Dortmund. Borussia Dortmund fehlt Geschwindigkeit, Gegner Fortuna Düsseldorf ist konterstark. Dabei ist ein Sieg Pflicht, um die Titelchance zu wahren.
Michael Zorc hat sich einen genauen Eindruck verschafft: Am Mittwoch sah sich der Sportdirektor von Borussia Dortmund in der Johan-Cruyff-Arena das Champions-League-Halbfinale zwischen Ajax Amsterdam und Tottenham Hotspur (2:3) an – und insbesondere Mittelfeldspieler Donny van de Beek, 22 Jahre jung und bis 2022 an Ajax gebunden. Der BVB sucht einen, der von hinten das Spiel aufziehen wie auch vorne Ideengeber sein kann. Und beides beherrscht der Niederländer derart gut, dass viele Spitzenklubs genauer hinschauen – auch wenn nach Informationen dieser Zeitung Ajax noch gar nicht hat erkennen lassen, ob man das Juwel im Sommer ziehen lassen würde.
Die Hoffnung auf ein Wunder bleibt
Doch Zorc nahm auch Erkenntnisse für die aktuelle Saison mit: „Nicht nur wir können einen Vorsprung verspielen“, sagt der 56-Jährige und lacht. Dass verrückte Aufholjagden möglich sind, hat die aktuelle Europapokalwoche hinreichend unter Beweis gestellt. Und das ist die Hoffnung, an die sie sich in Dortmund klammern vor dem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky).
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Bei vier Punkten Rückstand und zwei ausstehenden Spielen muss der BVB gewinnen, um die Chance auf die Meisterschaft zu wahren – auch wenn die „sehr, sehr klein“ ist, wie Axel Witsel einräumt. Aber sie ist da, und auf dem Papier sieht die Aufgabe gegen den Tabellenzehnten nicht allzu kompliziert aus.
Doch Favorit war der BVB schon im Hinspiel – und da kassierte er mit dem 1:2 die erste Saisonniederlage in der Liga. Düsseldorf war ein aggressiver, ekliger Gegner und will es auch diesmal sein. „Wenn wir uns auf einen offenen Schlagabtausch einlassen, haben wir keine Chance“, sagt Trainer Friedhelm Funkel. Stattdessen gelte es, in den Zweikämpfen mit nötiger Härte zu agieren: „Das machen die ja auch, Delaney und Witsel hauen auch dazwischen“, so Funkel. „Da müssen wir uns wehren, das werden wir mit aller Macht tun.“
Größere Sorgen allerdings bereitet den Dortmundern das Tempo der Düsseldorfer Angreifer Dawid Kownacki, Benito Raman und insbesondere Dodi Lukebakio, der im Hinspiel traf. Das Dortmunder Problem: In Achraf Hakimi (Mittelfußbruch) und Marius Wolf (gesperrt) fehlen die schnellsten Abwehrspieler, weshalb es auf den Außenbahnen insgesamt eklatant an Tempo mangelt.
Ausfall von Bürki und Diallo droht
Und damit nicht genug: Auch Torhüter Roman Bürki und Linksverteidiger Abdou Diallo fallen wohl aus – bei Bürki soll eine endgültige Entscheidung heute fallen. Der genesene Lukasz Piszczek ist zwar endlich wieder eine Option von Beginn an. Doch vom Tempo vergangener Tage ist der Routinier ein gutes Stück entfernt.
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Um das zu kompensieren, setzt der BVB auf eine funktionierende Abstimmung – und große Emotionen: Vor dem Spiel wird Christian Pulisic verabschiedet, den es nach über vier Jahren in Dortmund zum FC Chelsea zieht. Und auch die DFB-Pokalsieger von 1989 werden geehrt. Ursprünglich hätte der BVB die Helden von einst gerne nach Berlin eingeladen, aber das Pokalfinale wurde bekanntlich verpasst. Und nun hoffen alle, dass nach dem Spiel an diesem Samstag wenigstens die eine Titelchance noch besteht.