Düsseldorf. Rouwen Hennings spielt mit Fortuna Düsseldorf um den Aufstieg. Der Torjäger war zuletzt 2011 erstklassig. Ein Interview vor dem Aue-Spiel.
Zu einem perfekten Fußballjahr 2018 gehören für Rouwen Hennings zwei Dinge: ein Aufstieg mit Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga und der Umzug seines Lieblingsbäckers von Hamburg an den Rhein – der exzellenten Rumkugeln wegen. Der Bundesliga-Aufstieg lässt sich leichter bewältigen. Und der 30-jährige Torjäger aus Bad Oldesloe soll dabei eine gewichtige Rolle spielen. Sechs Tore hat Hennings vor dem ersten Punktspiel des Jahres am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) gegen Erzgebirge Aue.
Herr Hennings, Sie haben zuletzt in der Saison 2010/11 in der Bundesliga gespielt. Haben Sie das Oberhaus noch im Tank?
Rouwen Hennings: Ich würde sogar sagen, ich habe noch einige Jahre im Profifußball im Tank. Auch in der Bundesliga.
Dem Kölner Simon Terodde eilt der Ruf voraus, nur in der Zweiten Liga zu funktionieren. Sehen Sie sich in einer ähnlichen Rolle?
Hennings: Ich kann meine eigene Leistung sehr gut einschätzen und bin sicher nicht nur ein Zweitligaspieler. Wenn ein paar Spiele in der Bundesliga noch kommen würden, nehme ich die mit. Ich bin da aber eher entspannt und zufrieden mit meiner aktuellen Situation, als dass ich zu verbissen wäre. Man braucht Ausdauer und auch eine Menge Glück zur rechten Zeit, um Profi zu werden. Beides hatte ich. Deshalb bin ich zufrieden, so wie es für mich gelaufen ist.
Sie können auch loslassen. Das haben Sie beim FC Burnley vor anderthalb Jahren bewiesen. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, auf die Premier League zu verzichten?
Hennings: Die Aufstiegssaison in der Championship mit Burnley war eine tolle Zeit, ein überragendes Jahr, einfach cool. Doch gegen Ende der Saison bin ich wegen einer Verletzung aus dem Fokus gerutscht. Der Trainer (Sean Dyche, d. Red.) hat nicht mehr wirklich mit mir geplant. Ich hätte weiter gutes Geld bekommen, wollte aber nicht eine Saison vorwiegend auf der Tribüne verbringen, nur um sagen zu können, ich habe mal ein paar Minuten in der Premier League gespielt. Und der Wechsel zur Fortuna war ja auch kein schlechter.
In der Bundesliga waren Sie zuletzt mit dem FC St. Pauli 2010/11 unterwegs. Sehen Sie Parallelen Ihrer Aufstiegssaison damals zur aktuellen Spielzeit?
Hennings: Beide Mannschaften hatten und haben großes Vertrauen in ihre Stärke. Auch diesmal wissen wir, dass wir gut sind – wenn wir unser Potenzial abrufen.
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Das war in der Hinrunde nicht immer der Fall. Ist das vor allem eine Frage der Kraft? Fortunas Spielstil ist ja überaus laufintensiv.
Hennings: Nein, wir haben eine sehr fitte Mannschaft. Das unterstreichen unsere vielen späten Tore. Kompakt stehen über 90 Minuten, da ist der Hebel anzusetzen, darauf wurde in der Wintervorbereitung Wert gelegt. Wenn wir Kompaktheit über die volle Spieldistanz zeigen, sieht es für uns gut aus.
Mit Ihren Toren ebenso. Wäre es ein persönliches Ziel, eine zweistellige Trefferzahl zu erreichen? Das haben Sie bislang nur zweimal geschafft, im Dress des Karlsruher SC.
Hennings: Zehn oder mehr Tore sind für mich kein Ziel. Damit lade ich mir unnötig nur noch zusätzlichen Druck auf die Schultern. Ich bin für die Mannschaft genauso wichtig, wenn ich die gegnerische Abwehr beschäftige, die Bälle gut verteile.
Sie haben mit einem Dreierpack für den KSC Ihrem jetzigen Trainer Friedhelm Funkel 2014 den Job bei 1860 München weggeschossen. Hat er Ihnen das damalige 0:3 mittlerweile verziehen?
Hennings (lacht): Na klar, aber so ist das Fußball-Business eben. Wer sollte das besser wissen als mein Trainer.
Was zeichnet Friedhelm Funkel aus?
Hennings: Er weiß mit seiner Erfahrung alle Situationen, die guten und die schlechten Spiele einzuschätzen und findet immer die richtigen Worte. Er hat sich eine Gelassenheit angeeignet, die der Mannschaft gut tut. Ich jedenfalls brauche keinen Trainer, der jeden Ball kommentiert und im Training andauern herumschreit.
2012 hat Fortuna als Drittplatzierter den Bundesliga-Aufstieg schon einmal geschafft.
Hennings: Ich würde lieber Erster oder Zweiter werden. Das Relegationsspiel ist ein unglaublicher Stressfaktor, weil es in zwei Spielen einfach um sehr, sehr viel geht.
Mit dem KSC sind Sie 2015 an Ihrem früheren Jugendverein HSV in der Verlängerung gescheitert, obwohl Sie ein Tor erzielt und eines vorbereitet hatten?
Hennings: Danach bin ich zum Glück zügig in den Urlaub gefahren, um die verpasste Chance zu verarbeiten. Das geht im Ausland leichter als in der Stadt, wo einen dann jeder anspricht und bemitleidet. Man braucht eine ganze Zeit, um solch ein unglückliches Ausscheiden zu verarbeiten. Mich zieht die damalige Relegation zum Glück nicht mehr runter. Aber man sieht an dieser verpassten Chance auch eine Gefahr: Statt Bundesliga ist der KSC nun wieder Drittligist.
Fortuna Düsseldorf steigt auf, weil …
Hennings: … wir in den restlichen 16 Spielen stets unser Leistungsvermögen abrufen und die meisten Partien deshalb auch gewinnen.