Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf sorgt für ein Novum im deutschen Fußball. Der Fußball-Zweitligist bekommt ein 20.000-Plätze-Stadion für drei Spiele, weil nebenan in der großen Arena der Eurovision Song Contest steigt.

Der Sturm der Stadion-Fetischisten wird im Internet geplant, die Groundhopper sind in Aufruhr. "Wenn es keine Drehkreuze gibt, benötigen die Ordner eine Sonderschulung", schreibt ein Sammler mit dem Namen "NiWo82" in einem einschlägigen Forum. Niemand will sich vorwerfen lassen, ein Novum im deutschen Fußball versäumt zu haben: Fortuna Düsseldorf erhält derzeit ein Stahlrohr-Ungetüm für drei Spiele.

Und der Lena-Hype ist an allem schuld. Die Sängerin wird am 14. Mai beim Eurovision Song Contest ihren Titel verteidigen und den Fußball aus der Arena verdrängen. Deshalb also das Mammutprojekt: Insgesamt 120 Sattelzüge schleppen das Material an einen Nebenplatz der großen Arena - nur für die Tribünen. Zwei stehen schon, am Ende sollen 20.168 Zuschauer Platz finden. "Wir verbauen 2000 Tonnen Material", sagt Projektleiter Henry Krimmel.

Eine Schweizer Firma (Nüssli) errichtet das Provisorium in atemraubender Geschwindigkeit. "30 bis 50 Leute sind derzeit im Dauereinsatz", sagt Krimmel, "das ist klasse und absolut außergewöhnlich. Schön, dass so was in Deutschland funktioniert." Nicht alle teilen die Begeisterung: Weil Fortuna zuletzt wieder stärker geworden ist, beginnt im Düsseldorfer Rathaus das Zittern.

Stadt sucht Namenssponsor

Als der Klub nach zehn Jahren Durststrecke wieder in die 2. Liga aufstieg, kamen über 50.000 Zuschauer. Für den Kampf um eine Bundesliga-Rückkehr ließen sich wohl auch 75.000 Karten verkaufen. Dann wäre das Drei-Spiele-Stadion aber viel zu klein. Zudem melden sich die Kritiker auch wegen der hohen Kosten: 2,8 Millionen Euro werden fällig, 60 Kilometer Stahlrohr sind nur für den Unterbau notwendig. Am Ende werden 125.000 Teile an ihren Platz gesetzt sein. Die Stadt sucht noch einen Namenssponsor, um die Kosten zu begrenzen.

"In ein anderes Stadion umzuziehen, war für uns keine Option", sagte Fortuna-Präsident Peter Frymuth dem SID. "Es ist auch ein Zeichen, dass wir hier bleiben. Der Song Contest ist ein besonderes Ereignis für unsere Stadt, das erfordert besondere Maßnahmen." Dazu gehört auch, dass fertige Raum-Module eingesetzt werden müssen: für Medien, VIPs (mit Marmorboden), Sanitäter und die Toiletten.

Stadion wird zurückgebaut

Alles muss seine Ordnung haben, damit die Deutsche Fußball Liga (DFL) rechtzeitig vor dem ersten Spiel gegen Union Berlin am 18. April ihren Segen geben kann. Eingeweiht wird das Stadion am 26. März mit dem Spiel der deutschen U17-Nationalmannschaft gegen die Ukraine.

Wie es nachher weitergeht, ist vorgezeichnet. Das Stadion wird nach den Fortuna-Heimspielen wieder zurückgebaut, Teile gehen in die Schweiz, andere werden für das DTM-Rennen am Norisring verwendet. Sollte die Fortuna wirklich noch in den Aufstiegskampf eingreifen, gibt es zumindest in einem Punkt bereits Entwarnung: "Es dürfen viele Fans gleichzeitig hüpfen. Das ist kein Problem für die Statik", sagt Krimmel.

Aber Groundhopper, obwohl der Name es vermuten lässt, hüpfen sowieso nicht gerne. Sie machen lieber ihr Kreuzchen hinter "Düsseldorf, Provisorium" - dann ziehen sie weiter. (sid)