Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf kann einen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt machen. Nötig dafür: Ein Sieg über Augsburg, eine Bremer Pleite in Mainz.
Als gelernter Defensivspieler hat André Hoffmann eine Prämisse. „Mir gefallen die Partien besser, in denen wir zu Null spielen“, bekennt der Fortuna-Innenverteidiger, das jüngste 2:2 in Leipzig war deshalb nicht ganz nach dem Geschmack des Düsseldorfers. Umso mehr behagten ihm jedoch die Umstände des Punktgewinns, für den er selbst verantwortlich zeichnete: mit seinem Kopfballtor in der Nachspielzeit, nach 0:2-Rückstand, beim Viertelfinalisten der Champions League.
Das Remis verschaffte dem Team von Trainer Uwe Rösler nach zahllosen späten Gegentreffern und Punktverlusten in der Rückrunde endlich das umgekehrte Gefühl: Nicht schon wieder die eigenen Nerven bekämpfen zu müssen, sondern auch mal dem Gegner auf die Nerven zu gehen. Auf diese neu entdeckte Fähigkeit setzen die Rheinländer auch im eminent wichtigen Heimspiel gegen Keller-Konkurrent FC Augsburg an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky), der sein verknittertes Nervenkostüm passenderweise gerade glattstreichen muss.
Augsburg hat die Chance verpasst
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Mit dem 1:3 am Mittwoch gegen Hoffenheim verpassten die Schwaben zeitgleich mit Fortunas Last-Minute-Coup in Leipzig die Gelegenheit zum sicheren Klassenerhalt. Bei zwei deutlichen Niederlagen in Düsseldorf und Leipzig sowie einem weiteren klaren Sieg der Rösler-Elf zum Abschluss beim bereits geretteten Aufsteiger Union Berlin könnte der FCA noch auf den Relegationsrang abrutschen.
„Wir hätten es zumachen können. Dass wir diese Chance verpasst haben, ärgert mich“, beschreibt Kapitän Daniel Baier die etwas angespannte Stimmung, in der die Augsburger zur Dienstreise ins Rheinland aufbrachen. Im Stimmungsbarometer auf dem Weg nach oben sind dagegen die ausgeruhten Düsseldorfer. Anders als sonst üblich flog die Mannschaft nach dem Leipzig-Spiel nicht noch spätabends zurück, sondern verbrachte die Nacht vor Ort. Und am nächsten Vormittag konnte sie auf dem Trainingsgelände von Chemie Leipzig noch eine Übungseinheit absolvieren.
Düsseldorfer haben genug Schlaf bekommen
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Im Jahr vor dem Mauerfall spielte Fortuna-Coach Rösler mal eine Saison lang beim heutigen Regionalligisten, nun genoss er die zusätzlichen Stunden und die stressfreie Zeit in seiner alten Heimat: „Wir sind extra einen Tag länger geblieben, um genug Schlaf zu bekommen. Bei den Chemikern hatten wir am Donnerstagmorgen super Bedingungen, konnten uns dort bestens vorbereiten und regenerieren.“
Die Verteidigung von Relegationsplatz 16 gegenüber Bremen scheint für den Vorjahresaufsteiger aktuell das realistische Ziel. Holt Werder im Parallel-Krimi in Mainz aber zumindest ein Remis, ist sogar noch der direkte Klassenerhalt möglich. „Wir wussten von Anfang an, dass wir gegen den Abstieg spielen. Von daher sind wir relativ ruhig“, nannte Rösler am Freitag einen psychologischen Vorteil gegenüber den in dieser Saison überraschend abgestürzten Bremern. Abwehrspezialist Hoffmann betonte: „Das Tor kurz vor Schluss in Leipzig war unheimlich wichtig für die Moral. Unsere Brust ist dadurch einen Tick breiter geworden.“
Die des 27-Jährigen sowieso: Das 2:2 war nach dem Treffer beim Auswärtssieg in Freiburg Ende Februar sein zweites Saisontor. Damit hat André Hoffmann seine Trefferquote in der Bundesliga innerhalb von vier Monaten verdoppelt. Auf den ersten beiden Toren, im Frühjahr 2013 erzielt für Hannover 96, lag schon reichlich Staub. Ein Grund mehr, um über die persönliche Zu-Null-Prämisse einmal großzügig hinwegzusehen.