundesligisten KSV Hessen Kassel, um den Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde anzutreten hat.

Zweierlei stört an der Geschichte: Grimaldis Auftritt in der rot-weißen Startelf ist eher unwahrscheinlich. Dazu liegen Kassel (in Hessen) und Göttingen (in Niedersachsen) in verschiedenen Bundesländern. Trotzdem werden Familienmitglieder und Freunde ihrem „Adi“ morgen vor Ort die Daumen drücken.

4000 Fortuna-Fans im Auepark erwartet

Rund 4000 Fortuna-Fans hoffen im Auepark auf einen Pflichtsieg ihrer Lieblinge. Hessen Kassel wusste in der Vorbereitung wahrlich nicht zu glänzen, muss dazu auf den besten Mann, Kapitän Enrico Gaede im defensiven Mittelfeld, wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade verzichten. Gilt zudem mit aktuell nur 16 Feldspielern als eher schwachbrüstig.

Möglich, dass für Fortuna-Cheftrainer Norbert Meier die Karten zu klar auf dem Tisch liegen. Gestern wollte der 52-Jährige vor dem Nachmittagstraining den Journalisten reichlich respektlos weiß machen, Kassel wäre in den beobachteten Tests „Weltklasse gewesen“. Meinte dazu immerhin noch: „Wir haben keinen Grund, irgendein Team zu unterschätzen.“

Dennoch ließ der Trainer keinen Zweifel daran aufkommen, wer den Rasen als Sieger verlassen sollte. Zwei Spielklassen Unterschied und die sportlichen Vorteile der Fortuna, unter anderem in Liga zwei einen vernünftigen Start hingelegt zu haben, verteilen die Rollen klar.

Die ungünstige Pokalhistorie der vergangenen zwölf Jahre, das gab Trainer Meier gestern zum besten, „interessiert mich überhaupt nicht. Weil man die Dinge ohnehin nicht mehr beeinflussen kann“. Was übrigens für jede Lebenssituation gilt, die in der Vergangenheit liegt.

Meier blickte dabei so sauertöpfisch drein, als würde er die nahende Blamage schon spüren. Obwohl es dafür, sportlich, keinen Anhaltspunkt gibt.

Lambertz schwächelt

Ok, Kapitän Andreas Lambertz schwächelt nach überstandener Fieberattacke vom vergangenen Sonntag weiterhin. Und Innenverteidiger Assani Lukimya-Mulongoti schleppt sich mit Rückenbeschwerden herum, musste das gestrige Training sausen lassen. Coach Norbert Meier ließ angesichts der personellen Probleme die Mundwinkel herunter.

Was ein bisschen an den knorrigen Literatur-Kritiker Marcel Reich-Ranicki erinnerte. Der gab in seinem legendären „Literarischen Quartett“ im ZDF auch stets sein Missfallen über Inhalte zu Gehör, die ihm wenig bedeuteten. „Die Geschichte der Eskimos im Norden Grönlands – interessiert mich überhaupt nicht!“ Beispielsweise.

Bleibt an dieser Stelle zu hoffen, dass die Geschichte der Fortuna im Pokal nicht um ein weiteres mieses Kapitel fortgeschrieben wird.

Das würde nicht nur die rot-weiße Kasse empfindlich treffen. Coach Meier warnt seine Kicker vor: „Es ist nicht die Aufgabe des Trainers, die Motivation immer hochzuhalten.“ Heißt übersetzt: Hinfahren, konzentriert spielen, siegen, zurückfahren! Klarer Auftrag, oder?