Düsseldorf. Fortunas Sturmlegende Thomas Allofs spricht im Interview über die Chancen gegen den BVB und einen möglichen Saisonausgang für die Düsseldorfer.

Fortuna Düsseldorf steckt vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Der ehemalige Fortuna-Angreifer Thomas Allofs, der seine Profi-Karriere in Düsseldorf 1978 begann und sie 1992 dort auch beendete, zittert mit seinem Ex-Verein. Im Interview spricht der 60-Jährige über die Düsseldorfer Chancen im Duell mit dem BVB und sein Bauchgefühl, wie die Saison für die Fortuna enden wird.

Thomas Allofs, Sie verfolgen die Spiele von Fortuna Düsseldorf auch in der Corona-Krise. Wie empfinden Sie es, Bundesliga-Spiele vor leeren Rängen zu sehen?

Auch interessant

Thomas Allofs: Man gewöhnt sich schnell an manche Zustände. Ich fand es angenehm, zu sehen, dass die Spieler weniger lamentieren und protestieren. Das hatte zuletzt Überhand genommen. Mit Zuschauern herrscht natürlich eine ganz andere Atmosphäre, aber man muss sich eben langsam wieder an den Zustand rantasten, den wir uns alle wünschen.

Hat Sie das Hygienekonzept der DFL überzeugt?

Thomas Allofs: Absolut. Die Horrorszenarien, die mancher im Vorhinein befürchtet hatte, sind nicht eingetreten. Kein Mensch ist weniger getestet worden, weil Tests für die Bundesliga benötigt wurden. Wir haben ein gutes Gesundheitssystem, das kommt uns nun in dieser Krise zugute. Es gab auch keine Rudelbildung vor den Stadien. Die Bundesliga hat dazu beigetragen, dass ein wenig Normalität im Alltag einkehrt.

Ihr Ex-Verein Fortuna Düsseldorf hat seit dem Re-Start sechs Punkte aus fünf Partien geholt und steckt mitten im Abstiegskampf. Wie bewerten Sie die Situation der Fortuna?

Thomas Allofs: Die Fortuna steht auf dem gleichen Platz wie zu Beginn der Corona-Pause, also ist die Ausgangsposition immerhin nicht schlechter geworden. Natürlich ist die Lage prekär, man muss dringend mal einen Dreier zuhause holen, sonst wird es schwer.

Leichter gesagt als getan, wenn der nächste Gegner Dortmund heißt...

Auch interessant

Thomas Allofs: Klar, Düsseldorf hat jetzt Dortmund und Leipzig vor der Brust. Auf dem Papier sieht die Sache klar aus, da holt man eher nicht viele Punkte. Aber die Fortuna hätte einen Big Point jetzt bitter nötig.

Glauben Sie daran, dass dieser Big Point gegen den BVB gelingt?

Thomas Allofs: Realistisch betrachtet hat Düsseldorf keine Chance. Die Mannschaft müsste wirklich über sich hinauswachsen und Dortmund müsste einen gebrauchten Tag haben. Der BVB hat auch nichts zu verschenken und braucht noch Punkte für die Champions-League-Qualifikation. Das macht es zu einer denkbar schweren Aufgabe. Eigentlich hat man nichts zu verlieren. Es reißt den Spielern keiner den Kopf ab, wenn die Partie verloren geht, also können sie befreit aufspielen. Letzte Saison wurde der Umschwung mit einem Sieg gegen Dortmund eingeleitet. Wenn die Mannschaft über 90 Minuten fehlerfrei spielt, dann gelingt vielleicht auch diesmal ein Überraschungscoup.

Seit Sie 1990/91 15 Tore in einer Saison erzielt haben, hat das kein Düsseldorfer mehr geschafft. Rouwen Hennings steht mit 14 Treffern kurz davor. Gönnen Sie es ihm?

Thomas Allofs: Ich habe damals glaube ich keine Elfmeter geschossen, wenn ich mich recht erinnere, also war ich etwas besser (lacht). Im Ernst: Ich drücke ihm die Daumen. Rouwen ist im Strafraum brandgefährlich. Er schleicht sich immer wieder weg von seinen Gegenspielern in den freien Raum und steht da, wo er stehen muss. Sein Torinstinkt hat der Fortuna unheimlich geholfen.

Auf der anderen Seite steht ebenfalls ein starker Stürmer. Erling Haaland hat beim BVB vom ersten Tag an gezündet. Kann ihn die Fortuna stoppen?

Thomas Allofs: Das wird schwer. Haaland beim BVB – das ist ja fast wie eine Geschichte aus Hollywood. Er passt optimal zur Spielweise der Borussia. Das war eine clevere Wahl von ihm, nach Dortmund zu gehen und nicht nach England. Sie brauchten einen Spieler dieser Art und er passt zu 100 Prozent dorthin. Er bringt alles mit, ist schnell, körperlich und mental stark. Die Fortuna muss auf aufpassen, sich nicht vom ihm abschießen zu lassen. Das Torverhältnis kann am Ende noch wichtig werden.

Was sagt Ihr Bauchgefühl: Bleibt Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga?

Thomas Allofs: Ich habe die Hoffnung, dass es klappt. Gegen Dortmund und Leipzig wäre es nicht überraschend, wenn man keine Punkte holt. Da darf man sich dann nicht aus der Ruhe bringen lassen. In den letzten beiden Spiele geht es gegen Augsburg und Union Berlin, das sind zwei direkte Konkurrenten. Das Ziel muss es sein, den Relegationsplatz zu erreichen. Mein Gefühl sagt mir: Die Fortuna hält in der Relegation die Klasse.